Ein Gläschen zu viel

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Bedacht setzte Joko einen Fuß vor den anderen. Sie hatten zwar das Spiel mit den Bären verloren, insgeheim war Joko jedoch froh darüber, denn er musste nicht noch länger mit Klaas auf dieser Plattform rumhängen. Nach und nach begriff Joko wie knapp er heute der Enthüllung seiner Gefühle für Klaas entkommen war. Mist, mist, mist. Warum konnte er sich nicht zusammenreißen? Warum machte ihn dieser Mann so unglaublich nervös?

Klaas's Augen hingen am Rücken seines Kollegen. Er hatte immer noch nicht herausbekommen was Joko bedrückte, doch die Aufgabe oben auf dem Gerüst hatte einmal mehr gezeigt dass eine mächtige Sache in ihm schlummerte. „Hey." Er verpasste Joko einen freundschaftlichen Stoß. Ein Fehler. Klaas's Kollege stolperte, fing sich wieder und schnellte herum. Panik erfüllte sein Gesicht. „Spinnst du Klaas?" „Sorry Joko. Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen." „Dass ist nicht das Problem.", fauchte Joko. „Du weißt genau das ich Höhenangst habe."

Eine Welle der Erleichterung durchströmte Joko, sowie er sich auf den Stuhl in seiner Garderobe sinken ließ. Er hatte es wirklich geschafft. Das Finale war überstanden. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Nach dem Desaster auf dem Gerüst konnte sich Joko die restlichen Aufgaben lang zusammennehmen. „Joko?" Ihm rutschte beinahe das Herz in die Hose. „Klaa... Klaas." ,stammelte er. Sein Kollege stand in der Tür. Nein. Warum musste er hier auftauchen? „Hey, keine Sorge. Ich will mich nur verabschieden, ich denke nicht dass wir uns in der Sommerpause sehen werden." Joko erhob sich. „Nein, dass glaube ich auch nicht." „Okay." Klaas kam langsam auf ihn zu und Joko nahm abermals auf seiner Sitzgelegenheit Platz. Er musste sich einfach ganz normal von seinem Freund verabschieden. „Also dann." Klaas stand nun direkt vor ihm. Joko schluckte. „Ich wünsche dir eine gute Zeit, erhol dich gut und... wir.... wir sehen uns dann in ein paar Monaten wieder." Er bekam kein Wort heraus und hoffte instinktiv dass Klaas nicht auf die Idee kommen würde ihn zu umarmen. „Ja... danke , dass... dass wünsche ich dir auch.", brachte er kaum hörbar hervor. Klaas lächelte, beugte sich zu ihm hinunter und umarmte ihn. Jokos Puls schnellte in die Höhe. Er schloss die Lider. Wie ein unsichtbarer Mantel hüllte die Wärme seines Gegenübers ihn ein. Jokos legte eine Hand auf Klaas's Rücken. Dieser zog den Kopf zurück um sich aus der Umarmung zu lösen und Sekunden später presste Joko seine Lippen auf Klaas's Mund. Er hatte nicht damit gerechnet, doch als er seinen Kollegen anfing zu küssen, dauerte es nicht lange bis Klaas den Kuss erwiderte. Anfangs zaghaft, dann immer bestimmter. Jokos Hand legte sich an Klaas Wange und sein Freund zog ihn vom Stuhl ohne dabei den Kuss zu beenden. „Joko?", ertönte da Stevens Stimme. „Bist du da?" Blitzschnell löste Joko sich von Klaas und nahm den Alarm in den Augen seines Kollegen wahr. „Zurück auf den Stuhl.", drängte Klaas und öffnete möglichst langsam die Tür. Steven trat in die Garderobe. „Ach Klaas du bist ja auch hier. Das trifft sich. Ich wollte sowieso noch etwas mit euch besprechen, also..." Joko schnappte nach Luft sowie Steven plötzlich verstummte. „Alles okay mit euch?" „Klar." Klaas nickte. „Warum nicht?" „Naja." Der Moderator legte die Stirn in Falten. „Es wirkt so als hättet ihr gerade etwas Verbotenes gemacht." „Äh.. nein....wir.. wir haben uns nur unterhalten.", stammelte Joko und spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Das war auch nur ein Witz. Aber jetzt zu dem was ich mit euch besprechen möchte. Es geht um das Spiel mit den Bären." Steven machte eine Pause und fuhr fort: „Das war keine wirklich tolle Idee. Und ich möchte mich auch im Namen des ganzen Teams bei euch entschuldigen. Besonders bei dir Joko, du weißt schon, wegen deiner Höhenangst." „Ach dass passt schon Steven.", meinte Klaas und legte dem Moderator eine Hand auf die Schulter. Joko nickte wie zu Bestätigung. „Wie wäre es wenn wir noch ein Bier trinken gehen, sozusagen als Wiedergutmachung.", schlug Steven jetzt vor. „Ich bin dabei." „Und du Joko?" Joko überlegte. Schließlich gab er sich einen Ruck. „Klar. Gerne." „Okay." Freudig wandte Steven sich zu Tür. „Ich packe noch schnell mein Zeug zusammen, dann können wir los." „Warte Steven.", hielt Klaas ihn zurück. „Ich begleite dich." Joko sah zu wie die beiden Männer auf den Gang hinaus traten. Bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, drehte Klaas sich noch einmal um und schenkte Joko einen letzten Blick, ehe die Pforte geschlossen wurde.

Klaas setzte die Bierflasche an den Mund. 20 Minuten nachdem Steven Joko und ihn eingeladen hatte, saßen sie jetzt in dem kleinen Biergarten welcher nur ein paar Meter von ihrem Studio entfernt war und gönnten sich jeder eine Flasche Bier. „Ihr habt es mal wieder geschafft Jungs." Klaas stellte die Gasflasche ab und stimmte Steven innerlich zu. Wieder einmal hatten sie gegen ihren Arbeitgeber Pro7 gewonnen. „Also dann." Steven hob seine Flasche. „Auf euren Sieg." Klaas beförderte sein Gefäß ebenfalls in die Luft. Jokos Reaktion kam etwas verzögert, doch schließlich erfüllte ein lautes ein Klirren die Luft. Klaas lächelte in sich hinein und genehmigte sich einen weiteren Schluck der goldbraunen Flüssigkeit. „So, dann schieß mal los." Steven der bis eben noch gegenüber gesessen hatte, war urplötzlich neben ihm aufgetaucht. „Was sind deine Pläne für die nächsten Wochen? Fährst du weg?" „Nein." Klaas schüttelte den Kopf. „Geplant habe ich nichts, aber wer weiß. Und du Steven?" Der Moderator begann zu erzählen. Klaas verharrte auf seinem Stuhl, griff ab und zu nach der Bierflasche und lauschte interessiert Stevens Erzählungen über eine bevorstehende Schweden Reise. Die Minuten flossen nur so dahin und Klaas erschrak zu Tode sowie einer der Kellner auf einmal neben ihm stand.„Entschuldigung , ich möchte mich wirklich nicht in ihr Privatleben einmischen, aber ihr Freund..." Der Kellner wieß zu Joko hinüber. „Ihr Freund hat sich bereits das siebte Bier bestellt." Fast gleichzeitig wanderten Klaas und Stevens Blicke zu Joko. Dieser hing förmlich über seinem Getränk. „Ach du Scheiße.", entfuhr es Steven. Klaas stand auf. Er war so in das Gespräch mit Steven vertieft gewesen, dass er seinen Kollegen vollkommen vergessen hatte. „Okay. Wir zahlen.", entschied Steven und kramte seinen Geldbeutel hervor. Klaas ging um den Tisch herum.„Joko?" Behutsam legte er seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Dieser wandte den Kopf. „Joko. Wir gehen jetzt. Du hast genug Alkohol intus." Er wollte die Bierflasche an sich nehmen, doch Joko schob seine Hand beiseite. „Hey. Fing... Finger.. weg." Klaas seufzte. „Wir gehen jetzt.", wiederholte er. „Okay, aber... lass... lass mich we... wenigstens a...a...aus...trink...en.", lallte Joko. „Von mir aus. Wenn du dann mitkommst."Steven gesellte sich zu ihnen. „Können wir los?" „Joko muss noch austrinken. Hast du gezahlt?" „Der Moderator nickte. „Gut dass der Kellner uns auf Joko aufmerksam gemacht hat. Aber... aber dass ist doch nicht Joko Winterscheidt. Er betrinkt sich doch sonst nie so. Weißt du vielleicht was mit ihm los ist Klaas?" Klaas schüttelte den Kopf. Joko verhielt sich schon seit längerem seltsam. Was war nur mit ihm los? „Fer...fertig.", holte Jokos Stimme ihn da aus seinen Überlegungen zurück. „Gut. Dann können wir ja los. Klaas hilfst du ihm oder soll ich... „Ich.. kann...a... all.... alleine....laufen.", unterbrach Joko Steven. Wie zur Bestätigung erhob er sich, etwas schwankend, von seinem Platz. „Wenn du meinst." Steven beobachtete Joko skeptisch. „Das Studio ist ja gleich um die Ecke Steven. Dass wird er schon schaffen.", versuchte Klaas den Moderator zu beruhigen. Selbst war er aber genauso misstrauisch. „Los..geh....geht's." Joko setzte sich in Bewegung und Klaas folgte ihm schnell, Steven im Schlepptau. Glücklicherweise erreichten sie das Studio ohne größere Zwischenfälle, was in Klaas eine enorme Erleichterung auslöste. Ein Blick auf den Parkplatz genügte und die nächste Frage machte sich in ihm breit. Wie sollte Joko nach Hause kommen? Selbst fahren konnte er auf keinen Fall. Keine Sekunde später platzte es aus ihm heraus: „Ich fahre ihn." „Wen? Joko?", fragte Steven. „Ja. Seinen Wagen kann er ja morgen hier abholen." „Bist du dir sicher Klaas?" „Ganz sicher." „Okay. Dann fahre ich jetzt auch heim. Fahr vorsichtig und pass vor allem auf Joko auf." „Mach ich.", versicherte Klaas. Der Moderator drückte ihn kurz und verschwand in der Dunkelheit. Klaas atmete tief durch und zog sein Handy aus der Hosentasche. Fünf nach eins. „Ich.... ich....fahre dann.... mal."Joko torkelte an ihm vorbei. „Du bleibst hier." Er packte seinen Freund am Unterarm. „Wir fahren zusammen." Ohne eine Antwort abzuwarten zog Klaas Joko zu seinem Auto und verfrachtet ihn auf der Rückbank. Die Fahrt zu Joko verlief ereignislos. Kurz darauf erreichten sie die Haustür. „Gib mir deinen Schlüssel.", befahl Klaas. Joko gehorchte und Klaas sperrte die Tür auf. „Ich begleite dich noch hinein.", entschied er. Drinnen angekommen steuerte Joko sofort auf eine der Türen zu. Klaas war schon des Öfteren hier gewesen, deshalb wusste er sofort dass sich dahinter das Wohnzimmer befand. „Ich gehe jetzt okay?", rief Klaas seinem Kollegen hinterher. Als keine Antwort kam, machte er auf dem Absatz kehrt, legte den Schlüssel auf der Kommode die im Flur stand ab und verließ das Haus.








Joko & Klaas Können wir einander wirklich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt