Das Versprechen

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„Können wir nicht alles vergessen was in den letzen Stunden war?“ Nur mit Mühe bekam Joko diese Frage überhaupt über die Lippen. „Und was soll das ändern Joko? Bist du dir dann ganz sicher das du mit mir zusammen sein willst und bleibst du dann hier?“ Klaas kam näher und fügte sanft hinzu: „Du kannst dir diese Frage doch selbst beantworten.“ Ja. Joko nickte. Klaas hatte recht. Er brauchte diesen Abstand, diese Auszeit. „Komm. Ich fahr dich nach Hause.“ Klaas schob ihn behutsam zu seinem Auto.

Klaas schaltete den Motor aus. Schweigen erfüllte das Auto. Die ganze Fahrt über war kein einziges Wort gefallen. „Ich begleite dich noch zur Tür.“ Bevor Joko protestieren konnte, war Klaas aus dem Wagen gestiegen. Warm schien ihm die gleisend helle Junisonne ins Gesicht. „Klaas?“ Joko war neben ihm aufgetaucht. Fast gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung und standen kurz darauf vor der Haustür. Während Joko sich  daran machte das Schloss zu öffnen fragte Klaas sich was er eigentlich hier machte. Warum hatte er Joko nicht einfach abgesetzt und war dann wieder gefahren? Die Tür schwang auf. Joko schritt über die Schwelle. Klaas nickte innerlich. Es war besser für sie beide jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Einfach alles zu vergessen, die ganzen letzten Stunden, die Klaas nun wie ein Traum vorkamen.

Joko blieb stehen. Er konnte doch jetzt nicht einfach hinein gehen und die Tür hinter sich schließen. Seinen Freund zurück lassen. Wenn er das tat würde er Klaas verlieren. Endgültig. Schritte erklangen hinter ihm, Schritte die sich entfernten, Schritte die leiser wurden. Nein. Joko fuhr herum und war mit wenigen Sätzen bei Klaas. Eisern legte sich seine Hand um das Handgelenk seines Kollegen. „Ich kann dich jetzt nicht gehen lassen Klaas. Bitte. Ich...“ Jokos Augen füllten sich mit Tränen. „Bleib hier und wir finden einen Weg.“ Klaas sah zu Boden. „Vielleicht soll es das einfach nicht geben. Joko und Klaas als Paar. Ich meine wir waren immer ein gutes Team, aber niemals waren da irgendwelche Gefühle im Spiel. Wir waren Freunde. Und vielleicht sollte das auch so bleiben.“ „Nein, nein. Ich habe dich immer nur als Freund gesehen Klaas. Aber das was vor wenigen Monaten passiert ist, ich....ich habe niemals zuvor für einen Menschen so etwas empfunden. Klar war ich schon verliebt, doch bei dir ist das anders. Am liebsten würde ich mir das Herz aus der Brust reißen um das alles nicht mehr fühlen zu müssen.“ Jetzt liefen Joko die Tränen nur so die Wangen hinunter. „Bitte bleib hier Klaas, ich...“ „Hey.“ Klaas nahm sein Gesicht in beide Hände. „Es ist okay Joko. Hey. Beruhig dich. Ich komme mit rein, okay?“

Klaas fuhr sich nervös mindestens schon das fünfte Mal durch seine Haare. Schweigend saß er neben Joko in dessen Haus im  Wohnzimmer auf dem Sofa. „Ich... ich geh kurz duschen.“, durchbrach Jokos Stimme da die Stille. „Klar.“ Klaas nickte. „Hast du vielleicht ein T-Shirt für mich? Mein Hemd ist mir gerade ein bisschen zu warm. Draußen hat es ja fast dreißig Grad.“ „Ich bring dir eins.“ Joko verließ den Raum und kam kurz darauf mit einem beigen kurzärmligen T-Shirt zurück. Wortlos reichte er es Klaas. „Also, ich bin in der Dusche.“ Joko machte auf dem Absatz kehrt.

Joko atmete kurz tief durch und betrat das Wohnzimmer. Klaas war verschwunden. Wo war er? Sofort breitete sich die Angst in Joko aus. „Joko? Bist du fertig mit Duschen? Ich bin in der Küche.“ Ein Glück. Er war noch hier. „Dachtest du etwa ich habe mich einfach aus dem Staub gemacht?“, wollte Klaas wissen als Joko wenig später die Küche betrat. „Nein.“, entgegnete er. „Natürlich nicht.“ „Hey, du trägst ja dasselbe T-Shirt wie ich, nur in blau.“ „Stimmt.“ Joko sah an sich herunter. „Ich habe auf die Schnelle nichts anderes gefunden.“ Ohne zu wissen warum ging er ein paar Schritte auf Klaas zu. Direkt vor dem Tisch auf dem noch immer die Vase mit Stevens Blumen stand blieb Joko stehen. „Wie geht es eigentlich deiner Hand?“ „Meine Hand?“ Joko runzelte die Stirn, bevor er verstand. „Ach so, die Geschichte mit dem Wasserkocher. Ach davon merke ich schon fast gar nichts mehr.“ Klaas stieß hörbar die Luft aus. Bedacht langsam trat er an Joko heran. Fast wie von selbst legten sie einander die Arme um die Hüfte. „Man sieht fast gar nicht das da mal eine Platzwunde an deiner Stirn war. Doktor Rosenholz hat ganze Arbeit geleistet.“, stellte Klaas fest und Joko musste lachen. „Trotzdem war es nicht besonders angenehm. Naja. Aber man musste das Ganze ja zu nähen.“ Wieder folgte absolute Stille.  „Seit wann hast du diese Gefühle für mich?“, erkundigte sich Klaas plötzlich. „Ich....seit ein paar Monaten. Und du?“ „Auch seit drei vier Monaten.“ Joko nickte. Was war das hier eigentlich? Was taten sie hier? „Klaas, ich...ich...“ Er sah seinem Kollegen jetzt direkt in die Augen. „Ich weiß das mit uns ist jetzt nicht besonders gut gelaufen aber...ich verspreche dir ich werde mir klar werden was ich will, meine Gefühle sortieren. Nur kann ich das nicht hier tun, nicht bei dir.“ „Du willst also wirklich gehen?“ Klaas löste sich aus der Umklammerung. „Ja.“ Und mit fester Stimme fügte Joko hinzu: „Meine Entscheidung steht fest. Ich werde nachher noch einen Flug buchen.“ „Okay.“ Klaas streichelte mit dem Daumen seine Wange. „Aber halt dich an dein Versprechen Joko.“ „Das werde ich.“ Jokos Stimme war nur ein Flüstern und er hatte Mühe sich nicht an die Hand seines Freundes zu schmiegen, welche noch immer seine Wange streichelte.

„Ich gehe dann besser.“ Klaas löste sich von Joko. „Melde dich nochmal bei mir bevor du fliegst, okay?“ Ein kurzes Nicken seines Kollegen. Klaas drehte sich um und lief so schnell es ging aus der Küche. Er musste weg von hier. Wenn er blieb würde das die ganze Situation nur noch erschweren.

Joko & Klaas Können wir einander wirklich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt