3. Kapitel

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Da ich leider nicht Nate's Handynummer auswendig wusste, musste ich wohl oder übel Gianna anrufen

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Da ich leider nicht Nate's Handynummer auswendig wusste, musste ich wohl oder übel Gianna anrufen. Vorsichtshalber sagte ich ihr nicht, weswegen ich verhaftet worden war. Das würde meine Kleine nur in Panik versetzen und es entsprach auch nicht der Wahrheit.

Als ich meinen Anwälten zusah, wie sie mit den Polizeibeamten diskutierten, wurde mir ganz anders. Es war offensichtlich, dass mir jemand diesen Mord in die Schuhe schieben wollte, doch die Frage war, wer. Die Beweislast war erdrückend. So erdrückend, dass nicht mal mein ganzes Team voller Anwälte mich sofort gegen Kaution rausholen konnte. Es wurde von einem Fluchtrisiko gesprochen. Dass ich nicht lachte. Ich gehörte zu den bekanntesten Menschen in New York und im Umkreis und die Presse verfolgte mich auf Schritt und Tritt, da war das Fluchtrisiko doch wohl eher gering.

„ - gut führen, dann werden Sie Ende der Woche gegen Kaution entlassen." Ich bekam nur die Hälfte des Satzes von meinem Anwalt mit, da ich mit den Gedanken ganz woanders war.

„Ich will mit Nate sprechen", sagte ich und sah meinen Anwalt kalt an. Eingeschüchtert murmelte dieser einige Worte, die nach Das bekomme ich hin klangen. Das wäre auch besser so, denn ich zahlte nicht umsonst monatlich Unsummen an Gehälter an meine Anwälte. Sie waren nun einmal die Besten.

Fünf Minuten später saß Nate vor mir.

„Hast du mit Gianna gesprochen?", fragte ich umgehend, ohne Zeit an nette Worte zu verschwenden.

„Ach, du meinst deine kleine Kratzbürste?", schnaubte Nate offenbar ein wenig angepisst. „Ja habe ich. Sie macht mir die Hölle heiß, wenn ich ohne dich hier raus gehe."

Ich musste schmunzeln, doch dann wurde ich wieder ernst. „Hast du ihr gesagt, weswegen ich inhaftiert wurde?", wollte ich wissen.

Nate schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Werde ich aber beim nächsten Telefonat wohl oder übel tun müssen, nicht wahr?" Vernichtend sah er mich an.

„Ja. Sag ihr, sie kann mich besuchen, aber nur wenn sie das möchte und nicht heute. Sie soll sich erstmal Gedanken machen und darüber klar werden, ob sie das schafft. Ich kann unmöglich noch mehr von ihr verlangen."

„Von ihr verlangen?" Nate schnaubte. „Sie ist nicht diejenige, die im Knast sitzt."

„Und ich auch noch nicht", knurrte ich.

„Warst du es?", fragte Nate unvermittelt.

Nein", schnauzte ich. Allein die Frage machte mich wütend. Andererseits, was hätte ich wohl mit André getan, wenn ich ihn gefunden hätte? Vielleicht war es Glück im Unglück, wenn meine Anwälte beweisen konnten, dass ich nichts mit seinem Mord zu tun hatte.

„Okay, okay." Abwehrend hob Nate seine Hände.

„Du kümmerst dich um die Firma, bis ich wieder draußen bin", wies ich Nate an, der ganz blass um die Nase wurde. „Ich vertraue sie dir an. Melissa, Gianna und die anderen Abteilungsleiter werden dich unterstützen." Angespannt nickte Nate.

Die Tür wurde geöffnet und Nate wurde angewiesen, zu gehen.

„Kümmer dich um sie", rief ich ihm hinterher und er konnte mir noch schnell zunicken, bevor die Tür zugeschlagen wurde. Verdammt. Ich steckte wirklich bis zum Hals in der Scheiße.

Durch meine Anwälte erfuhr ich, dass ich in den nächsten Tagen einem Haftrichter vorgeführt werden sollte, der meine Kaution festlegte. Ein genauer Termin stand noch nicht fest. Wie ich die Situation einschätzte, würde die Summe mit Sicherheit nicht billig werden, was mir aber herzlichst egal war. Auch wenn es arrogant klang, das war im Moment meine kleinste Sorge.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis der ganze Papierkram ausgefüllt war. Wohl oder übel musste ich einer Hausdurchsuchung zustimmen, was ich bloß zähneknirschend unterschrieb. Wenn diese unfähigen Cops meiner Kleinen auch nur ein Haar krümmten ... doch meine Anwälte bestanden darauf. Ich musste mich unbedingt kooperativ zeigen.

