Prolog

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»B, willst du heute Abend rüberkommen?«, will meine beste Freundin, Katy von mir wissen, die mich mit ihren strahlenden blauen Augen ansieht. Ich nicke und bringe damit ein Lächeln in ihr Gesicht.

»Dann bis dann!«, rufe ich ihr zu und betrete mein Zuhause aus der ich Geräusche direkt wahrnehme. Bestimmt vergnügen sich Mason und meine Mum in vollen Zügen, was ich gleichzeitig widerlich finde, wobei ich mich darüber freue, wenn meine Mum endlich jemanden hat, mit dem sie sich versteht.

Nachdem sie sich bizarr von meinem Dad getrennt hat, weil er ihr fremdgegangen ist, hat sie Jahre gebraucht, um zu sich zu kommen. Aber nun...sie hat Mason. Mason ist ein toller Typ, der uns ständig auf irgendwelche Reisen mitnimmt.

Ich beschließe die beiden nicht zu stören und heize den Ofen vor, damit ich mir gleich Mini Pizzen reinwerfe. Uni war anstrengend heute und ich hatte nicht viel Kraft frisch zu kochen.

Während der Ofen vorheizt begebe ich mich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich werfe mich in Jogger und einen Pulli, binde meine Haare zu einem Zopf und trete gerade aus meinem Zimmer, als gleichzeitig die Zimmertür meiner Mum aufgeht.

Mir klappt die Kinnlade herunter und jegliche Emotion entweicht meinem Gesicht. Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen, während ich in die hellgrünen Augen meines eigentlichen Freundes sehe. »W-was tust du hier?«, krächze ich, da mir jegliche Spucke wegbleibt. Er steht eingewickelt in einem bloßen Bettlaken von mir, schwitzt und hat zerwühlte Haare.

»Wenn du gleich noch länger brauchst, folge ich dir in die Dusche«, trällert meine Mutter aus dem Zimmer, was mir einen Stich verpasst. Alles was ich geglaubt habe schmerzhaft zu finden, verfliegt genau in dieser Sekunde.

»Noah?«, ich will hören, was er mir zu sagen hat, aber er schweigt. »Noah! Mein Kind kommt bald nachhause. Beeile dich!«, schreit meine Mutter wieder und dann nehme ich Rascheln wahr, bevor sich mir selbst gegenüber steht. Nicht einmal eingewickelt sondern splitterfasernackt. »Oh Gott, Abby

Wie versteinert stehe ich da und sehe Menschen in die Gesichter, die mir am nächsten standen. »Ich hasse euch so sehr«, hauche ich und stürme in mein Zimmer, wo ich meine große Sporttasche heraus krame und hektisch meine Sachen zusammenpacke.

»Babe, lass es mich doch erklären«, ich fasse es nicht, dass er es gerade wirklich sagt. »Sag doch gleich, dass es nicht das ist, wonach es aussieht«, ziehe ich das alles ins Lächerliche, weil ich jeden Moment los weinen werde, aber nicht vor den beiden.

»Deine Mutter hat mich verführt. Gott, ich bin so ein Idiot und ich liebe dich Babe. Bitte, geh nicht«, ich spüre seine dreckigen Hände an mir und schlage direkt hektisch um mich. »Fass mich nie wieder an. Ich will nichts mehr von dir hören, geschweige denn dich noch einmal sehen«, die wichtigsten Sachen habe ich. Den Rest werde ich holen, sobald niemand hier im Haus ist.

»Schätzchen, warte«, meine Mutter ist nun wenigstens angezogen und ich sehe, wie ihr Tränen über die Wangen laufen. »Wie lange?«, krächze ich gebrochen.

»Nicht lange«, haucht sie und will mir näher treten, aber ich trete automatisch zurück. »Einige Wochen schon«, ergänzt sie und ich glaube es nicht.

»Fahrt zur Hölle ihr beiden!«, damit stürme ich komplett hinaus, setze mich in meinen kleinen Fiat und fahre los. Ich weiß zwar noch nicht wohin, aber so weit weg von denen, wie es gerade möglich ist.

Auf dem Weg beginnt es zu schütten und meine Tränen, die nun freien Lauf haben, verschlechtern mir die Sicht und ich beschließe an die Tankstelle zu fahren, die ich gerade sehe. Mein Auto parke ich auf dem Parkplatz und gehe entschlossen ins Innere, wo ich mir etwas zu trinken kaufen möchte.

Kurz zucken meine Finger zum Alkohol zu greifen, aber ich lasse es dennoch und bezahle mein Wasser. Kaum gehe ich wieder heraus, regnet es noch stärker und innerhalb von Sekunden ist mein Körper samt der Kleidung total durchnässt. »Wieso hasst mich das Leben so?«, schluchze ich und sinke kraftlos zu Boden.

»Junge Frau, alles in Ordnung?«, ich hebe meinen Kopf an, sobald ich eine tiefe und raue Stimme wahrnehme. Warme braune Augen mustern mich besorgt und ich spanne mich sofort an. »Aubrey?« Er spricht meinen Namen so vertraut aus, dass sich eine Gänsehaut über meinen Körper legt.

»Hey«, bringe ich mit einem gezwungenen Lächeln hervor, aber er schüttelt ansetzte den Kopf und zieht mich auf die Beine. »Was tust du hier draußen? Solltest du nicht zu der Zeit längst zuhause sein?«, sollte, ja. Ob ich es will? Definitiv nicht.

»Ich will nicht Nahhause«, lasse ich ihn wissen und schüttele meinen Kopf. »Was ist passiert?«

»Lass mich in Ruhe, Ray!«, knurre ich, weil er mir zu viele Fragen stellt. Ich versuche mich ihm zu entreißen, bin aber machtlos gegen seine ganze Kraft.

»Ich fahre dich Nahhause, komm«, er will wieder meinen Arm ergreifen, ich weiche dennoch schnell aus und will von ihm weglaufen, da packt er mich selbstsicher an der Hüfte, stemmt mich wie einen Sack über seine Schulter und verfrachtet mich in sein Auto. »Bist du bescheuert?«

»Offensichtlich wehrst du dich dagegen nachhause zu fahren, also muss etwas passiert sein. Draußen erfrierst du noch und mein Bruder bringt dich um, wenn er erfährt, dass du hier draußen alleine bist«, bei dem Wort Bruder, fahre ich zusammen und habe direkt wieder die Bilder von ihm und meiner Mutter nackt im Kopf.

»I-ich-«

»Was hat er getan? Und ich schwöre dir du redest besser, sonst rufe ich ihn an und frage«, da ich aber kein Wort herausbringe, holt er sein Handy heraus und beginnt eine Nummer zu wählen, doch ich schlage ihm das Telefon aus der Hand. »Das wirst du mir ersetzen«, knurrt er und sieht mich warnend an.

»Kannst du mich einfach mit zu dir nehmen?«, hauche ich und dann wird sein Blick sofort weicher. »Ich hole morgen dein Auto oder besser gesagt bringe ich dich morgen wieder her, wenn du dich eingekriegt hast, okay?«, ich nicke, dann setzt sich Ray ans Steuer und fährt los.

His Sinful Touch | SHORTSTORY ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt