Lia Pov:
„Kommt ihr?", rief jemand und ich zuckte zusammen. Ich riss meinen Blick von Ottokar los und lief Rot an. Ich sah zu Boden und vermied es irgendjemanden anzusehen. Es fühlte sich an als würde mein Gesicht brennen. Die Sonne war bereits untergegangen. Ich hob den Kopf und sah die Sterne über uns. Hier wo nicht so viele Lichter waren, sah man so viele Sterne. Bei mir Zuhause konnte ich sie zählen, jetzt konnte ich nicht mal alle Sterne auf einmal sehen.
„Wir kommen", rief Ottokar und sah mich an. Ich sagte nichts und ging an ihm vorbei. Er folgte mir. Der Junge mit den dunkelblonden haaren ging voraus. Er ging zu der Tür in der Mauer durch die auch ich vorgestern gegangen war. Wir schlichen zu dem Zimmer der Jungen. Auf dem weg gab es keine Zwischenfälle. Kein anderer Schüler oder kein Lehrer wurde auf uns aufmerksam. Ich stieg über ein Longboard das mitten auf dem Weg lag. Dann öffnete der dunkelblonde die Tür zum Zimmer der Jungen und ich schlich ihm hinterher. Als auch Ottokar im Zimmer war, der uns mit einigem Abstand gefolgt war, schloss der dunkelblonde die Tür.
„Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Stephan", sagte der dunkelblonde.
„Dampfwalze", brummte der mit der komischen Frisur.
„Mücke", stellte sich der kleine vor.
„Strehlau", sagte der mit der Brille. Ich nickte und verzog mich in den anderen Raum. Ottokar folgte mir. Er ging zu dem Kleiderschrank und zog einen Hoodie und eine Hose heraus. Er gab sie mir.
„Du musst aus den nassen Klamotten raus, sonst erkältest du dich", sagte er. Ich vermied es ihm in die Augen zu sehen.
„Danke..", brummte ich leise und nahm die Klamotten. Ottokar ging raus und schloss die Tür hinter sich. Ich zog die Sachen an und legte meine anderen auf die Heizung. Ich setzte mich auf das Bett und legte meine Arme um meine Knie. Ich dachte noch über das alles nach was heute passiert war. Es klopfte.
„Herein", sagte ich matt. Ich war müde. Ottokar kam ins Zimmer und setzte sich auf sein Bett. Unangenehme Stille. Um die unangenehme Stille zu ersticken legte ich mich hin und zog mir die Decke über die Ohren. Ich drehte mich zur Wand und versuchte zu schlafen. Irgendwann sank ich dann doch in den Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde ich durch die Strahlen der Sonne geweckt, die warm auf mein Gesicht schienen. Ich blickte mich um. Ottokar war bereit verschwunden. Wahrscheinlich war er zum Frühstück gegangen. Wie spät war es? Ich sah auf die Uhr. 10:42 Uhr. Dann saß Ottokar bestimmt im Unterricht. Man ich hatte echt lange geschlafen. Ich rieb mir die Augen und streckte mich. Ich sah einen Teller mit einem Brötchen auf dem Nachttisch neben mir stehen und daneben ein glas Wasser. Ich lächelte. Doch im nächsten Moment verschwand mein lächeln. Was machte ich den da? Ich war Ottokar viel zu nahe gekommen.. Super jetzt hatte ich Gefühle für ihn entwickelt obwohl ich wusste das es niemals mehr als Freundschaft zwischen und geben wird. Ich stützte meinen Kopf in meine Hände. Warum war das Leben so kompliziert? Und warum hasste das Glück mich so sehr? Ich weiß das es vielen da draußen so geht. Vielleicht sogar noch schlimmer, aber manchmal fühlt man sich einfach so als hätte man als einziges dieses Problem und wäre ganz alleine. Ich wünschte ich hätte jemanden zum reden aber mit wem sollte ich reden? Der einzigem dem ich vertraute war Ottokar und um den ging es. Und wie sollte man so ein Gespräch überhaupt anfangen? Ich schüttelte die Gedanken ab und stand auf. Doch was nun? Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen. Ich konnte nicht aus dem Zimmer raus weil überall Schüler und Lehrer rumliefen. Ich starrte Löcher in die Luft. Ab und zu hörte ich jemanden über den Gang rennen. Ich zuckte zusammen als jemand die Tür öffnete. Mein Herz fing an zu rasen und meine Gedanken fuhren Achterbahn. Mein Kopf fuhr hoch und ich machte mich auf das schlimmste gefasst. Aber es war nur Ottokar. Was hieß hier nur? Er verursachte bei mir auch Herzklopfen.
„Guten Morgen Faulpelz", begrüßte er mich. Er tat wirklich so als wäre nie etwas passiert. Wie konnte ihn das nicht verrückt machen? Wie konnte er nicht darüber Nachdenken?
„Morgen", murmelte ich. In meiner Stimme lag wenig Begeisterung. Auch wenn es nicht meine Absicht gewesen war. Vielleicht war ich einfach noch zu durcheinander. Den Blick den er mir zuwarf konnte ich nicht einordnen. Die unangenehme Stille machte sich wieder zwischen uns breit.
„Gibt es schon was neues? Also hat Rex irgendwas gesagt?", fragte ich in die Stille in der Hoffnung das unsere Freundschaft wieder angenehmer wurde und die Stille nicht mehr unangenehm war. Ich wollte das seine Anwesenheit wieder so beruhigend für mich war.
„Nein", sagte Ottokar und drehte sich von mir weg. Was war das denn jetzt? Verheimlichte er etwas vor mir? Oder war das einfach nur Zufall? Mein Herz schlug langsamer. Könnte ich, wäre ich jetzt aus dem Raum gegangen, hätte mich in mein eigenes Zimmer verzogen und geweint. Er verursachte ein Gefühlschaos in mir das mich verrückt machte. Keiner von uns sagte ein Wort. Was sollte man in so einer Situation sagen? In meinem 15-Jährigen Leben hatte ich noch nie so für eine Person empfunden. Und Freunde, die das erlebt haben, hatte ich noch nie. Ich sah ihn an, doch er wich meinem Blick aus und ging aus dem Zimmer. Er hinterließ eine leere in mir, die ich vorher noch nicht so gekannt hatte. Ich wollte bei ihm sein, jetzt, heute und jeden noch kommenden Tag. Ich wollte ihn wieder lachen sehen und ich wollte wieder einen Sonnenuntergang mit ihm genießen. Oder die Sterne mit ihm ansehen. Ich hätte ihm gerne gesagt, es tut mir leid, doch es war nicht meine Schuld gewesen. Was nun? Sollte es für immer so weiter gehen? Ohne Hoffnung auf Rettung oder Erlösung? Ich musste mit ihm reden. Aber wie? Wo soll ich Anfangen? Was soll ich sagen? Ich nahm mir einen Stift und ein Blatt. Ich überlegte.
-Time Skip-
Ich starrte auf das leere weiße Papier. Es war inzwischen schon Abend und ich hatte noch immer kein Wort auf das Papier geschrieben. Es fiel mir einfach nichts ein. Die Tür ging auf. Ich zuckte nicht mal mit der Wimper und starrte einfach weiter auf das leere Blatt. Aber als Ottokar sich neben mich auf das Bett fallen ließ, blickte ich dann doch auf.
„Tut mir Leid, ich wollte dir etwas zu Essen mitbringen, aber ich wurde Erwischt", sagte er seufzend.
„Alles gut", erwiderte ich bloß und wir schwiegen wieder. Schließlich hatte ich genug.
„Können wir raus gehen?", fragte ich. Ottokar nickte und ich stand auf. Wir schlichen uns aus der Burg. Es tat gut mal wieder mit ihm etwas zu machen.
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1126 Wörter
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He's just a Boy (Burg Schreckenstein FF Ottokar)
FanfictionLia soll auf ein Internat für Mädchen gehen. Darauf hatte sie überhaupt keine Lust und verstieß schon in ihrer ersten Nacht gegen ein paar regeln. Aber da war diese Burg auf der anderen Seite des Sees. Burg Schreckenstein. Die wollte sie unbedingt m...