Kapitel 6.

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Dilava : „Hast du gehört?"
Helin : „ ne was denn ?"
Dilava: „ wir machen nächste Woche eine Exkursion nach Hamburg glaube für so 2 Tage"
Helin : „ HÄ? Wie soll das gehen. Die Schule muss das doch Monate vorher planen.."
Dilava: „ keine Ahnung die hatten noch Restgeld von dem Musikfestival letzte Woche ,weißt du noch ?"
Helin : „ Ah krass ehrlich"
Dilava: „ du klingst jetzt nicht so überzeugt."
Ich starrte die Wand an. Ich mag es nicht von Zuhause fern zu sein. Ich könnte mich monatelang in mein Zimmer kuscheln und nie wieder rauskommen. Ich mag meine Stufe ehrlich, aber es sind nicht die Leute mit denen ich mal so paar Tage verbringen kann ohne einen Zufluchtsort. Ja ,Dilava ist zwar dabei und ist so zu sagen mein Zufluchtsort, aber mein Heimweh ist so stark ich weiß noch nicht , ob ich gehen soll.

Die Stunden endeten heute wie im Flug. Es lag daran, dass wir einfach viel zu gut im Unterricht mitgemacht haben. Die Pause verbrachten wir wie immer zu dritt. Ab und zu ging Diyar zu seinen Freunden „azad" und „Kian". Ich mochte die beiden , wollte aber nichts mit ihnen zutun haben. Es sind nicht die Menschen mit denen man tiefgründige Gespräche führen kann, sondern eher die mit denen man nur Zeit verbringt, wenn man keinen hat. Es klingt zwar hart ,aber Dilava und ich haben oft genug versucht Diyar von ihnen fern zu halten. Er hat eh schon eine gewisse Abneigung gegenüber Kian, weil  sein großer Bruder „Kenan" sich versucht hat an mich ranzumachen. Es war so eine abgefahrene Story, dass wir damals sogar fast die Polizei rufen mussten. Es war genau am 13.4.2020. Zu dem Zeitpunkt war ich 16 und er 20. Selbst, dass ich minderjährig war , war keine Grenze für ihn. Zu dem Zeitpunkt musste ich kurz zu DM rennen und meiner Mama Glasreiniger kaufen, als kleine Überraschung hab ich ihr danach am kleinen Waldrand Blümchen gepflügt. Lila. Es raschte hinter mir und ich erschrak. Aufeinmal stand ein Kenan vor mir, ich kannte ihn nur weil er etwas bekannter war, aber nicht wegen guten Dingen, sondern bösen. Ich wusste was er machen wollte, aber ich hatte Glück. Dilava und Diyar kamen zu dem Zeitpunkt. Manchmal denke ich, dass es Schicksal war, denn ich kannte die beiden zu dem Zeitpunkt nicht. Es waren meine beiden Schutzengeln. Nachdem die beiden gekommen sind hat Diyar schon gesehen, dass es Kenan war. Es wurde zwischen ihnen geklärt aber einer kam da nicht so leicht raus. Kenan landete im Krankenhaus. Diyar glaubte mir nicht das er mir nichts angetan hat und wollte deshalb die Polizei rufen. Am Ende war trotzdem alles wieder gut. Jedes Mal wenn ich an jenen Tag denke bin ich trotzdem dankbar, dass es passiert ist. Ich würde die beiden sonst heute nicht kennen. Allah s.w.t (Gott) hat bei jedem Geschehnis einen Grund . Selbst dann wenn es böse endet. Das wichtigste für mich ist es einfach, dass ich das niemals vergesse und meinen Glaube in der Hand halte wie ein Ballon der niemals aus der Hand rutscht. Es muss nicht viel passieren, dass dieser Ballon kaputt geht. Es kann ein einfacher Satz sein der deinen Glauben zerstört, aber ich weiß, dass ich in solchen Situationen niemals alleine bin. Zum Glück habe ich aber in solchen Momenten Dilava. Durch sie ist meine Gottesfurcht noch 100% gestiegen. Ich liege manchmal im Bett und denke mir das ich wirklich zwei Engel geschenkt bekommen habe. Egal , was sie tun ich weiß , dass sie es gut meinen. Selbst wenn mir einer von ihnen das Haar krümmen würde, wäre mein Blick voller Liebe zu ihnen.

Ich versank wieder in Gedanken. Dilava rüttelte an mir und ich war wieder bei Bewusstsein. Wir redeten darüber, ob Meerjungfrauen wirklich existieren. Es ist wirklich ein sehr absurdes Thema , aber mit ihr wird selbst so ein Thema tiefgründig. Dilava „Stell dir vor all diese Fische sind eigentlich Meerjungfrauen, nur die tarnen sich"
Diyar : „ wenn ich einmal da drinne schwimmen gehen sind das nur noch Meerfrauen."
Dilava und ich erstarrten. „Alter ich wollt grad was raushauen" ,sagte Dilava. Ich wusste  das , wenn sie jetzt anfängt zu reden , es ganz hässlich werden würde. Ich lachte vor mich hin und hielt ihr Mund fest. Eigentlich hatten wir schon frei aber wir verbrachten noch Zeit miteinander.
Diyar aß sein Brot und wir beiden schauten einfach durch die Gegend und erzählten uns Dinge.

Als es Zeit wurde zu gehen bekam ich von beiden eine Umarmung. Dilava drückte mir noch einen fetten Schmatzer auf den Kopf und ging. Diyar , die Trödeltante musste noch einpacken und schrie „Junge warte doch , ohne mich verläufst du dich Dilava!"
Als er fort ging bemerkte er aber, dass er vergessen hat sich zu verabschieden. „wieso sagst du nichts?" , murmelte er.
Ich stand einfach so dar und schaute ihm in die Augen. Das Licht fiel so perfekt auf sein Gesicht. Es hüllte ihn um, wie ein Schleier. Seine Haare schwarzbraun ,die Augenbrauen dicht und dick. Sein Lippenherz war noch Spitzer definiert, als seine Wangenknochen. Der breite Hals , die schönen Haare roch ich selbst, wenn er nur durch den Gang lief. Sein Bart über den er jedes Mal strich ,wenn er mit mir redete. Er trat näher und beugte sich . Ich bekam eine kleine Umarmung, die aber so etwas großes in mir ausgelöst hatte. Ich war wie versteinert. Der Duft klebte an mir. Ich ging fort und stieg in das Auto meines Vaters.
Als wir zuhause waren schlief ich mit den Gedanken an Diyar ein. Es war der schönste Schlaf den ich jemals hatte. Seine arme lagen immer noch um mich. Ich fühlte mich einfach geschützt. Ich betete, dass dieses Gefühl niemals verschwinden würde.

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