Einige Stunden später schaute ich meinen Anwalt von der Seite an. „So soll ich mich also kooperativ zeigen? Indem ich ein Geständnis von einem Mord unterschreibe, den ich nicht begangen habe?!" Genervt schob ich das Blatt über den Tisch zu den Detectives zurück. „Könnt ihr vergessen. Das unterschreib ich sicherlich nicht." Ich drehte mich erneut zu meinem Anwalt. „Noch so ein Ding und Sie sind entlassen, klar?" Eingeschüchtert nickte er.

Die Art Zelle, in der ich schließlich untergebracht wurde, war nicht annähernd so wie in den ganzen Filmen. Es sah wie ein kleines Zimmer aus, sogar recht annehmlich, wenn ich es mir recht überlegte. Trotzdem war es ätzend.

Noch ätzender als die Tatsache, dass ich mich in Untersuchungshaft befand, war der Umstand, dass mir meine Privatkleidung genommen wurde und ich einen beschissenen orangenen Overall tragen musste. Angeblich müssten Proben genommen werden und man wollte mich vor Suizid schützen. Jetzt fühlte ich mich wirklich wie ein Schwerverbrecher.

Es wurden so viele Proben genommen. Fingerabdrücke, Haare, Speichel, Urin und Blut. Fast hätte ich gefragt, ob ich denen noch auf den Schreibtisch wichsen soll, doch das hätte mein Anwalt wohl nicht gutgeheißen.

Die Stunden vergingen so langsam, doch ich weigerte mich, mich zum Schlafen hinzulegen. Meine Gedanken wanderten ständig zu Gianna und dem Trauma, was sie mir anvertraut hatte. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Kein Mensch auf dieser Erde hatte so etwas Schreckliches verdient. Aber Gianna ... ich wusste, dass ihr etwas zugestoßen war. Es gab Polizeiakten und etliche Dinge, die darauf hindeuteten, doch ich hatte sie aus Respekt zu ihr nie gelesen. Jetzt wünschte ich mir, dass ich es getan hätte. Ich hätte in einigen Situationen anders gehandelt.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, da in diesem beschissenen Zimmer nicht einmal eine Uhr hing. Zweimal kam ein Detective vorbei, um mich zu fragen, ob ich meine Meinung geändert hatte und doch das Geständnis unterschreiben wollte. Beide Male lehnte ich ab. Beim zweiten Mal fragte ich ihn nach einer Uhr, doch er drehte sich mit einem spöttischen Grinsen um und ging, ohne ein Wort zu verlieren. Ich spürte schon wieder meine Halsschlagader pulsieren. Unser Rechtssystem war so verkorkst ... ein Zimmer wie bei Alice im Wunderland, doch eine Uhr war zu viel verlangt.

Einige Stunden später - zumindest schätzte ich das - kam ein Officer und teilte mir mit, dass Besuch für mich gekommen war. Mein erster Gedanke wanderte zu Gianna, doch ich wollte mir nicht allzu große Hoffnungen machen, falls doch beispielsweise Nate mich dort erwarten würde.

Als der Officer mich vor sich her schob und nur zwischendurch Anweisungen gab, in welche Richtung ich gehen musste, wurde mir schwindlig. Seit dem Whiskey in der Bar hatte ich nichts getrunken, was sich nun bemerkbar machte.

Vor einer schweren Metalltür blieben wir stehen. Ich wurde angewiesen, mich breitbeinig mit dem Kopf nach unten vor die Wand zu stellen, was sich total verkehrt anfühlte. Der Officer schloss die Tür auf und sagte mir, ich sollte eintreten.

Ich hob den Kopf und erblickte Gianna, was mich erleichterte. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich freute, sie zu sehen. Und verdammt, sie sah gut aus, umwerfend sogar. Trotzdem wirkte sie mitgenommen.

Ich nahm gegenüber von ihr Platz und griff nach dem Telefonhörer, während ich innerlich die Glasscheibe zwischen uns verfluchte, die mich davon abhielt sie zu küssen.

Ich beobachtete, wie sie mit zittrigen Fingern ebenfalls nach dem Hörer griff und mir dann zögerlich in die Augen sah.

„Hallo, meine Kleine", sagte ich sanft.

Entschuldigt bitte die lange Wartezeit. Ich bin gerade im Urlaub und habe sehr schlechtes Internet, weswegen ich erst jetzt dazu komme, das neue Kapitel hochzuladen :/

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