8 - Im Krankenhaus

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Es dauerte einen Moment, bis sich Quincy wieder gefasst hatte. Vor der kleinen Isla, die fasziniert die vielen bunten Blumen betrachtete, die den Wegrand schmückten, wollte sich Quincy ihre Angst auf keinen Fall anmerken lassen.

Sie war schließlich die Große und Starke von ihnen, richtig?

Innerlich liefen Quincys Gedanken und Gefühle allerdings Amok.

Das städtische Krankenhaus? Das konnte absolut nichts Gutes bedeuten.

Da Quincy nicht voreilig den Teufel an die Wand malen wollte, hielt sie sich an den Plan und wählte Dales Handynummer. Schon nach dem zweiten Tuten nahm er den Anruf entgegen.

„Hey", murmelte Quincy verunsichert. „Es hat alles geklappt. Wir, äh, wir sind jetzt an unserem Ziel angekommen."

„Gut", erwiderte Dale mit einem Hauch Erleichterung in der Stimme. „Und wo seid ihr? Kenne ich den Ort?"

Jetzt kam der unschöne Part. Quincy wünschte, sie könnte Dale eine andere Antwort geben, doch sie blieb natürlich dem Pfad der Wahrheit treu. „Das Taxi hat uns zum städtischen Krankenhaus gebracht. Isla und ich warten vor der Eingangstür auf dich."

„Was?!", kam es sofort schockiert von Dale. Quincy konnte die Aufregung und Angst in seiner Stimme mehr als nur deutlich hören. Bestimmt zitterte er sogar wie Espenlaub. „Das Krankenhaus? Warum? Ich verstehe das nicht!"

Quincy seufzte. Sie war genauso verwirrt und ahnungslos wie Dale.

„Komm erstmal zu uns und dann überlegen wir gemeinsam weiter, okay?", schlug sie vor. „Bitte fahr vorsichtig, Dale! Isla und mir geht es gut."

Darauf erwiderte Dale nichts mehr. Er legte einfach auf.

Noch in derselben Sekunde breitete sich ein flaues Gefühl in Quincys Magengrube aus. Sie hatte Angst, dass Dale unvorsichtig war und Dummheiten anstellte. Jetzt brauchte er seinen Schutzengel vermutlich dringender denn je.

Die Zeit, in der Quincy und Isla auf Dale warten mussten, verbrachten sie mit Musik hören. Gemeinsam saßen sie auf einer Bank vor dem Krankenhaus und teilten sich Quincys Kopfhörer.

„Hast du auch Lieder von Harry Styles?", wollte Isla nach einer Weile neugierig wissen.

„Natürlich", antwortete Quincy, immerhin spuckte ihr Spotify jedes Lied aus, das sie haben wollte. „Welchen Song von ihm magst du denn besonders gerne?"

Watermelon Sugar!"

„Kommt sofort!"

Dass Quincy das Lied über Wassermelonen überhaupt nicht leiden konnte und der Text ihrer Meinung nach total sinnfrei war, behielt sie lieber für sich. Wichtig war nur, dass sie Isla ein kleines Lächeln entlocken konnte.

Die Zeit verging wie im Flug und ehe sich Quincy versah, kam ein panisch aussehender Dale vor ihrer Bank zum Stehen. Schweißperlen säumten seine Stirn, seine Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen und ein Ausdruck der Unsicherheit spiegelte sich in seinen dunklen Augen wider.

„Isla!" Dale schloss seine Schwester fest in seine Arme. Für ein paar Sekunden nuschelte er ihr irgendetwas ins Ohr, bevor er sich an Quincy wandte und sie prüfend fragte: „Geht es euch beiden wirklich gut?"

Quincy gefiel es, wie fürsorglich und aufmerksam Dale war. Das waren zwei Eigenschaften, die er sich auf jeden Fall bis ans Ende seines Lebens bewahren sollte.

„Keine Sorge, uns geht es gut!", beschwichtigte Quincy ihn. „Ich habe aber absolut keine Ahnung, warum uns das Taxi hierhin gebracht hat."

„Hm ...", überlegte Dale laut. „Was, wenn deine Eltern oder unser Vater hier im Krankenhaus liegen? Vielleicht ist ihnen heute etwas Schlimmes passiert und wir haben es noch nicht erfahren."

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