Quincy schaute Isla ungläubig und vielleicht sogar ein bisschen fassungslos an. Hatte sie sich bloß verhört oder sprach das kleine Mädchen tatsächlich von dem magischen Taxi?
Während Quincy in einer Art Schockstarre gefangen war, wandte sich Dale von ihr ab, um stattdessen zu seiner Schwester zu laufen.
„Isla", seufzte er ihren Namen, sobald er neben ihr zum Stehen kam. „Hör zu, Maus, es gibt keine leuchtenden Taxis, okay? Granny hätte dir nicht von dieser dämlichen Legende erzählen sollen ..."
„Aber ich lüge nicht, Dale!", protestierte Isla sofort. Ein Ausdruck der Verzweiflung breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Das Taxi ist wirklich da!"
„Ach, Isla ..." Dass Dale nicht wusste, was er sagen sollte, konnte man ihm ansehen. Er war überfordert und eventuell auch genervt.
„Quincy kann das Taxi bestimmt sehen!", behauptete Isla nun eingeschnappt. „Oder?" Im Einklang mit ihrem letzten Wort drehte sie sich zu Quincy um und schaute sie erwartungsvoll aus ihren grünen Augen an.
Quincy schluckte einmal, ehe sie sich aus ihrer Starre löste und zu den beiden Geschwistern ging.
„W-Wo steht da-das Taxi denn?", fragte sie Isla mit zittriger Stimme.
Quincy hatte bisher noch nie davon gehört, dass zwei Menschen gleichzeitig das magische Taxi sehen konnten. Umso nervöser klopfte ihr Herz jetzt, schließlich war sie vollends von der Ungewissheit umgeben.
„Da vorne!" Isla deutete mit ihrem Zeigefinger auf die gegenüberliegende Straßenseite. „Vor dem roten Haus!"
Quincy folgte ihrem Finger und hielt überrascht die Luft an.
Wie Isla gesagt hatte, stand dort das magische Taxi. Wenn Quincy nicht alles täuschte, dann leuchtete es dieses Mal sogar noch heller und intensiver als sonst.
„Und?", wollte Isla nervös von Quincy wissen, indem sie an ihrer Hand zupfte. „Kannst du das Taxi sehen?"
Quincy wusste, dass sie Dale mit ihrer Antwort verärgern würde, doch ihr blieb keine andere Wahl, als die Wahrheit zu sagen. Sie holte noch einmal tief Luft, ehe sie nickte und ein überzeugtes „Ja!" von sich gab.
Kaum war dieses eine Wort verklungen, zog Dale wütend seine Augenbrauen zusammen. Blitze schossen aus seinen Pupillen und legten sich wie Ketten aus Stahl um Quincys Kehle.
„Was soll der Scheiß, hm?!", zischte er Quincy zornig an. „Ich verstehe immer noch nicht, was für ein krankes Spiel du spielst, aber lass meine Schwester da raus, klar?!"
Obwohl Quincy eingeschüchtert war, kreuzte sie die Arme vor der Brust und reckte selbstbewusst ihr Kinn in die Höhe. „Ich spiele kein Spiel, Dale", sagte sie mit einer überraschenden Ruhe in der Stimme. „Du möchtest wissen, wer mich zu euch geschickt hat? Fein: Das Taxi aus der Legende!"
Quincy konnte genau beobachten, wie Dale die Gesichtszüge entglitten.
Er musste ein paar Minuten um Fassung ringen, bis sich wieder ein emotionsloser Schleier über seinem Haupt niederließ. „Hör auf, Isla einen Floh ins Ohr zu setzen", krächzte er. „Es gibt keine magischen Taxis und es wird sie auch nie geben! Basta, Punkt, Aus!"
In gewisser Weise verstand Quincy, warum Dale so abweisend reagierte. Sie selbst hatte schließlich auch nicht an die Legende geglaubt, bis das Taxi plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war.
Irgendwie musste sie es schaffen, Dale von der Existenz des Taxis zu überzeugen, denn sonst sah sie ihr Schicksal in Gefahr.
„Glaub mir, ich kann verstehen, dass sich das alles total wahnsinnig und absurd anhört", versuchte Quincy, Empathie zu zeigen. „Aber warum hätte ich zu euch kommen sollen, Dale? Ich meine, ich kenne euch ja gar nicht. Es war das Taxi, das mich vor eurem Haus abgesetzt hat. Mehrmals sogar."
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Schicksalsherzen
FantasyEin Taxi, das Menschen nicht dorthin bringt, wo sie hinmöchten, sondern wo sie hinmüssen? Seit ihrer Kindheit hat Quincy von dieser Legende gehört. Obwohl sie ein großer Fan von Fantasy-Romanen ist, glaubt sie nicht an das Taxi und seine Magie. Ihre...