„Ja, was?", sage ich etwas hastig und drehe mich zu Kade, der mich fassungslos ansieht. Was hat er denn?„Halt dich lieber von diesem Typen fern", sagt Kade im ernsten Ton zu mir. Warum sollte ich?
„Weshalb?" Kade sieht mich leicht überfordert an und ich bin verwirrter als zuvor.
„Halt dich einfach fern, wenn ich es sage und gut ist." Seit wann übernimmt Kade, die Rolle meines Vaters? Und seit wann interessiert es ihn, mit wem ich meine Zeit verbringe? Es hat ihn die letzten Monate auch nicht sonderlich interessiert, also warum auf einmal jetzt?
„Ich werde es schon überleben", scherze ich ein wenig herum, um die etwas angespannte Stimmung zu lockern. Er sieht weniger erfreut aus und ich verdrehe nun meine Augen. Warum nervt er mich jetzt plötzlich so?
„Ich hab dich gewarnt, Roni", ermahnt er mich und ich weiß ehrlich nicht, ob ich das alles ernst nehmen sollte. Was hat der griechische Gott denn verbrochen, dass ich ihn meiden sollte?
„Jaja, was wolltest du nochmal von mir?", äußere ich mich gleichgültig und versuche das Thema zu wechseln.
„Ich wollte dich eigentlich zuerst fragen, was du von der Hochzeit beziehungsweise von der Organisation allgemein hältst", erklärt sich Kade. Nun, was ich soll sagen, lieber Kade, eigentlich habe ich diese Hochzeit gehasst, aber dieser griechische Gott, hat irgendein Feuer in mir entfacht, welches die Hochzeit wieder solide macht.
„Sie ist super", lüge ich vor mich hin und zeige ihm auch noch zwei Daumen hoch, als wäre ich von allen Geistern verlassen worden.
„Freut mich zu hören", kommt es erleichtert aus Kade's Mund und irgendwie macht mich das schon wieder etwas traurig. Wir sind schon so lange befreundet und er erkennt noch immer nicht den Unterschied, wenn ich die Wahrheit sage oder nicht. Bei ihm weiß ich sofort, wenn er lügt und bei mir erkennt er diese billige Lüge nicht? Also entweder hat er keine guten Menschenkenntnisse oder ich bin ihm einfach so egal.
„Dann gehe ich mal wieder", breche ich die kurze Stille, die zwischen uns herrschte. Außerdem will ich keine weitere Sekunde mit ihm verbringen müssen, das wird mir schon langsam zu viel hier.
„Warte!" Was denn nun schon wieder?
„Du hast die Rede gut vorbereitet, oder?", fügt er diese Frage hinzu. Ist das seine größte Sorge? Ob ich diese scheiß, Rede gut vorbereitet habe? Soll diese Rede doch seine geliebte Frau halten!„Ja, mach dir keine Sorgen." Und schon wieder Lüge ich wie gedruckt und der liebe Kade gegenüber von mir merkt es mal wieder nicht.
„Ich gehe dann jetzt", sage ich, da ich wirklich hier weg möchte, da mich das Gespräch von vorne bis hinten langweilt und Kade mich von einer Sekunde auf die andere immer mehr enttäuscht. Somit entferne ich mich auch von der Bar und lasse diese Blamage von Bräutigam hinter mir.
Auf der Tanzfläche gebe ich Gas und ich glaube langsam schlagen diese Drinks von vorhin zu. Vielleicht war es wirklich einer zu viel, aber es könnte auch einer zu wenig gewesen sein. Ein Tequila mit dem Sohn von Adonis würde mir jetzt guttun. Wo ist dieser Typ eigentlich?
Ich tanze weiterhin vor mich hin, nur in einer langsameren Geschwindigkeit, um mir einen guten Überblick durch den Raum zu verschaffen. Ich gucke von links nach rechts, in jede einzelne mögliche Ecke, aber ich bleibe mal wieder erfolglos. Wo ist dieser fremde, gut-aussehende Mann nur hin?
„Suchst du mich?", erklingt es plötzlich dicht neben meinem Ohr. Sofort drehe ich meinen Kopf etwas zur Seite und da ist er auch schon. Unsere beiden Köpfe sind uns gerade so nahe, dass man vielleicht eine Zeitung noch irgendwie zwischen uns durchziehen könnte. Ich spüre seinen Atem deutlich und ich vermute er meinen auch, da es mir gerade sehr schwerfällt eine richtige Atmung zu finden. Warum zieht er mich so an?
Ich nähere mich seinem Ohr und nutze seine eigene Waffe gegen ihn. „Ich fordere dich heraus, mich jetzt zu küssen", hauche ich ihm ins Ohr. Er rückt mit seinem Kopf etwas nach hinten, sodass wir uns wieder ansehen. Ich drehe mich nun auch mit meinem restlichen Körper in seine Richtung. Er sieht mich an. Nein. Er sieht meine Lippen an. Meine Haarsträhne streicht er mir hinters Ohr und er gleitet mit seiner Hand ein Stück zu meinem Hals. Mit dem Daumen streicht er mir sanft über meine Wange und fährt mir danach über meine Lippen. Ich habe mich noch nie so gefühlt, wie gerade jetzt. In mir kribbelt alles und wenn ich sage alles, dann mein ich auch wirklich alles. Diese Anspannung, die zwischen uns herrscht, macht mich fertig. Ich will, dass er mich endlich küsst. Küss mich, verdammt nochmal! Ich will deine Lippen auf meinen spüren.
Und dann küsst er mich, so als hätte er meine inneren Schreie gehört. Ich schmelze vor mich hin und möchte am liebsten nichts mehr anderes schmecken als seine Lippen. Seine Zunge streicht sanft über meine Lippen. Er weiß einfach wie man küsst und ich bin hin und weg. So langsam neige ich meinen Kopf, um jeden Winkel seines Mundes probieren zu können. Auch er neigt seinen Kopf, um mich noch besser verschlingen zu können. Seine andere Hand wandert von meiner Hüfte zu meinem Rücken und die andere Hand, die noch vor ein paar Augenblicken meine Lippen gestreichelt hat, befindet sich nun auf meinem Hinterkopf, womit er unsere Bewegungen bestens steuern kann. Inzwischen setze ich auch meine Arme ein und fahre von seiner Brust nach hinten zu seinem Nacken, wo ich mich festklammere wie ein Klammeräffchen.
Er löst sich langsam von meinen Lippen. Das kann er mir jetzt nicht antun. Ich will mehr! Mein Körper schreit wortwörtlich nach ihm – nach einem wildfremden Mann. Was geschieht hier nur?
„Weißt du was, ich fordere dich heraus mich zu ficken", keuche ich und sehe ihn dabei voller Verlangen an. Sex mit diesem Mann wäre eine Bereicherung für mein elendiges Leben.
„Sollten wir uns nicht zuerst einander vorstellen?" Und er sieht mich wieder so wie an der Bar an. Ich schmelze.
„Ist das wirklich relevant?", stelle ich ihm ungeduldig die Gegenfrage.
„Na ja, ich würde zu gerne meinen Namen aus deinem Mund hören, während du stöhnst", gibt er offen zu, während er wieder auf meine Lippen starrt.
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How to heal a broken heart?
RomansaWie heilt man ein gebrochenes Herz? Am besten, indem man einen Fremden auf der Hochzeit seines besten Freundes fickt, denkt sich Veronica D'arcy. Doch was passiert, wenn dieser Fremder, dein neuer Arbeitskollege wird, den du tagtäglich sehen musst...