Ich lehne mit dem Kopf an der Scheibe des Autos und beobachte die glitzernden Wasserperlen, die die glatte gläserne Oberfläche hinunter sausen. Einige langsam, viele aber auch schnell und manche laufen ineinander um ein großes Ganzes zu werden.
Ich fahre mit dem Finger ihre Wege nach und denke an die Sonne. Wenn sie erscheint werden sich ihre Wege verlieren und sie würden aufhören zu existieren. Der Fahrer fragt mich, ob er die nächste links fahren müsse. Ich sage ja. Es sind nur noch ein paar hundert Meter bis zu dem Ort, an dem ich hoffentlich länger als einige Wochen bleibe. Ich sage mir jedes Mal, dass ich länger bleibe und dass ich mich bemühen werde, aber irgendwie war das Glück noch nie so richtig auf meiner Seite.
Ein kleiner Regentropfen läuft nach unten und trifft keinen anderen. Er ist langsamer als die anderen und kommt mir auf eine Art und Weise verlassen vor. Irgendwie tut er mir leid. Ich hoffe der Tropfen verläuft mit einem zweiten bevor ich ankomme. Wir halten an und der Fahrer steigt aus in den nicht enden wollenden Regen. Meinetwegen kann es weiter so regnen, das Wetter entspricht meiner Stimmung momentan prächtig.
Ich sitze ein paar Minuten im Auto und warte, wahrscheinlich holt er jemanden, um mein Gepäck aus dem Kofferraum zu schaffen. Die Seitentür wird geöffnet und eine etwas rundliche Dame lächelt mir freundlich zu. Sie hat rot gefärbte Haare und eine Brille mit dicken Rändern auf ihrer geraden Nase. Ich schätze sie auf Mitte vierzig. „Komm mit rein. Hier draußen ist es ungemütlich und drinnen gibt es andere Mädchen, die dich bestimmt kennenlernen wollen."
Wie oft ich das schon gehört habe. Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht zu zählen. Nachdem sie meine Vorgeschichte wissen, werden sie mich beleidigen oder ignorieren. Daran gewöhnt man sich. Ich lächle nur matt und blicke noch einmal zum Fenster.
Der kleine Regentropfen ist nicht mit einem anderen zerflossen und hat fast den unteren Rand der Scheibe erreicht.
Schweigend steige ich aus der Tür, hinaus in den tosenden Regen.
