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Die Stunden, die ich mit Thisbe am Spalt der hohen Mauer verbrachte, waren die wärmsten des gesamten Sommers und gleichzeitig die, die mir am schmerzhaftesten auf der Seele brannten, weil der Abstand zwischen uns mir mit jeder weiteren Minute bewusster wurde.

Manchmal blieben wir lange noch nachdem die Sonne hinter dem Horizont verquollen war und der Mond silberne Farbe in die Nacht streute: einladende Lichtkleckse wie bitter gewordene Sonnenstrahlen, Laternen in der Dunkelheit.

»Wonach sehnst du dich in diesem Augenblick am meisten?«, fragte Thisbe mich dann manchmal, wenn ich kaum mehr von ihr erkennen konnte als die Sterne, die sich in ihren Pupillen spiegelten.

Auf besagte Frage antwortete ich dabei stets dasselbe: ein Mantra, das sich erst auf meine Lippen und mit der Zeit auch in mein Herz einbrannte, zu einem Wunsch anreifte, der meine Kehle zum Beben brachte und meine Lippen zu einem Lächeln verdrehte.

»Nach einem Häuschen«, wisperte ich, »einem Häuschen: dort oben auf dem Mond, ein Bett in einem Krater, bei den Sternen, wo es immer hell ist und uns beide nur noch die Unendlichkeit voneinander trennt.«

glühwürmchen in gläsern Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt