Kapitel 24

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»Und nun holen wir uns Triceratops!«, befahl Valon lautstark, während er auf sein rot-schwarzes Motorrad stieg.

Gehorsam kam James mit etwas Triceratopsfleisch aus eines der Trucks heraus und näherte sich Typhon, der sich humpelnd in seine Richtung bewegte. Furcht machte sich in seinen honigbraunen Augen breit, als er dem Tyrannovenator das Stück Fleisch zu warf. Einen Moment roch der versklavte Dinosaurier am Aas, woraufhin er es mit einem Bissen verzehrte. Für seinen unerbittlichen Hunger war diese kleine Mahlzeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein in der Wüste.
James floh wieder in den Truck zurück, wobei er noch kurz mit Valon sprach.

»Meister, seit wir auf Nissivros sind, haben wir Typhon nur wenige, verrottete Kadaver zum Fressen gegeben. Sofia hat aber gesagt...«, sagte er unsicher.

»Sofia hat uns Garnichts zu sagen! Ja, sie hat gesagt, dass er sich ausgehungert nicht konzentrieren könne, aber Sofia und das Labor haben uns schon von Anbeginn der Zeit angelogen«, konterte Valon kritisch. »Außerdem spüren satte Dinosaurier keine Beute auf.«

James drehte sich um, schlug sich gegen die Stirn und stieg in den Truck ein, wo er und die anderen Wilderer erwartungsvoll Typhon anschauten. Fast schon mit Froschaugen starrten mehrere Söldner den angeschlagenen Hybriden an, dem eigentlich befohlen wurde, Dinosaurier aufzuspüren.

»Etwas stimmt nicht mit Typhon!«, sprach James panisch, wurde jedoch ignoriert.

Der frisch gefangene Dimorphodon kreischte und machte damit auf sich aufmerksam. James wich erschrocken zur Seite, während die anderen Wilderer im Truck Typhon kurz aus den Augen verloren. Sie erblickten ihn im nächsten Moment, wie seine schlotternde Hülle zu Boden fiel. Es folgte ein schmerzhafter Schrei und die Anwesenden dachten, dass der Saurier bald sterben würde.

»Dieses verlogene Labor hat uns nochmal hintergangen! Laut ihnen kann nicht einmal der Biss eines Tyrannosaurus Typhon töten!«, beschwerte sich Valon.

Ein Bediensteter stieg aus eines der Trucks aus. »Was war das? Ein schwacher Keulenschlag eines Ankylosaurus? Davon lässt er sich töten?«, spottete er.

»Schickt einen Arzt zu Typhon! Wenn dieses primitive Reptil wegen eurer Unfähigkeit draufgeht, werden Sofia und Herr Stepanov uns alle an ihren neuen Hybriden verfüttern, den sie und ihr verlogenes Labor mit Sicherheit schon gezüchtet haben!«, befahl Valon.

In Blitzgeschwindigkeit stürmte der Arzt zum scheinbar sterbenden Typhon und kniete sich vorsichtig vor dem Saurier hin. Er tastete sich langsam an den Brustbereich von Typhon und hielt ein Stethoskop an dessen Herz. Sofort machte sich ein fürchterlicher Schock auf seinem Gesicht breit, als der Arzt einen kerngesunden, kampfbereiten Herzschlag feststellte. Im nächsten Bruchteil einer Sekunde öffnete Typhon seine Augen, stand auf wie eine Feder und fischte den wehrlosen Menschen mit seinen kräftigen Kiefern vom Boden ab. Rachsüchtig fraß er sein noch lebendes Opfer und versuchte sich brutal von den Ketten loszureißen, die allmählich zu brechen begannen.

»Das war eine Falle! Dafür werden wir uns rächen!«, sagte Valon und lief so rot wie das Blut seiner Trophäen an.

Sofort schalteten beide Truckfahrer auf die höchste Elektroschockstufe, die in dunkelrot bei der Leiste gekennzeichnet war. Sie drückten auf Die Auslösertaste. Die Blitze strömten durch die energiegeladenen Ketten, woraufhin Typhon schmerzerfüllt brüllte. Die ganze Energie, die davor stand, ihn zu töten, wurde in sein Umfeld absorbiert. Es entstand eine gewaltige Druckwelle, die alles um ihn herum wegschleuderte und die weiß lackierten Trucks mit Dellen übersäte. Der Knall schreckte alle Kleintiere im näheren Radius in ihre Verstecke und bereitete den Menschen schreckliche Schmerzen in den Ohren.
Minuten später stand Valon auf, hustete mehrmals und fasste sich in sein von Ruß geschwärztes Gesicht. Er biss seine Zähne zusammen und knurrte leise, als sein eisblauer Blick zu Typhon wanderte. Der Tyrannovenator lag im Gras und erholte sich von seinen Schmerzen.

James kroch aus einem Truck hervor. »Was war das gerade? Er hat einen von uns sogar getötet!«, stellte er verzweifelt fest.

Valon hustete. »Sehr schlauer Trick, Sofia. Sie haben ihn so erschaffen, dass er tödliche Elektroschocks absorbiert und zurückwirft.«

»Was machen wir jetzt mit diesem Monster?«, fragte James verängstigt.

»Ich brauche dieses Reptil nicht mehr. Wir jagen ab jetzt ohne Typhon. Bringt ihn zu unserem zweiten Lager, damit diese Idioten sich mit ihm abmühen können!«

Valon ging mit dem Großteil des Trupps weiter auf Jagd, wobei er wieder auf altmodische Methoden setzte: Fallen, Netze, Betäubungspfeile, Elektroschocker und Ketten.

Typhon wurde nach einer Fahrt von einer Stunde zum Außenposten der Söldner gebracht, wo die Truckfahrer ihn in einen engen Käfig sperrten. Kurz kam ein kritisch schauender Wilderer dazu, der in Valons Gefolge ein hohes Ansehen genoss. Er hatte eine Latinobräune und war etwa Anfang dreißig, wozu er eine Elfenbeinkette am Hals trug.

»Warum habt ihr Typhon hier stationiert? Ihr benutzt sogar den falschen Käfig für ihn. Aleksey Stepanov hat befohlen, dass wir nur die Metallbox für ihn benutzen dürfen«, konfrontierte Alberto die Truckfahrer streng und mit tiefer Stimme.

»Valon hat den Befehl erteilt. In unserem Lager sind zu viele Dinosaurier, die Typhon wahnsinnig machen. Ich denke, dass ihr ihn in eurer Umgebung besser gebrauchen könnt«, erklärte der Truckfahrer.

»Im Hauptlager kann er deutlich besser überwacht werden, hat Valon das nicht verstanden?«, fluchte Alberto.

»Seinen Befehlen ist Folge zu leisten, auch wie sehr wir dich schätzen, Alberto«, verteidigte sich der Truckfahrer.

Widerwillig und mit einem unwohlen Gewissen ließ Alberto dies zu und wandte sich von Typhon ab. Er ging durch den übersichtlichen, aber relativ stark ausgerüsteten Außenposten, in dem abgesehen von Typhons Käfig keine anderen Käfige stationiert waren.

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