Elaisa
„Mum, Dad ich bin wieder Zuhause!" rief ich, als ich in unsere kleine Hütte hineinlief. Es waren nur ein paar Minuten Fußweg von der Grundschule zu meinem Zuhause. Als ich in das kleine Wohnzimmer mit der offenen Küche kam, dampfte es schon in einem Kochtopf. Meine Mutter rührte im Topf herum, ihre Haare waren zu einem wilden Dutt zusammengebunden und sie trug ein blaues abgetragenes Kleid. Als sie mich hörte, drehte sie sich mit einem Lächeln um. „Hallo, mein Schatz. Wie war die Schule? Dein Dad ist noch in der Miene arbeiten. Er müsste bald nach Hause kommen." Ich lächelte und stellte meine Schultasche neben die Haustür. Dann setzte ich mich auf den abgewetzten Stuhl. „Schön, wir haben heute den Buchstaben D gelernt! Bald kann ich lesen, Mum." Strahlte ich. Die blauen Augen, die meinen zum verwechseln ähnlich waren, wurden weich. „Hast du Hunger, Elaisa? Es gibt Gemüsesuppe." Ich nickte. „Ja!" freute ich mich. Meine Mutter holte eine Schüssel aus dem kleinen Schrank der schmalen Küche, dann schöpfte sie mir die dampfende Mahlzeit hinein. „Lass es dir schmecken, Schatz." Lächelte sie und stellte es mir auf den kleinen Holztisch. Glücklich nahm ich noch einen Löffel und genoss die dampfende heiße Suppe. Es war Herbst und mittlerweile wurden die Tage kälter. Ich hatte nur eine dünner Jacke, sie schützte wenig vor dem kalten Wind. Doch ich war zufrieden, denn ich hatte wenigstens eine Jacke. Jolie, meine Sitznachbarin war aus ihrer Jacke herausgewachsen und ihre Eltern konnten sich keine neue Leisten, erst im nächsten Monat vielleicht, wenn sie einmal auf eine Nahrungskiste, die wir hier von den Wachmännern pro Woche bekamen und bezahlen mussten, verzichten würden, dann konnten sie sich eine Jacke für Jolie leisten. Doch Jolies Mutter war Schwanger seit ein paar Monaten und so wurde es hart Essen zu portionieren. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt sahen meine Mutter und ich uns an. Ehe sie ihre Hände an einem Handtuch abputzte und dann die quietschende Holztür öffnete. Sofort hielt ich die Luft an, als ich drei Wachmänner mit ihren roten Uniformen erkannte. Das bedeutete nichts gutes. Wohnt hier Alexander aus Hütte drei?" Ich erkannte selbst aus der kleinen Entfernung und im schummrigen Licht, dass meine Mutter blass wurde. „Ja, dass ist mein Mann." Der brünette Wachmann nickte, die anderen zwei schwiegen und sahen stur gerade aus. „Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass ihr Mann in den Minen verstorben ist. Wir mussten ihn erschießen, er hatte sich gegen eine Anweisung geweigert sie auszuführen." Ich krallte mich in den Tisch. „Daddy!" schrie ich. Auch meine Mutter krallte sich in die Holztür. „Was? Nein...das würde er niemals tun." Doch der Mann verzog nur kurz die Lippen, ehe er ihr einen Brief reichte. „Mein Beileid. Der Brief dient...das sie drei Myrka als Entschädigung bekommen. Jedoch steht dort auch die offzielle Ankündigung des Alphas und der Luna, dass es ab nächsten Monat aus Kostengründen nicht mehr möglich sein wird, dass Familien in den einzelnen Hütten leben. Alle Familien kommen in eine große Baracke, getrennt von Mann und Frau. Außerdem wird es keine Nahrungsboxen mehr geben, Essen wird nun aus einer Zentralküche kommen. Das ist billiger. Außerdem ist es Kindern nicht mehr gestattet die Schule zu besuchen, das brauchen diese nicht, sie werden sowieso in den Minen arbeiten und die Volksverbrecher die hier her kommen, haben keine Bildung verdient. Ihr Kind wird am nächsten Monat in der Miene mit Zuarbeiten. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend." Der Mann hatte während seiner ganzen Rede keine Miene verzogen, er nickte kurz, ehe er mit seinen anderen Wachmännern davon zog. Wie in Zeitlupe schloss meine Mutter die Haustür. Ich sprang von meinem Stuhl und rannte zu meiner Mutter Ich vergrub meinen Kopf an ihrem Kleid und weinte. „Mummy, ist Daddy wirklich tot? Aber er liebt uns doch! Und ich mag lesen lernen, ich will in die Schule." Überfordert beugte sich meine Mutter zu mir herunter, sie umarmte mich fest und ich konnte Tränen an meiner Seite spüren. „Es wird alles gut, mein Schatz. Du musst immer an das Gute glauben. Denn nur das kann dich retten."
Adam Mac Leod, Kronprinz von Castle Island
Ich verdrehte die Augen als ich das Schloss nach meinem Ausflug betrat. Mit verschränkten Armen stand meine Mutter auf der Marmortreppe. Sie war wie immer schick gekleidet. Trug eine grüne Coullott Hose und ein schwarzes Oberteil. Ich blieb vor dem Treppenabsatz stehen, noch weit genug von meiner Mutter entfernt. „Du bist spät, Adam. Wir hatten drei Uhr gesagt." Ich zuckte mit den Schulter. „Du hast dies beschlossen. Ich habe kein Interesse an deinem Termin." Meine Mutter schnaubte. „Es geht hier um deine Zukunft und der des Volkes." Seufzend nahm ich die ersten Stufen der Treppe. „Mum, hör auf mich mit Frauen verkuppeln zu wollen. Ich will nur meine Mate und ich erkenne dass sie hier nicht ist. Sonst wäre ich nun nicht so ruhig hier bei dir." Aufgebracht marschierte meine Mutter mit ihren Pumps die restlichen Stufen hinauf. „Wer weiß vielleicht wirst du deine Mate auch niemals finden, Adam. Du bist zwanzig Jahre alt, du suchst seit vier Jahren nach deiner Gefährtin! Jedes Jahr veranstalten wir diese Bälle, Tag ein Tag aus streifst du in der Welt herum und dennoch...nichts! Das Volk verlangt eine Frau an deiner Seite." Ich knurrte und ballte meine Hände zu Fäusten. Wie konnte sie es nur wagen? „Und deswegen denkst du dass ich eine dahergelaufene Frau aktzeptieren werde? Ich will nur meine Mate, Mutter. Wie oft noch? Hör auf diese Dates auszumachen!" Ich ließ mir sicherlich nicht von meiner Mutter vorschreiben, mit wem ich mich traf. Ich selbst war verzweifelt, mein innerer Wolf war wütend und unruhig, denn auch er sehnte sich nach seiner Gefährtin. Wo konnte sie nur sein? Erst vor wenigen Wochen war ich mit Castiel, meinem besten Freund, durch die ehemaligen Skandinavischen Gebiete gestreift, aber nichts. War sie vielleicht schon tot? Konnte ich sie nicht beschützen? Meine Mutter hoffte immer wieder auf eine Prinzessin oder Adlige aus einem anderen Rudel, deswegen lud sie alle Frauen die in ihre Schema passten uns am Hofe ein. Und ich sollte mit ihnen Konversation halten, doch ich hatte kein Interesse. Wieso sollte ich meine Zeit mit einer Frau verschwenden, wenn sie nicht meine Mate war? Meine Mutter meinte, ich sollte mich austoben und Spaß haben, Erfahrungen sammeln. Doch jede Berührung mit einer anderen Frau machte mich wütend und unruhig, ließen Galle in mir aufsteigen. Denn ich wollte keine Erfahrung mit anderen Frauen sammeln. Ich wollte alles nur mit meiner Gefährtin erleben. Ich war hoffnungsvoll, dass meine Mate genauso dachte, dass sie auf mich warten würde und wir alles zusammen erleben konnten. „Die Alpha Tochter des Bisclavret Rudels wartet schon, komm mit Adam." Erneut verdrehte ich die Augen und war endlich die Treppe oben angekommen. Ich schüttelte den Kopf. Dann wandte ich mich erneut zur Treppe, ich wollte meine Ruhe und in mein Zimmer. „Du wagst es jetzt nicht fern zu bleiben, Adam!" „Was willst du denn tun, Mutter?" knurrte ich genervt. „Wenn du nicht die Alpha Tochter kennenlernen willst, wird es dieses Jahr auch keinen Ball geben. Und du weißt, dass dieses Jahr auch hochrangige Menschen kommen werden." Laut schnaubte ich aus. „Das ist Erpressung, Mutter." Die Frau die mich geboren hatte, grinste überlegen. „Nur so wirst du es lernen, mein Kind. Ich will nur das beste für dich."
***
Brüllend riss ich mich von der einfältigen Tochter des Alphas von Bisclavret los. Mit großen grünen Augen sah sie mich an. „Es tut mir leid...ich...", stotterte sie und fuhr sich durch ihr schwarzes Haar. „Ich sagte, nicht anfassen. Was ist daran nicht zu verstehen?" Mit roten Wangen antwortete Victoria „Es war so nett zwischen uns. Ich dachte wir sollten uns besser kennenlernen, ehe wir die Verlobung bekannt geben." Blinzelnd kam ich doch wieder einen Schritt auf die Frau zu. Hatte ich mich gerade verhört? Humorlos lachte ich auf. „Velobung? Hat dir das meine Mutter gesagt? Es wird niemals eine Verlobung zwischen uns geben, denn du bist nicht meine Mate. Ich werde nur meine Mate heiraten."
„Aber es ist nicht sicher...es kann noch Jahre dauern. Auch ich warte noch auf meinen Gefährten, jedoch...du hast Verantwortung, ich bin bereit mich zusammen mit dir dieser zu stellen." Knurrend winkte ich ab. „Das ist nicht nötig. Das wird niemand anders als meine Gefährtin mit mir eines Tages tun. Ich werde meiner Verantwortung in ein paar Jahren mit meiner Gefährtin gerecht." Traurig senkte die schwarzhaarige den Kopf. „Dir ist das wirklich ernst mit deiner Mate, oder?" Ich nickte. „Nicht umsonst hat die Mondgöttin uns einen Partner fürs Leben geschenkt, einen Seelenverwandten. Und darauf möchte ich warten." Victorisa seufzte ergeben. „Wenn das dein Wunsch ist...dies werde ich aktzeptieren. Dann werde ich nun gehen. Leb wohl. Ich hoffe du findest bald deine Luna." Müde nickte auch ich. „Das hoffe ich und nichts anderes wünsche ich mir." Als die junge Frau den blauen Saal verließ, seufzte ich. Ich fuhr mir müde durch mein Gesicht. Wo warst du nur kleine Mate? Ich wusste das ich nicht einmal die Hälfte der Welt hinter mir hatte, sodass sie noch überall sein konnte. Doch ich durfte nicht aufgeben. Mittlerweile schloss ich nicht einmal mehr aus, dass sie menschlich war, denn so viele Bälle es in den letzten Jahren gab, hätte auch sie schon darunter sein müssen. Deswegen waren dieses Jahr Menschen eingeladen. Doch selbst das würde mich wahrscheinlich nicht mehr stören, ich wollte sie nur endlich kennenlernen. Ich wollte sie beschützen und mit ihr endlich regieren, sobald meine Mutter und Vater das Amt abgaben. „Ich werde dich finden, meine Mate." Schwor ich in den leeren Raum und war mir sicher, dass ich sie eines Tages in meinen Armen halten durfte. Und dann für immer.
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So....das war das letzte Kapitel von Elaisa und Adam. Ich kann es ehrlich gesagt nicht glauben, als ich es gestern zuende geschrieben hatte, musste ich heulen. Und auch jetzt verdrücke ich mir Tränen. Die beiden haben ihr Glück gefunden ihre Geschichte wurde in die Welt getragen...und wer weiß vlt entschließe ich mich 2023 es wirklich verlegen zu lassen und evtl könnt ihr die beiden dann in "echten Händen" halten.
Diese Geschichte zu beenden war eine der schwersten Dinge dieses Jahr. Doch sie fanden ihren Frieden <3
Ich hoffe euch in anderen Geschichten auch lesen und begeistern zu können <3
Fühlt euch alle gedrückt.
PS: Wer Interesse an einer Gewinnspielbox noch hat, darf mir hier bzw per Privatnachricht schreiben, dann lose ich diese Morgen in einem Zufallsgenerator aus.
LG pink-lilly
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Adventskalender Kyrie Eleison- königliche Weihnachten
WerewolfErlebt königliche Weihnachten mit Elaisa und Adam. In diesem Adventskalender erlebt ihr in 24 Kapiteln wie die beiden die Weihnachtszeit erleben oder überleben. Denn wie jedes Jahr stehen für das Königspaar viele Verpflichtungen am Tagesprogramm. Do...