Part 9

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Als ich aufwachte, kitzelte mich die Sonne in der Nase. Ich grunzte und bewegte den Kopf nach hinten. Doch das Kitzeln hörte nicht auf. Da öffnete ich die Augen und sah direkt in zwei Gelbe hinein. Ich schrak hoch. "Tuk!"
Das Mädchen lachte und nun war ich vollends wach. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, wärend Tuk voller Elan auf die Füße sprang. "Nun komm schon! Alle anderen sind schon wach!"

Kiri, Lo'ak und Neteyam saßen draußen vor dem Eingang. Jake und Neytiri waren bereits unterwegs.
"Na, du Langschläfer!", begrüßte Neteyam mich lachend. Ich streckte ihm die Zunge raus. "Wie spät ist es?"
"Zu spät!", grummelte Lo'ak. "Wir dachten schon, du wachst gar nicht mehr auf!"
"Sehr witzig", grummelte ich noch halb verschlafen. Kiri lachte leise.
"Was machen wir heute?", fragte Tuk aufgeregt in die Runde, während ich Beeren und selbst gebackenes Brot  frühstückte.
"Ich hab mir überlegt wir zeigen Eva die Kaskaden-Wasserfälle.", schlug Neteyam vor.
"Oh ja! Und die Felsklippen!", Tuk grinste von einem Ohr zum anderen.
"Gerne", erwiderte ich. Lo'ak schmunzelte und sah mich verschmitzt an. "Dir ist schon klar, dass wir da hinfliegen müssen."
Ich gab mich gelassen und zuckte mit den Schultern. "Kein Problem. Ich bin schon mal auf einem Ikran geflogen." Lo'ak machte große Augen und sein Blick wanderte zwischen mir und Neteyam hin und her. "Warte, was? Wann?"

"Vor ein paar Tagen", sagte Neteyam amüsiert. Aus den Augenwinkeln sah ich sein Lächeln und ein warmes, wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. So als würde uns beide ein ganz besonderes Geheimnis verbinden. Neteyam sah zu mir und ich konnte nicht anders als Grinsen. Er musste kurz lachen und senkte dann wie ertappt den Blick. Mein Herz begann schneller zu klopfen.
Kiri und Tuk brachen in Gelächter aus. "Tja Lo'ak, da ist dein Plan wohl fehlgeschlagen!", kicherte Kiri. "Welcher Plan?" Ich hob die Augenbrauen. Tuk erklärte es mir: "Lo'ak wollte dich zum Ikran-Fliegen einladen!" Der Jüngere Sully Sohn fauchte sie an. "Halt die Klappe, Skxawng! Das sollte eine Überraschung werden!"
Jetzt musste ich auch lachen. Lo'ak wollte mir das Fliegen zeigen? Wie süß. "Ich kann ja heute trotzdem mit dir fliegen.", bot ich versöhnlich an. Lo'aks grimmige Miene hellte sich auf. "Ehrlich? Das wäre klasse!"

Ich kicherte, ließ es aber sein als Neteyam abrupt aufstand. "Wir sollten los, sonst wird es zu spät." Er griff nach einem Bündel Proviant für den Tag, das neben ihm auf dem Boden lag. "Ach und Lo'ak - sie sollte besser mit mir fliegen, dein Ikran macht manchmal Zicken, das ist nicht gut für Anfänger." Ich runzelte die Stirn er wirkte gestresst und wich meinem fragenden Blick aus. Dann wandt er sich zum Gehen. "Kommt ihr?"
"Was ist denn mit dem los?", Lo'ak rollte mit den Augen. Genau das fragte ich mich auch. War er eifersüchtig? Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, kam Kiri zu mir.
"Hey, ich glaube Lo'ak hat ein Auge auf dich geworfen", kicherte sie und legte mir eine Hand auf den Arm. "Quatsch", lachte ich verlegen. Doch meine Gedanken begannen zu rasen. Stimmte das etwa? Was war mit Neteyam los? Und was waren das für Gefühle die da plötzlich in mir aufkeimten?

Die Kaskaden waren große Wasserfälle, die stufenweise über Felsen hinab fielen. Das klare Wasser mündete ein einem kleinen See, welcher sich in einen Fluss verwandelte und hinein in den Dschungel floss. Unterwegs waren wir an hohen Felsklippen vorbei gekommen. Von einer dieser Klippen stürzte der Wasserfall zu uns hinunter. Es war atemberaubend. Winzige Wassertröpfchen sprühten auf meine Haut, wenn ich näher an den Wasserfall trat. Wir ließen uns in das kühle Nass gleiten und verbrachten den ganzen Vormittag im See. Zur Mittagszeit legten wir uns in die Sonne und aßen die Vorräte aus Neteyams Proviant. Ich war auf Neteyams Ikran hierher geflogen. Lo'ak hatte sich nicht weiter darüber beschwert.

Während ich hier so in der wämendem Sonne lag, grübelte ich über die beiden nach und über gestern. Ich drehte den Kopf zur Seite. Neteyam lag auf den Rücken und schlief. Er hatte die Arme verschränkt und den Kopf darauf gebettet. Die nassen Haare fielen ihm über die Schulter und seine blaue Haut glitzerte in der Sonne. Mir war noch nie aufgefallen, wie schön er war. Sein Gesicht hatte feine aber trotzdem maskuline Gesichtszüge und das Muster auf seiner Stirn rundete das ganze ab. Mein Blick fiel auf seine Lippen und ich wusste nicht wieso, aber plötzlich wünschte ich mir ihn zu küssen. Sie sahen so weich aus. Wonach sie wohl schmeckten?

Ich blinzelte und riss mich zusammen. Was dachte ich da bitte!? Wieso dachte ich so etwas? Ich schüttelte den Kopf. Ich war doch verrückt. Diese Welt hier draußen hatte keine Gedanken vernebelt. Oder lag dan an dem Na'vi der gerade direkt neben mir lag? Da kam mir ein Gedanke: Hatte ich mich etwa verliebt? Ich ging die letzten Tage durch, wie nah ich mich ihm gefühlt hatte. Wie veil Zeit wir zusammen verbracht hatten. Er war ständig in meiner Nähe und wenn er es nicht war, dann verfolgte er mich sogar in meinen Gedanken.
Ja, ich mochte ihn. Sehr sogar. Und wenn ich daran dachte, dass ich bald zurück musste, wenn die Krankheit besiegt war, zerbrach mir fast das Herz.

Vorausgesetzt wir fanden die Pflanze und konnten ein Antibiotika erstellen. Ich konnte ihn wieder sehen, klar. Aber es wäre nicht das selbe als jetzt, ich würde nicht mehr hier im Wald leben. Es wäre anders, falsch. Ich sah von seinen Lippen hinauf zu seinen  Augen. Sie waren plötzlich geöffnet und blickten mich mit ihrer goldgelben Iris unverhohlen an. Mir wurde ganz warm. Er sagte nichts, sah mich einfach nur an. Und ich hatte gedacht, er schlief! Seine Augen wanderten umher, musterten jeden Zentimeter meines Gesichts. Es war, als blickte er mir direkt in die Seele. Wusste er, was ich fühlte? Was fühlte er? Mir wurde immer wärmer und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich setzte mich ruckartig auf.

Neteyam hat es mir nach und sah fragend zu mir. Ich drehte den Kopf weg von ihm, die anderen schliefen. "Eva?", flüsterte Neteyam so leise, dass ich es fast nicht hörte. Ich sah ihn an. Mein Herz raste. "Komm", raunte er, griff nach meiner Hand und zog mich mit hoch. Wir verschwanden ihm Wald, ließen die anderen zurück.

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