10~Wie zuvor

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Ich wurde von einer sanften Stimme geweckt. "Guten Morgen, Chu." Blinzelnd öffnete ich die Augen. "Morgen, Nini", flüsterte ich und drehte mich zu Jennie, um ihr in die Augen zu sehen. Eine Weile lagen wir so da. "Wollen wir zu dem Brunnen gehen, Nini?" Schräg guckte sie mich an. "Welcher Brunnen, Chu?" Sie hat den Brunnen vergessen? "Der Brunnen, wo wir vor dem Konzert in Seoul mit Lisa waren, weißt du nicht mehr?" Mit traurigen Blick schüttelteste du deinen Kopf, während ich mit einer Hand durch deine wunderschönen Haare strich. "Alles gut, Nini, ich zeige ihn dir ein zweites Mal." Hand in Hand machten wir uns auf den weg, wir spazierten durch den Wald, bis wir endlich bei dem Baumkreis ankamen, in welchem der Brunnen stand. "Hierlang, Jenjen." "Jisoo, ich glaube du vertust dich, dort ist kein Brunnen, zum mindest jetzt nicht mehr. Der Brunnen war ein Statue, in Ehren an die koreanische Präsidentin, sie regierte vor etwa 200 Jahren. Doch dann fing sie einem Krieg an, überall sind Bomben eingeschlagen und der Brunnen wurde zerschmettert. Man hat ihn nie wieder aufgebaut, weil die Präsidentin einen unnötigen Krieg begonnen hat, wodurch Südkorea in Hungersnot war und viele Menschen ums Leben kamen, deswegen wollte man sie nicht mehr ehren. Der Brunnen stürzte also vor 189 Jahren. Dort hinten kann man noch den Krater der Bombe sehen, und ein kleines Loch, wo einmal der Brunnen war." "Jennie?" Ernst guckte ich ihr in die Augen. "Irgendwas stimmt hier nicht. Du hast dich nie für Geschichte interessiert, du konntest dir die ganzen Fakten nie merken. Außerdem weiß ich noch wie wir bei dem Brunnen waren und ich bin nicht im Flugzeug abgestürzt." Ich ging drei Schritte auf den Krater zu, an dessen Rand ein kleines Loch war. Hier stand der Brunnen. Im meinem Magen breitete sich ein komisches Gefühl aus, dann schimmerte der Brunnen plötzlich wieder auf. Die Steinmauer wuchs nach oben und er füllte sich mit Wasser. "Jennie schau doch, der Brunnen." Mein Blick verlor sich im glitzernden Wasser und ich tauchte meine Finger hinein, wie ich es schonmal getan hatte. "Jisoo, kannst du mich hören? Öffne deine Augen, bitte!" Jennie lehnte sich über mich, in einem kleinen Zimmer, das Licht blendete so stark, das ich nichts anderes erkennen konnte. Erschrocken machte ich drei Schritte zurück und der Brunnen verschwand. "Jisoo alles okay? Ich war nur kurz dort hinten den Weg runter bei einem Informationsschild zum Brunnen. Du siehst verwirrt aus." "Jennie, wieso soll ich meine Augen öffnen? Aber hast du nicht gesehen, der Brunnen, er war wieder da!" "Wieso die Augen öffnen? Wer hat das gesagt?" Direkt antworte ich, Jennie mit meinem Blick fixiert:"Du?" "Jisoo.", sagte sie und legte eine Hand um meine Schultern. "Was ist los? Seit dem du im Koma lagst hast du diese verdrehten Erinnerungen, aber das kann doch gar nicht passiert sein. Die Präsidentin ist tot. Der Brunnen ist kaputt. Ich glaube wir sollten nochmal zum Arzt." "Nein, nein, sollten wir nicht. Ich weiß, dass das passiert ist, Jennie, du glaubst mir nicht." Heulte ich mit zittrigen Stimme. "Dann erkläre es mir, dann kann ich es ja vielleicht irgendwie verstehen, ich weiß doch auch nicht was hier passiert. Du bist wie ausgewechselt." Ich atmete einmal tief durch und erzählte ihr soviel wie möglich von meinen Erinnerungen. "Dann war ich in der Dunkelheit ohne Boden. Eine Stimme hat mit mir gesprochen und mir erklärt, was Realität ist und, dass es keine Objektive Realität gibt und jetzt leben wir plötzlich nicht mehr in der gleichen subjektiven Realität. Ich bin deiner Realität gefangen, obwohl ich in eine andere gehöre. Jennie, ich bin für dich gestorben, um wieder zu dir zu finden und ich werde dafür kämpfen, dass wir uns wieder in einer Realität finden, die wir beide als real empfinden. Ich habe keine Ahnung, wie zur Hölle das funktionieren soll, aber wir sind verbunden, das spüre ich und der Tod wird uns nicht scheiden. Die Stimme im schwarzen Raum meinte, dass wenn man nur kreativ genug ist, alles real werden kann. Ich denke durch den Brunnen hatte ich Flashbacks und bin kurz wieder in einer anderen Realität gewesen. Und du meintest wahrscheinlich in dieser Realität, ich solle meine Augen öffnen und das werde ich jetzt versuchen. Ich habe keine Ahnung wie bei Gott ich meine Augen in einer Realität öffnen soll, die ich gerade nicht wahrnehmen kann und wie das alles hier überhaupt möglich ist, aber ich denke, das ist die beste Möglichkeit, damit wir uns wirklich wieder finden." Jennie verstummte. Einen Moment lang guckte sie mir in die Augen, sie schien Angst zu haben. "Jisoo?", sagte sie mit einer Ernsthaftigkeit, wie ich sie bei ihr noch nie gehört hab. "Willst du das wirklich riskieren? Was, wenn etwas schief geht? Und wir uns dann vielleicht gar nicht mehr sehen? Eine Träne kullerte über ihre rosane Wange, mit meiner linken Hand wischte ich sie sanft weg. "Ich hab irgendwie ein Gefühl...das Gefühl, dass ich das hinkriege. Kein normales Bauchgefühl, eher so ein Wissen. Ich weiß aus irgendeinem Grund, dass ich es schaffe. Die Frage ist nur wie?"

Gar nicht über dramatisiert, lol.
Danke an alle die bis hierhin gelesen haben <3

Life Is Too Short~JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt