8. Kapitel

1.5K 54 14
                                    

Von meinen Anwälten hatte ich erfahren, dass ich gute Chancen hatte, auf Kaution auf freien Fuß zu kommen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Von meinen Anwälten hatte ich erfahren, dass ich gute Chancen hatte, auf Kaution auf freien Fuß zu kommen. Ich würde mich zwar nur in meinem Haus mit einer Fußfessel aufhalten dürfen, doch auch das wäre definitiv besser als diese Zelle, in der ich meine Stunden verbrachte.

Ich hatte meine Anwälte angewiesen, Nate zu informieren, um mich im Fall der Fälle abzuholen. Außerdem sollten sie ihm ausrichten, dass er Gianna nichts sagen sollte. Ich wollte ihr keine unnötigen Hoffnungen machen. Vielleicht wäre es ja sogar möglich, sie zu überraschen. Ein wenig Freude würde ihr bestimmt nicht schaden.

Es dauerte einige Stunden, bis alle Angelegenheiten geregelt waren. Der Staatsanwalt besuchte mich und erklärte mir die Auflagen, unter denen ich auf Kaution freikommen würde. Sobald ich gegen eine verstieß, würde ich erneut inhaftiert werden. Das war für mich in Ordnung, solange ich bei Gianna sein konnte.

„Hey Mann", begrüßte mich Nate erleichtert, als ich endlich vor die Tür der Polizeiwache trat und gegen das Sonnenlicht blinzelte. Er schloss mich in eine für uns seltene Umarmung.

„Lass uns fahren", sagte ich bloß. Ich wollte so schnell wie möglich zu Gianna und sie in meine Arme schließen. Nate grinste nur und ging vor zu seinem Auto.

„Hast du jetzt eine schicke Fußfessel wie ein Schwerverbrecher?", wollte er auf der Fahrt belustigt wissen, während er sich gekonnt durch den New Yorker Verkehr schlängelte.

Finster sah ich zu ihm herüber. „In den Augen der Polizei bin ich ein Schwerverbrecher, also ja."

„Unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist", sagte Nate munter.

„Ja klar. Erzähl das mal unserem Rechtssystem. Ich wurde da drin nicht wirklich wie ein Häschen behandelt", erwiderte ich und trommelte mit meinen Fingern auf meinem Bein. Diese Fahrt fühlte sich an wie eine Ewigkeit. „Wie geht es ihr? Ist irgendwas passiert, dass ich wissen muss?"

„Nein", sagte Nate eine Spur zu hastig, weswegen ich misstrauisch wurde. „Es geht ihr gut, also den Umständen entsprechend. Sie hat sich ziemlich viele Gedanken gemacht. Der ganze Mist hat sie sehr mitgenommen, auch wenn sie es nicht zugeben möchte."

Das hatte ich bereits geahnt. Gianna würde es nie zugeben, weil sie dachte, dass sie mich damit noch mehr belasten würde, doch ich machte mir einfach bloß Sorgen um sie. Das, wie sie in ihren jungen Jahren erlebt hatte, reichte für ein ganzes Leben und einige psychische Traumata.

„Sag es mir." Ich starrte geradeaus auf die Straße.

„Was meinst du?" Nate tat auf vollkommen ahnungslos. Gianna hatte sich anscheinend so viel Loyalität von Nate gesichert, dass er mir gegenüber die Klappe hielt.

„Verkauf mich nicht für dumm, Nate. Raus mit der Sprache, was ist passiert, während ich weg war?", wollte ich wissen.

„Das sollte dir Gianna lieber selbst sagen", druckste Nate weiter herum. Ich schnaubte auf. Das würde ein gutes Stück Arbeit werden, etwas aus Gianna herauszubekommen, was auch immer es sein mochte.

„Willst du mir wirklich sagen, dass mein Mädchen dich so sehr an den Eiern gepackt hat, dass du Geheimnisse vor mir hast?", schlussfolgerte ich kopfschüttelnd. Gianna überraschte mich jedes Mal aufs Neue.

Nate antwortete nicht, aber das war mir Antwort genug. Die restliche Fahrt schwiegen wir. Ich wusste, wenn Nate sich einmal dazu entschieden hatte, den Mund zu halten, dann würde er felsenfest bei diesem Entschluss bleiben. Jammerschade für mich.

„Sag mir nur, dass es nichts ist, wobei Gianna sich in Gefahr bringt", wollte ich wissen, als wir vor meinem Haus parkten. Wir beide blieben noch einen Moment im Auto sitzen, obwohl ich es kaum erwarten konnte, Gia endlich wieder in meine Arme schließen zu können.

Nate schwieg weiterhin eisern, was mich fassungslos werden ließ.

„Verdammt nochmal, Nate", fluchte ich. „Genau von so etwas solltest du sie fernhalten! Sie sollte sich nicht in Gefahr begeben, nicht für mich." Wütend sah ich zu Nate hinüber, der recht verlegen wirkte und meinen Blick mied.

Wutentbrannt stieg ich aus und schloss die Autotür etwas fester und lauter, als es notwendig gewesen wäre. Ohne Nate eines weiteren Blickes zu würdigen stapfte ich zur Haustür.

Da ich keinen Schlüssel dabei hatte, drückte ich auf die Klingel und wartete ungeduldig darauf, dass jemand die Haustür öffnen würde. Es dauerte nicht lange, bis sie aufgerissen wurde.

Mein Herz stolperte ein klein wenig, als ich Gianna ansah. Sie sah unglaublich schön aus. Trotz allem konnte ich viel Müdigkeit und Erschöpfung in ihren Gesichtszügen entdecken, doch sie war trotzdem wunderschön.

Fassungslos sah sie mir entgegen. Ich nahm wahr, wie sich ihre Augen weiteten und ihr Mund ein wenig offen stand. Die Überraschung war wohl geglückt.

„Hallo, Liebes", sagte ich und konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Im nächsten Augenblick konnte ich nichts als beinahe schwarzes Haar sehen, als sich meine Kleine in meine Arme warf. Automatisch schloss ich meine Arme um sie und drückte sie fest an mich. Seit Tagen war es der erste Moment, der mich wirklich glücklich machte. Ich hatte endlich das Gefühl, wieder richtig atmen zu können.

„Adrian", keuchte sie an meinem Hals. „Wie - ich - also du - wieso hast du nichts gesagt?", stammelte sie. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

„Ich wollte dich überraschen", sagte ich leise. „Das ist mir offenbar gelungen."

„Du hast mir so gefehlt", erwiderte Gianna und ich hörte aus ihrer Stimme heraus, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.

„Kleine, du ahnst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe", antwortete ich und atmete ihren Geruch ein. Er war so viel besser als in meiner Erinnerung. Merkwürdig, wie schnell solche Details verblassten.

Ich schob sie ein Stückchen von mir weg, woraufhin Gianna sofort protestierte. Damit hörte sie jedoch zwei Sekunden später auf, als ich meine Lippen auf ihre legte und sie küsste.

Leise seufzte Gianna in den Kuss hinein und legte ihre Hände in meinen Nacken. Ich umfasste ihre Taille fester, zog sie näher an mich und intensivierte den Kuss, ließ meine Zunge in ihren Mund gleiten und schmeckte sie. Verdammt, hatte ich das vermisst. Am liebsten hätte ich mein Mädchen stundenlang geküsst.

Ein Räuspern riss uns aus unserer Blase. Trotzdem löste ich mich nicht sofort von ihr, und als ich es tat, legte ich meine Stirn an ihre. „Ich liebe dich, Gia."

„Und ich liebe dich", erwiderte Gianna. Diesen Satz würde ich bis an mein Lebensende nicht genug hören können. Eine wohlige Wärme durchströmte meinen ganzen Körper. Am liebsten wäre ich jetzt mit ihr alleine, dann hätte ich ihr gezeigt, wie sehr ich sie vermisst hatte. Doch das musste leider warten.

„Ich störe ja nur ungern, aber wir sind auch noch hier." Verflucht sei ihre beste Freundin.

„Ist nicht zu überhören", brummte ich, während meine Stirn immer noch an Giannas lag.

„Lässt du mich rein, meine Kleine?", fragte ich leise mit einem belustigten Ton. Wir standen immer noch im Türrahmen.

„Natürlich", sagte Gianna und löste sich von mir, woraufhin mein ganzer Körper protestieren wollte. „Hättest du mir Bescheid gesagt, hätte ich etwas kochen oder bestellen können. Jetzt habe ich gar nichts vorbereitet." Zerknirscht sah sie mich über ihre Schulter hinweg an, als wir in Richtung Wohnzimmer gingen. Ich zog Gianna an mich und umarmte sie von hinten.

„Das ist mir egal. Das einzige, was ich heute noch verspeisen möchte, bist du." Sanft biss ich in ihr Ohr und sah dabei zu, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper bildete.

Trust MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt