Cassardim - Die Prinzessin der Schatten

Kapitel 3

Ich landete geschmeidig auf den Füßen, neben mir stand schon mein älterer Bruder. Rhome und Pash flankierten uns links und rechts. Der Waldfürst und seine Gemahlin kamen freundlich lächelnd auf uns zu. „Prinz Adiza und Prinzessin Kiara, schön euch in unserem Palast begrüßen zu dürfen. Wir freuen uns das Fürst Shaell sich doch noch dazu entschieden hat eine Delegation zu schicken." lächelte der Waldfürst. Eine junge Dienerin kam und begleitete uns in unsere Gemächer, dort warteten schon 2 Zofen auf uns. Mit einer unfreundlichen Geste schickte Noár sie zu mir, er wollte keine Hilfe. „Kiara, ich gehe noch kurz etwas erledigen" meinte er mit einem Bedeutungsschweren Blick auf die Zofen, ganz klar er wollte das Thema nicht vor ihnen ansprechen. „Rhome wartet vor dem Zimmer auf dich und wird dir während ich nicht da bin nicht von der Seite weichen" ich nickte zum Zeichen das ich verstanden hatte. Dann ließ er mich mit den Zofen alleine.

Ich hatte mich umgezogen, das schwarze Kleid hatte vorne keinen Ausschnitt, dafür war die Rückenansicht umso gewagter. Man sah meinen Kompletten Rücken. Es hatte wunderschöne Muster und war knöchellang. Außerdem saß es eng und war Figurbetont. Ich trug ein glitzerndes Diadem und Ohrringe. Meine Haare hatte ich gelassen wie sie waren. Ich ging aus dem Zimmer, der Schattengeneral wartete bereits davor. Er betrachtete mein Outfit und Nickte dann. „Das Bankette findet im Fürstlichen Garten statt. Wir werden bereits erwartet" flüsterte Rhome mir zu. „Ok, wer ist alles dabei?" antwortete ich genauso leise. „Alle Fürsten, außer vom Wolkenvolk. Prinz Ifar und seine Schwester Amythia sind statt der Wolkenfürstin anwesend. Versuch einem Tanz mit Prinz Ifar aus dem Weg zu gehen. Noár findet es wäre besser wenn du bei deinem ersten Bankette seit Jahren nicht gleich mit ihm tanzt." „ok" Dann waren wir da. Ich war überhaupt nicht aufgeregt, ich hatte ja schon viele Bankette mit erlebt. Gleichzeitig mit mir traf Noár an der gegenüberliegenden Seite des Gartens ein mit einer Kopfbewegung vorderste er mich auf zu ihm zu kommen. Die Höflinge beobachteten mich genau und tuschelten. Es war ja auch das erste mal seit Jahren, dass ich mich wieder zeigte. Mein Bruder und ich setzten uns als letztes an die lange Tafel. Ich lächelte höflich. Die Waldfürstin hielt eine kurze Rede, in der sie sich über das erscheinen aller Fürstenhäuser freute und eröffnete das Essen. Mir gegenüber saß die Wolkenprinzessin. Ich kannte sie nicht gut und hatte sie nur 2 mal gesehen. Sie lächelte mich an und prostete mir zu ich tat es ihr gleich. Ihr Bruder beobachtete mich schon die ganze Zeit verächtlich. Ich unterhielt mich leise mit dem Mädchen neben mir. Feenja war meine Freundin und schon seit 4 Tagen im Wandernden Wald. „Ich kann ja verstehen warum dich alle beobachten und ich find's auch total ok, wenn sie es unauffällig tun würden." schnaubte sie. „Naja, mir ist es egal. Sollen sie mich doch alle anschauen und über mich reden. Das legt sich schon wieder" vermutete ich und widmete mich dem Essen. Nachdem Essen standen alle auf und schon bald redete jeder mit irgendwem. Ich hielt mich im Hintergrund, auch wenn ich es nie zugeben würde es nervte mich das ich immer wieder neugierig angeschaut wurde. Wenn Noár nicht die ganze neben mir gestanden wäre und jedem der sich uns näherte einen vernichtenden Blick schenkte. Wären wohl schon einige zu mir gekommen. Ich war eigentlich ziemlich froh darüber. Trotzdem sah ich wie nach knapp einer halben Stunde der Wolkenprinz und seine Schwester zu uns kamen. Noárs Blick ignoriert er geflissentlich. „Schön euch auch mal wieder zu sehen, Schattenprinzessin. Ihr habt euch die letzten Jahre erfolgreich vor jeglichen Feierlichkeiten gedrückt" seinen nett formulierten Spott überging ich. Das konnte ich ziemlich gut. „Nicht jeder steht gerne im Mittelpunkt. Auch wenn ihr das bestimmt nicht verstehen könnt, ich hab mich in der ganzen Zeit vor allem mit dem Volk beschäftigt und mich für Verbesserungen im Schattenreich eingesetzt." entgegnete ich freundlich. Immer mehr Höflinge drehten sich zu uns um. Momentan waren wir das Gesprächsthema Nummer eins. Keiner wollte etwas verpassen. Noár stand neben mir und rührte sich nicht vom Fleck, aber er sagte auch nichts. Die Botschaft war klar, er würde mir zwar nicht von der Seite weichen aber sich auch nicht einmischen solange ich die Situation im Griff hatte. „Es ist schön euch wieder zusehen, zwischendurch wussten die meisten in Cassardim nicht mal wie ihr aussaht" meldete sich Amythia zu Wort. Auf mich machte sie einen Freundlichen Eindruck, aber ich blieb misstrauisch. Zu meinem Leidwesen fragte der Wolkenprinz in diesem Augenblick genau das was ich vermeiden wollte: „Prinzessin Kiara, gewährt ihr mir die Ehre eines Tanzes?" Ich wollte schon zu einer Antwort ansetzen, aber genau in diesem Moment klingt sich mein Bruder in unser Gespräch ein. „Meine Schwester wird nicht mit dir tanzen, Ifar." „Und warum nicht?" fragte der Wolkenprinz verächtlich „Du kannst mir den Tanz mit ihr nicht verbieten." „Das kann ich sehr wohl" antwortete Noár gefährlich leise. Gerade als die Situation zu eskalieren drohte schaltete sich die Wolkenprinzessin ein und rette mich mit einem „Prinzessin Kiara, ich würde euch gerne näher kennen lernen. Da wir uns erst wenige Male gesehen haben." Ich musste zugeben es war nicht sehr einfallsreich aber besser als ein Tanz mit Ifar. Also bejahte ich und wir ließen unsere älteren Brüder einfach stehen. Schnell gingen wir an der Rand der kleinen Gesellschaft, kaum war die Situation entschärft setzten alle ihre Gespräche fort. „Da hatten wir ja nochmal Glück, wer weiß was die sich wieder einfallen lassen hätten. Ifar kann manchmal ganz schön schwierig sein. Und jetzt wollte er Prinz Adiza eins auswischen." Ich nickte nur.

Als ich aufwachte war es draußen noch dunkel. Als ich mich aufsetzte wurde mir wieder klar wo ich war, im Wandernden Wald. Da fielen mir auch wieder die Ereignisse vom Vortag ein. Ich hatte mich noch lange mit der Wolkenprinzessin unterhalten, sie war mir am Schluss richtig sympathisch. Ich hatte mich noch etwas mit dem Botschafter der Schattenfeste unterhalten, dann war das Fest auch schon beendet. Jetzt hatte ich keine Lust mehr zu schlafen und da die Zofen noch nicht da waren zog ich mich selbst um. Ein schlichtes Kleid reichte. Dann öffnete ich die Tür. Eine Gruppe von bewaffneten Männern stand vor meinem Zimmer. Es waren Waldkrieger, sie sollten mich beschützen. Da ich etwas frische Luft schnappen wollte ging ich nach draußen, die Krieger folgten mir mit Respektvollen Abstand. Ich setzte mich weiter hinten im Garten auf einen Baumstamm. Dann begann ich in mein kleines Notizbuch einen neuen Song zu schreiben. Ich saß schon eine ganze Weile da und schrieb in das Büchlein, als plötzlich etwas hartes gegen meinen Kopf schlug. Vor Verblüffung schaffte ich es nicht mehr auf dem Baumstamm zu bleiben. Ich fiel herunter und als ich aufstehen wollte wurde ich auch schon von hinten gepackt. Eine kalte Hand legte sich über meinen Mund und verhinderte jegliche Geräusche. Zwar wehrte ich mich nach Kräften, aber es waren einfach zu viele. Ein zweites Mal schlug mir jemand auf den Kopf, da wurde mir schwarz vor Augen.