Samstag, 24. Dezember

38 9 5
                                    

Was soll man schon groß darüber sagen. Es reichte ein, nein zwei Wörter, um diesen Tag zu beschreiben.

Merry Christmas.

Nur war an diesem Tag nichts ‚Merry Christmas'.

Es fing bereits damit an, dass der Schwarzhaarige durch Geschrei seiner Eltern geweckt wurde.

Das war um 12:30 Uhr. Eigentlich akzeptabel, da der Tag somit zur Hälfte um war.

Das Problem an der Sache war, dass sie gestern den Baum noch nicht aufgestellt hatten. Somit stand das heute an.

Eigentlich auch nichts, worüber man sich beschweren sollte.

Das Problem des Teenagers lag auch nicht im schmücken. Nein.

Es lag darin, dass seine Eltern zuvor erstmal aufräumen mussten und das endete in Streit.

„Was ist das hier?! Das liegt seit Monaten hier rum."

„Der Stapel ist bereits vollgestaubt! Wann gedenkst du das alles zu machen?!"

„Warum behalten wir das? Das ist Müll! Schmeiß es sofort weg!"

„Wir Müllen uns nur weiter zu! Was willst du damit noch anfangen?!"

Seine Arme über die Augen legend hörte er dem Geschrei seines Vaters weiter zu.

„Überall liegen Blätter herum! Texte, die niemand mehr lesen wird! SCHMEIßE ES ENGLICH WEG, VERDAMT!"

„Ich räume es ja noch weg, und lesen tu ich es auch noch."

„JA! NUR WANN!"

„Merry Christmas." – Jungkook blickte zu dem zusammengerollten Fellknäul herab, welches auf seinen Beinen die Nacht verbracht hatte. Die im Leobardenmuster gefleckte Katze gab ein leises Miauen von sich, bevor sie sich streckte und ihm zur Begrüßung über die Wange leckte.

Würde der Schwarzhaarige diese liebevolle Geste seinen Freunden erzählen, dann würden sie angewiderte Geräusche machen und das Gesicht verziehen, doch für ihn war das ein Liebesbeweis. Ein Beweis, dass ihn wenigstens einer lieb hatte.

Sich nach weiteren Minuten purer Kuschelzeit ins Badezimmer schleppend ließ sich der Teenager extra viel Zeit, wobei er beim Einschalten seines Handys wiedermal enttäuscht wurde. Nicht mal zu Weihnachten ‚gratulierten' sie ihm. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.

Sich erst wieder aus dem Badezimmer trauend, als das Festnetztelefon läutete und das Geschrei somit erstarb, schlurfte der Teenager die Treppe runter und entschied sich aufgrund des geplanten Käsefondues als Abendessen gegen ein Frühstück.

„Guten Tag."

„Morgen." – noch verschlafen rieb er sich die Augen, seine Stimme kratzig, da sie heute noch nicht genug zum Einsatz kam.

„Wenn dein Vater mit dem telefonieren fertig ist, stellen wir den Baum auf. Okay?" – seine Mutter war bereits damit beschäftigt an Kugel die Anhänger zu befestigen.

„Hmmm. Wir hätten keinen Baum kaufen müssen."

„Warum bist du denn so schlecht gelaunt?"

„Ich bin allein? Auch an Silvester." – darauf bekam er wieder keine Antwort. Aber was hatte er auch erwartet?

Seufzend mit dem Spiel auf dem Handy fortfahrend versuchte er sich wieder weg zu wünschen. Weg aus der Realität, obwohl ihm bewusst war, dass er seiner Psyche damit nur schadete.

15:33 Uhr

Sein Vater beendete das Telefonat.

Jungkooks Nerven lagen zu diesem Zeitpunkt bereits blank.

Es war purer Stress für den Teenager, dass nichts nach Plan lief. Alles war in der Zeit verschoben und die ‚Traditionen' wurden nicht eingehalten.

„Steht der Baum so gut?"

„Perfekt." – er hatte nicht mal hingesehen. Er wollte das Thema endlich abgeschlossen wissen.

Im Anschluss kam die Prozedur der Lichterkette. Eine lange Prozedur. Sie wurde still verbracht. Der ‚Herr des Hauses' brachte die kleinen Lämpchen an, während Jungkook ihm die Lampen anreichte.

16:17 Uhr

Glaskugeln an dem Baum hängen.

Als Kind durfte er es nicht, aufgrund der Gefahr, dass er das ach so gute Dekor runterfallen ließ.

Die erste Kugel hing.

Die zweite auch.

Bei der dritten gab es ein Klirren und betretenes Schweigen.

Immerhin kein schreien.

17:30 Uhr

Baum fertig behangen.

17:47 Uhr

„Wann wollt ihr denn was essen?"

„So um halb sieben?" – Jungkook dachte sich nichts dabei. Er war nun mal einfach kein Fan davon erst um 20:30 Uhr Abendessen.

„So früh schon?"

„Ja."

Ab da an gab es erneutes schweigen und sie begannen das Essen vorzubereiten. Im inneren des Schwarzhaarigen herrschte eine unerwartete Stille, die es ihm jedoch auch nicht erlaubte aus dieser Welt zu fliehen.

18:39 Uhr – 20 Uhr

Essen.

„Ich vermisse deine Schwester." – seine Mutter wischte sich eine Träne weg. – „Zum Glück ist sie nächstes Jahr zurück."

„Warum vermisst du sie?" – verwirrt runzelte der Teenager die Stirn. Es ist ja nicht so, dass sie tot war. Sie war lediglich im Ausland.

„Es ist so still. Und du verbreitest nur schlechte Stimmung, Jungkook."

Ab 20 Uhr

„Kook. Du kannst, wenn du willst ein Paket öffnen." – erstaunt blickte der Schwarzhaarige zu dem Baum.

Darunter lagen zwei Päckchen.

Der Teenager konnte es nicht vermeiden, dass sich eine gewisse Vorfreude in ihm breit machte, die genauso lange anhielt, bis das Papier abgerissen war.

„Ein Spiel?"

„Ja. Dein Vater war mit dir jetzt so oft im Kpop laden, dass du ja schon alles hast und ich wollte, dass du wenigstens etwas auspacken kannst, auch wenn es für uns alle ist."

Gezwungen lächelte der Schwarzhaarige.

„Also, spielen wir jetzt."

Spielen, etwas was er abgrundtief hasste. Es sorgte für so viel Stress, dass er körperliche Schmerzen bekam, doch es war Weihnachten. Ein Familien Event. Und er musste ja gute Stimmung verbreiten, wie seine Schwester.

---

𝕃𝕚𝕗𝕖 𝕀𝕤 ℕ𝕠𝕥 𝔸 𝔽𝕒𝕟 𝔽𝕚𝕔𝕥𝕚𝕠𝕟 /ʲᵘⁿᵍᵏᵒᵒᵏ . ʸᵒᵒⁿᵍⁱ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt