Alice in Borderland- Osaki Kimiko

Kapitel 15- Wenn dein Herz verstummt

Als ich meine Augen langsam wieder öffne gehen sie direkt zu der Person auf der Couch. Es ist Chishiya, er begutachtet gerade ein Buch von mir. Er hat nicht mehr seine weiße Jacke an sondern diesmal ein weißes T-Shirt. Unsere Augen treffen sich und ein arrogantes Lächeln bildet sich bei ihm wobei er das Buch zur Seite legt und sich leicht zu mir dreht.

"Auch mal wach?" fragt er aber diesmal ungewöhnlich freundlich.

"Leider ja." antworte ich, bereue es aber sofort wieder.

"Nicht gut geschlafen?" fragt er mit einem belustigten Unterton.

"Sag was ist die Frage?" knurr ich etwas genervt und setzte mich auf die Bettkante wobei ich ihn erwartungsvoll anschaue. Seit dem letzten Spiel weiß ich nicht mehr ob ich Chishiya vertrauen soll oder nicht. Er half mir zwar im Spiel aber wieso? Braucht er vielleicht mein Vertrauen für irgendein heimtückischen Plan? Immerhin ist es Chishiya.

"Alles mit seiner Zeit." sagt er gelassen und lehnt sich gemütlich an das Sofa. Ist das sein Ernst? Erst möchte ich darauf anspringen lasse es dann aber doch sein. Ohne auf ihn zu achten gehe ich an ihm vorbei um mir etwas frisches Anzuziehen. Im Bad betrachte ich meine Blauenflecke die am ganzen Körper verteilt sind. Als ich Fertig bin gehe ich erwartungsvoll wieder aus dem Bad in der Hoffnung das Chishiya schon verschwunden ist doch zu meiner Überraschung sitzt er immer noch an der selben stelle und sieht mich mit seinen schwarzen kühlen Augen an.

Ohne ihm auch nur ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu schenken falte ich neben ihm meine Bettdecke zusammen, wobei er mir neugierig zu schaut.

"Sag schon was willst du?" frage ich ihn noch mehr genervter als ich fertig bin und stelle mich mit verschränkten Armen vor ihn.

"Plaudern."

"Plaudern? Und über was willst du "plaudern"?"

"Himari. Scheint so als würde sie nur noch Augen für Shouta haben?" das will er also. Er will nicht nur nerven sondern auch provozieren. Er weiß ganz genau das mich die "Beziehung" zwischen Shouta und Himari aufregt und er nutzt es aus. Doch für was?

"Na und? Ist mir doch Egal." meine Augen wenden sich von ihm ab und meine Stimme wird ein wenig leiser.

"Ich will nur damit sagen das Himari und Shouta heute Abend spielen, es ist aber dir Überlassen was du damit Anfängst!" seine Stimme wirkt strenger und seine nichts aussagende Mimik lässt Fragezeichen in meinem Kopf entstehen. Schnell steht er auf und steuert die Zimmertür an.

"Was willst du damit sagen?" frage ich ihn und er dreht sich noch einmal zu mir.

"Shouta ist nicht der für denn Himari ihn hält." mit diesen Worten verlässt er mein Zimmer und lässt mich alleine im dunklen stehen, wie er es sonst auch immer macht.

Ist es also wahr? Hatte mein Bauchgefühl gegenüber Shouta die ganze zeit recht? Doch wieso? Welchen Grund hätte Shouta? Und wieso sagt mir das ausgerechnet Chishiya? Wieso warnt er mich?

Mit zögernden Schritten gehe ich auf das Fenster neben meinem Bett zu und mein Blick geht auf die Bar. Wie sonst auch sitzen Himari und Shouta gelassen auf zwei Barhockern und lachen zusammen. Ist er wirklich so schlimm? Immerhin ist es Chishiya der mich vor Shouta warnt. Also wieso sollte ich Chishiya vertrauen.

Noch lange grüble ich in meinem Zimmer nach. Eine logische Erklärung kann ich nicht finden und erst recht nicht wem ich wirklich vertrauen soll. Wenn ich Chishiya vertraue und somit Himari warnen würde, würde sie mir vielleicht nicht glauben und wenn ich Shouta vertraue dann könnte das vielleicht schlimme folgen für Himari haben. Was soll ich tun?

Ein leichter Hunger übergibt mich und meine Beine führen mich in die Mensa. Um dieser Uhrzeit sind nur wenige Menschen dort weshalb ich mich an dem offenen Fenster auf einem Stuhl niederlasse. Die Pflanzen neben mir rascheln leicht im Wind und immer wieder kann ich kleine Eidechsen sehen die am Boden oder auf den Gewächsen herum krabbeln. Ich hatte mir einen Teller Reis mit Hänchen geholt und dazu ein Wasser. Eigentlich esse ich selten bei hohen Außentemperaturen warmes Essen, doch ich hatte schon lange keine richtige Mahlzeit mehr.