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»Hallo?«, wedelt nun jemand vor meinem Gesicht herum und ich löse mich aus meiner Starre. Auch Ray bemerkt es und räuspert sich, ehe er weitermacht. »Entschuldige, was hast du gesagt?«, flüstere ich dem jungen Mann zu, der wie ein Pilz neben mir aufgetaucht ist.

»Hast du noch einen Stift?«, ich nickte und krame in meiner Tasche herum. Mein Herz hämmert aus meiner Brust und der Stift rollt mir aus der Hand vor Nervosität. »Ich danke dir. Mein Name ist Gavin und du bist?«

»Aubrey«, entgegne ich knapp und wende für keine Sekunde den Blick von Ray ab. »Und du bist komplett neu hier?«, spricht mich Gavin weiter voll, was mich gerade ziemlich nervt, so nett wie möglich antworte ich ihm und werde dabei von einem Räuspern unterbrochen.

»Möchten Sie beiden noch einen Kaffee zum Quatschen?«, Ray's Stimme durchdringt bis zur letzten Zelle meines Körpers. Alles, was mich aufgebaut hat, bröckelt innerhalb von Sekunden. »Entschuldigung R...Mr Bennett«, hauche ich und schäme mich erneut, weil ich fast sieben Vornamen vor hunderten Studenten gesagt habe.

»Sie kommen nach der Vorlesung bitte zu mir, Miss...«

»Holloway«, ergänze ich, auch wenn mir glasklar ist, dass er meinen Nachnamen kennt. »Sie haben mich verstanden«, ich nicke und er fährt mit der Vorlesung fort. 

Sobald diese zu ende ist, packe ich langsam meine Sachen zusammen. So langsam, dass bereits alle anderen Studenten weg sind.

»Kommen Sie«, ruft er mir durch den großen Saal zu und ich begebe mich ganz langsam zu ihm. Will ich das? Jain. Irgendwas zieht mich wieder zu ihm, auch wenn es das nicht sollte. Gleichzeitig weiß ich, dass ich mich verlieren werden.

»Ray, ich wusste nicht-«

»Ich bin nicht mehr Ray für dich, Aubrey. Der Fakt, dass ich dich schon ewig kenne macht es nicht besser, aber der Fakt, dass wir miteinander intim waren, überschreitet nochmal alle Grenzen. Ich möchte hiermit klar stellen, dass du niemanden davon erzählst, dass wir uns kennen. Es kann mich meinen Job kosten«, ich verstehe ihn und hatte jetzt auch nicht vor überall rumzuschreien, dass wir was hatten oder er der Bruder von meinem Ex ist.

»Okay«, nicke ich und weiß, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben, weshalb ich mich von ihm abwende und gehen möchte, da brennt sich plötzlich seine Berührung in meine Haut ein, als er mich an meinem nackten Oberarm ergreift.

»Warte«, er dreht mich zu sich und ich könnte schwören, dass hier gerade Funken sprühen. Seine Augen sind noch dunkler, als sonst und in mir beginnt es augenblicklich zu kribbeln. Diese Berührung ist eine bloße Sünde. Er darf es nicht tun und ich es nicht zulassen. Dennoch stehen wir hier, direkt voreinander und ziehen uns mit bloßen Augen aus.

»Ich will hören, wie du meinen Namen schreist, Aubrey«, fordert er mich auf, während sich seine Länge in mir bewegt. Mein Körper gehört vollkommen ihm und ich glaube nicht, dass ich es tue. Es fühlt sich falsch und richtig zugleich an.

»Ray!«, entflieht es meiner Kehle, als er einen Punkt erreicht, der mich in eine andere Welt katapultiert. »Lauter, Cinderella«, er bezeichnet mich als eine Prinzessin und mein Herz droht dabei aus meiner Brust zu hüpfen.

»Aubrey?«, wedelt mir Ray vor der Nase herum und ich bin nun im Hier und Jetzt. In einer Realität, die innerlich weh tut. »Ich sollte gehen«, er nickt, hält mich aber weiterhin fest. Wieso muss es sich so gut anfühlen?

Ich habe diesen Mann seit der Nacht nicht mehr gesehen, weil ich die Stadt verlassen habe. Ab und zu hat er sich bei mir gemeldet, aber der Kontakt wurde immer weniger. Innerhalb von einer Woche war dieser komplett weg, aber es war richtig so. Niemand wusste von uns, außer Katy. Niemand sollte auch jemals davon erfahren.

»Du solltest es tun«, gibt Ray mit rauer Stimme von sich, lässt mich aber wieder nicht los. »Mr Bennett, lassen Sie mich bitte los«, gebe ich offiziell von mir, entreiße mich von ihm und stürme aus dem Hörsaal direkt zu den Toiletten, wo ich mich in der Kabine einschließe und meinen Tränen freien Lauf lasse.

Meine Brust tut höllisch weh und auch wenn ich keine Beziehung mehr eingehen will, nach der Sache mit Noah, verletzt mich der Fakt, dass Ray mein Professor ist so sehr, dass ich nicht anders kann, als zu weinen.

Im gleichen Moment klingelt mein Handy. Es ist Katy. »Wo bist du Babes?«, ich gebe ihr bescheid, dass wir uns gleich im Campuscafé treffen, weil ich mich noch frisch machen will. In die Uni schminke ich mich nie, weshalb ich mein Gesicht komplett wasche, es vorsichtig abtupfe und hoffentlich nicht mehr so verheult aussehe.

»Wieso hast du geheult?«, ist das erste was Katy mich fragt, sobald sie mich sieht. »Ich weiß es nicht, Katy«

»Ist er hier? Noah?«, ich schüttele den Kopf. Wegen ihm diene ich schon lange nicht mehr. Das einzige was ich ihm gegenüber verspüre ist Hass, so wie auch meiner Mutter gegenüber. »Ray ist hier«, flüstere ich ihr ins Ohr und sinke auf den Stuhl im Café hinter mir zurück.

»Ich hole Kaffee und dann erzählst du mir alles«, sie stellt sich direkt an und mich erreicht eine Nachricht von einer Nummer, die ich so nicht eingespeichert habe.

...ich kann dich nicht vergessen Babe. Du bist 24/7 in meiner Kopf und ich will zu dir, Babe. Ich vermisse dich und kann mit dem Gedanken nicht Leben, dass du mich hasst. Verzeih mir, Babe. Ich liebe dich...

Ich stocke und starre einfach nur auf diese Nachricht. Ich lese diese mehrmals, ehe ich verstehe, dass diese wirklich von Noah ist. Wie wagt er es mir nach Jahren noch immer zu schreiben...Perplex sehe ich noch weiter auf den Bildschirm, weil ich es nicht glauben kann.

»Babes, was ist los?«, ich drehe meine Handy zu Katy, die direkt aggressiv zu schauen beginnt. »Ich dachte, als ich ihn zusammengeschlagen habe, hat er es verstanden. So ein dreckiger Mistkerl!«, sie spricht etwas lauter, als sie sollte und kassiert damit einige Blicke, die sie dann lachend abstreitet.

Während ich sie zu beruhigen versuche, schweift mein Blick über das Café und bleibt an ihm hängen. Er sitzt dort mit Mrs Andrews, meiner ehemaligen Geschichtsdozentin. Super. Sie lächelt ihn an und dreht eine dunkle Haarsträhne um ihren Finger. Er scheint aber auch nicht ganz abgeneigt zu sein und trink von seinem Kaffee.

Sein Blick trifft plötzlich auf meinen und ich sehe sofort weg.
Werde noch peinlicher, Aubrey. Er ist dien Professor und du hast bei ihm nichts zu suchen!

His Sinful Touch | SHORTSTORY ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt