Quincys Armbanduhr zeigte bereits halb zehn am Abend an, als sie den Flur ihrer WG betrat. Kaum war sie aus ihren dreckigen Sneakern geschlüpft, wurde sie von einem besorgten Miles und einer besorgten Ana in Empfang genommen.
„Da bist du ja, Quinny!", atmete Miles erleichtert die angehaltene Luft aus. Noch in derselben Sekunde zog er Quincy in eine stürmische Umarmung. „Wo zum Teufel warst du so lange? Ich wäre beinahe vor lauter Sorge gestorben!"
Sofort machte sich Quincys schlechtes Gewissen bemerkbar. Sie hätte Miles eine Nachricht schreiben oder ihn anrufen sollen, doch nach der Taxifahrt war sie so verwirrt gewesen, dass sie keinen einzigen Gedanken an ihr Handy geschweige denn an ihren besten Freund verschwendet hatte.
„E-Es tut mir l-leid", stammelte Quincy unbeholfen. Obwohl sie es nicht wollte, musste sie permanent an das mysteriöse Taxi und an das Haus der Edwards denken. Platz für Miles, der manchmal zu schnell den Teufel an die Wand malte, blieb da ehrlich gesagt nicht.
„Wo warst du so lange?", wiederholte Miles seine Frage, nachdem er Quincy aus seinen Armen entlassen hatte. „Wir haben ungefähr vor eineinhalb Stunden telefoniert ..."
Nun mischte sich auch Ana, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, in das Gespräch ein. „Glaub mir, Quinn, es war gar nicht so einfach, Miles davon zu überzeugen, nicht sofort zur Polizei zu rennen und eine Vermisstenmeldung aufzugeben." Ana verdrehte zwar ihre blauen Augen, aber Quincy konnte trotzdem einen Hauch von Erleichterung in ihrem Blick erkennen.
„Ich, ähm, na ja, ich habe mich verlaufen", versuchte Quincy ihre Freunde schließlich mit einer schlechten Ausrede abzuspeisen.
„Verlaufen?!", wiederholte Miles ungläubig. „Du hast dich noch nie verlaufen, Quinny! Geht es dir gut?"
Nein, Quincy war verdammt erschöpft. Sie wollte unbedingt etwas essen und sich dann unter ihre flauschige Bettdecke kuscheln.
Auch wenn sie wusste, dass Miles keine Ruhe geben würde, ignorierte sie ihn, und wandte sich stattdessen an Ana. „Haben wir noch irgendwas zu essen hier? Ich verhungere gleich!"
Ana lachte. „Also ... Ich habe entweder eine kalte Pizza oder Toastbrot im Angebot."
Ein weiteres Mal meldete sich Quincys schlechtes Gewissen zu Wort, immerhin hatte ihr Miles extra eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben, die nun in der Biotonne landen würde.
Quincy bemühte sich, ihre fröhliche Fassade aufrechtzuerhalten, als sie Ana antwortete: „Dann nehme ich wohl das Toastbrot ..."
Gemeinsam schlenderten die beiden jungen Frauen in die Küche und zauberten ein notdürftiges Abendessen für Quincy. Normalerweise liebte sie warmes Toastbrot mit einer dicken Schicht Nutella, aber an jenem Abend blieb ihr beinahe jeder Bissen im Hals stecken.
Eigentlich hatte Quincy gedacht, sie könne einfach mit dem Taxi und dem Haus der Edwards abschließen, doch da hatte sie offenbar falsch gedacht. Ihre Gedanken fuhren permanent Achterbahn und wollten keinen Stillstand herbeiführen.
Sie musste mit Miles reden. Und zwar schnell!
Nachdem Quincy aufgegessen und ihr Geschirr abgespült hatte, bedeutete sie ihrem besten Freund mit einem auffordernden Blick, ihr zu folgen. Nur zwei Minuten später saßen sie gemeinsam in Quincys Bett und schwiegen einander an.
Quincy wusste, dass Miles auf eine Erklärung von ihr wartete, aber die konnte sie ihm nicht geben. Jedenfalls noch nicht.
Quincy zögerte, doch nach etwa fünf Minuten schaffte sie es endlich, über ihren Schatten zu springen und Miles zu fragen: „Kennst du zufällig eine Familie Edwards?"
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Schicksalsherzen
FantasyEin Taxi, das Menschen nicht dorthin bringt, wo sie hinmöchten, sondern wo sie hinmüssen? Seit ihrer Kindheit hat Quincy von dieser Legende gehört. Obwohl sie ein großer Fan von Fantasy-Romanen ist, glaubt sie nicht an das Taxi und seine Magie. Ihre...