Die Entscheidung

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Die Wut die sich langsam in ihm ausbreitete, benebelte einen Moment lang seine Sinne. Joko schlug mit der Faust gegen den Türrahmen. Die Worte waren seinem Mund einfach so entglitten. Alles was er all die Monate lang geheim gehalten hatte, war nun an die Oberfläche gedrungen. Klaas kannte die Wahrheit. Und nun? Wie konnte Joko ihm denn überhaupt noch unter die Augen treten? „Joko?" Sein Magen verkrampfte sich. Klaas stand noch vor der Tür. Warum? Was hielt ihn noch hier? „Joko mach bitte die Tür auf." „Warum Klaas?" Seine Stimme zitterte leicht. „Du kennst die Wahrheit. Das..das wolltest du doch." „Bitte Joko." Jokos Finger legten sich um den Türgriff. Was spielte das alles überhaupt noch für eine Rolle? Er hatte sowieso nichts mehr zu verlieren.

Die Tür öffnete sich und Joko erschien im Türrahmen. „Mach es kurz Klaas." Klaas atmete tief durch und zwängte sich dann ohne Vorwarnung an Joko vorbei in das Innere des Hauses. „Geht's noch?" Aufgebracht schloss Joko die Tür hinter sich. „Ich habe dich nicht herein gebeten Klaas." Klaas nickte. „Ich weiß. Aber dass was du mir vorhin an den Kopf geworfen hast..." „Vergiss es einfach wieder Klaas." „Nein. Das tue ich nicht." Er trat nervös von einem Fuss auf den anderen und fuhr dann fort: „Du hast mir deine Gefühle gestanden. Aber..." Klaas verstummte für einen Augenblick.

„Ich denke da gibt es ein Problem." „Ein Problem." Irritiert musterte Joko seinen Kollegen. Überraschend machte Klaas ein paar Schritte auf ihn zu. Joko schnappte nach Luft. „Ja Joko." Die Distanz zwischen ihnen wurde geringer. Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen. Joko konnte deutlich Klaas's Atem in seinem Gesicht spüren. Ihre Lippen fanden sich, verschmolzen förmlich miteinander. Jeglicher Verstand Jokos setzte aus. Klaas Hände umfassten seine Hüfte. Einige Minuten verstrichen, doch letztendlich zog Joko den Kopf zurück und beendete somit den Kuss. „Klaas ich....ich habe dir erzählt weshalb ich dich nach der Show geküsst habe. Aber...warum hast du den Kuss erwidert? Warum küsst du mich jetzt?" Ein Lächeln umspielte Klaas's Mundwinkel was nicht wirklich dafür sorgte das Jokos Verwirrung schwand. „Was hast du damit gemeint als du sagtest dass du denkst dass es ein Problem gibt weil ich dir meine Gefühle gestanden habe?" „Joko ich habe mich in dich verliebt." „Was?", entfuhr es ihm. Was fasselte sein Kollege denn da. „Du glaubst mir nicht, oder?" „Nein. Doch. Ich..." Joko seufzte. „Tut mir leid, aber damit habe ich niemals gerechnet." „Ich dachte auch nicht das du jemals etwas anderes als Freundschaft für mich empfinden würdest.", gestand Klaas. „Und jetzt?" „Ich weiß nicht. Vielleicht setzen wir uns zusammen und sprechen erst einmal in Ruhe über alles." „Nein." Joko war selbst überrascht über seine Antwort. „Okay. Du möchtest also nicht reden Joko? Gut. Was schlägst du denn..." Mit einem Kuss Schnitt er Klaas das Wort ab. „Ich denke nicht das wir jetzt reden sollten." „Soso. Denkst du das." Klaas Blick wanderte von Jokos Lippen zu seinen Augen. „Ja.", brachte Joko leise hervor während sein Herz dem eines Marathonläufers glich. Kurz sah er Klaas noch an ehe er seinen Kollegen am Hemdkragen packte und ihn energisch zu sich zog. Ein zärtlicher Kuss folgte, der sich jedoch schon nach kurzer Zeit steigerte. Ungestüm drängte Klaas Joko gegen die Wand und vertiefte den Kuss noch weiter. Jokos Gedanken rasten. Was passierte hier? Hör auf zu denken Joko. Ermahnte er sich und noch bevor Joko selbst wusste was er tat, wanderten seine Hände zur Knopfleiste von Klaas's Hemd. Mit zitternden Fingern machte er sich daran den obersten Knopf zu öffnen. Klaas löste den Kuss und sah ihn an. „Bist du dir sicher.", fragte er leise. Joko nickte, war sich dabei aber ganz und gar nicht sicher. Wieder vereinten sich ihre Lippen in einem hungrigen Kuss. Klaas streifte sich das nun offene Hemd vom Oberkörper während Joko mit seinen Fingern durch die vom Regen genässten Haare seines Freundes fuhr. Als Klaas den Kuss noch einmal unterbrach und sie einander abermals einen tiefen Blick schenkten, nahm Joko die Unsicherheit in Klaas's Augen wahr. „Ich will dich Joko." Diese Worte ließen ihn erschaudern. „Ich will dich auch Klaas. Trotz aller Ängste, ich will dich hier und jetzt." Ein Lächeln schmückte Klaas's Lippen. Sanft nahm er Jokos Hand. „Gehen wir in dein Schlafzimmer."

Klaas schlug die Augen auf. Warm strahlte die Sonne durch das kleine Fenster und malte die seltsamsten Schatten an die Wände. Wie spät war es? Schlaftrunken setzte er sich auf und kramte sein Handy aus seiner Hose, die neben dem dem Bett lag. Kurz nach zwölf. Wann hatte er Joko heute morgen aufgesucht? So gegen neun? Bei dem Gedanken an die letzten Stunden schlug sein Herz schneller. Mit einen leichten Grinsen wandte er den Kopf. Die andere Seite des Bettes war leer. Joko. Er war fort. Klaas Gedanken überschlugen sich. Wo war sein Kollege? Vielleicht war Joko einfach schon aufgestanden und erwartete ihn gleich in der Küche mit einem leckeren Mittagessen. Klaas schlug die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Eine innere Stimme sagte ihm dass Joko nicht hier war, nicht in der Küche, nicht mehr in diesem Haus. Hastig suchte Klaas seine inzwischen wieder trockenen Kleider zusammen und zog sich an. Wenig später stürzte er aus der Haustür. Ein rascher Blick in alle Zimmer von Jokos Haus hatte gereicht. Er war gegangen. Klaas ging zu seinem Auto. Wo sollte er Joko suchen? Da bemerkte er den Mann der auf dem Beifahrersitz seines Autos saß. Gerade wollte Klaas zu dem Fremden gehen um ihn zur Rede zu stellen, als dieser den Kopf wandte. Joko. Wie war er in den Wagen gekommen? Klaas tastete seine rechte Hosentasche ab in der er sonst immer seine Schlüssel aufbewahrte. Nichts. Kopfschüttelnd ging Klaas zu seinem Wagen hinüber und öffnete die Fahrertür. Ohne Joko aus den Augen zu lassen nahm er neben seinem Kollegen Platz. „Was machst du denn hier draußen?" „Ich....", fing Joko an. „Hey." Klaas nahm Jokos Hände in seine. „Egal was dich bedrückt, du kannst mit mir darüber sprechen." Joko sah zu ihm auf. „Wo ist eigentlich mein Auto?" „Was?" Irritiert musterte Klaas seinen Kollegen. „Noch vor dem Studio. Du...du konntest ja an unserem gemeinsamen Abend mit Steven nicht selbst fahren." „Kannst du mich hinbringen?" Klaas war etwas verwundert über den plötzlichen Themenwechesel, willigte aber ein Joko zum Studio zu fahren. Nach kurzer Fahrt erreichten sie das Gebäude welches einer Insel gleich, in einem Meer von Häusern lag. „So. Da wären wir." Klaas hielt den Wagen ein paar Meter von Jokos Auto entfernt. Dieser machte Anstalten auszusteigen. „Hey Joko, jetzt warte doch mal." „Was denn?" „Ich möchte wissen was mit dir los ist." „Nichts. Alles in Ordnung." Sein Kollege versuchte zu lächeln. Klaas seufzte. Joko machte es ihm aber auch nicht einfach. Sie hatten einander ihre Gefühle gestanden und sogar miteinander geschlafen. Und jetzt? „Haben dir die letzten Stunden mit mir etwa nichts bedeutet?" Klaas wusste selbst nicht weshalb diese Frage so plötzlich aus seinem Mund gekommen war. „Was? Doch... Klaas...ich..." Klaas's Herz machte einen Hüpfer sowie Joko seine Hände in die seinigen nahm. „Hey, wenn es dich beschäftigt was das Team oder unsere Fans davon halten wenn wir ein Paar sind, ich...mir ist auch nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, aber..." „Das ist nicht das Problem.", fiel Joko ihm ins Wort. „Was dann?" „Ich weiß nicht ob ich mit dir zusammen sein kann Klaas." „Was?" Tausend Gedanken flitzten in Klaas's Kopf um die Wette. Was war das denn jetzt? „Joko vor was hast du Angst?" „Ich habe keine Angst. Ich...ich weiß auch nicht. Vor ein paar Stunden dachte ich noch ich müsste meine Gefühle ewig vor dir verstecken und plötzlich weiß ich dass du genauso für mich empfindest. Dass...dass ist eine ganz neue Situation für mich." Klaas wartete bis sein Kollege zuende gesprochen hatte, dann warf er ein: „Für mich ist das doch nicht anders. Nur kann ich anscheinend besser mit alldem umgehen." Joko hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen, was die Stimmung in dem kleinen Auto schlagartig veränderte. Klaas beugte sich vor, Joko tat es ihm gleich, zögerte und zog dann den Kopf zurück bevor sich ihre Lippen berühren konnten. „Weißt du ich habe nachgedacht, vorhin als ich in deinem Auto saß und du geschlafen hast. Und ich habe mich entschieden eine Woche wegzugehen, mir eine Auszeit zu nehmen.“ Klaas wollte etwas erwidern, ließ es dann aber sein. Das alles hier kam ihm plötzlich so unwirklich vor. „Dann nimm dir diese Auszeit, na los, geh doch. Ich werde dich nicht aufhalten.“ Erschrocken über sich selbst setzte Klaas noch einen oben drauf. „Von mir aus kannst du auch zwei Monate wegbleiben oder am besten für immer.“ Joko sah ihn an, lange, sehr lange, viel zu lange. „Steig jetzt bitte aus.“, befahl er ihm und musste sich dabei zusammen reißen Joko nicht doch einfach an sich zu ziehen. Dieser folgte Klaas's Bitte ohne Gegenwehr. Die Beifahrertür knallte und Klaas drückte das Gaspedal. Eilig ohne seinen Kollegen noch eines Blickes zu würdigen fuhr er vom Parkplatz des Studios.

Joko & Klaas Können wir einander wirklich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt