Liebes Tagebuch,
heute ist Sonntag, was bedeutete, dass ich mir den von Leonardo empfohlenen Abend-Gottesdienst in der Basilika San Francesco anschauen würde. Ob das so eine gute Idee war - naja, wer weis. Aber ich hatte mir ja zum Ziel gesetzt, mich meinen Ängsten zu stellen. Auch wenn ich es nur bis zur Predigt schaffen würde, würde das mehr sein, als ich mir je erhofft hatte. Ich bin positiv gestimmt, liebes Tagebuch. Gestern war nämlich seit langem mal wieder ein guter Tag. Dieser kleine Gottesdienst mit Bruder Peter hatte mir echt gut getan, weshalb ich nun voller Hoffnung bin, dass ein großer Gottesdienst noch weitere Wunder bewirken kann.
Naja, vielleicht bin ich auch etwas zu euphorisch. Wenn's nachher nämlich schiefgeht, werde ich erneut am Boden zerstört sein. Aber mit Rückschlägen kenne ich mich ja mittlerweile gut aus, daher dürfte sich aufzurappeln, kein Problem mehr für mich sein.
Ich kann mein Kreuz schließlich allein tragen!
Es war bereits Nachmittag, als ich von einer kleinen Shoppingtour zurück ins Hotel kam. Ich hatte mich ordentlich mit Souvenirs eingedeckt. Für Laura hatte ich ein Tau aus Holz und eine Postkarte gekauft. Das Tau war das Kreuz und gleichzeitig das Ordenszeichen der Franziskaner und symbolisierte mit den drei Knoten in der Schnur Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit. Ich hatte auch eins für mich besorgt, welches ich mir direkt um den Hals hing. Die Tau's gab es in den unterschiedlichsten Farben und Konstellationen, aber das Schlichte aus Holz, war einfach schön dezent und fiel mit den abgerundeten Ecken kaum auf.
Souvenir Stände gab es in Assisi wie Sand am Meer und ich kam daher aus dem Kaufen fast nicht raus. Ich hatte mich sogar nochmal in den Lavendelladen, in dem ich am ersten Tag kurz drin gewesen war, getraut, um dort ein kleines Lavendelkissen mitzunehmen. Der leichte Duft von Lavendel sollte ja schließlich beim Schlafen helfen. Es auszuprobieren konnte nicht schaden.
Kreuze und Statuen, Gebete auf Tafeln und unzählige christliche Symbole, sowie hunderte von Grippen konnte ich bewundern. Einiges war so detailreich und aufwändig bemalt und modelliert, dass ich allein aus Ehrfurcht vor dem Künstler, einige Kleinigkeiten eingepackt hatte.
Für Eriks Grab hatte ich extra eine Kerze, mit einem bunten Tau darauf, anfertigen lassen. Es sollte nach den 2 grauen Jahren Licht, Farbe und Hoffnung in mein Leben bringen. Mit der Kerze auf seinem Grab, sollte auch er davon etwas abbekommen.
Ich verstaute alles ordentlich in meinem Schrank und zog mich für die Abendmesse noch einmal um. Mit durchgeschwitzten kürzeren Hosen würde ich mich nicht in die Basilika setzten wollen. Daher duschte ich ausgiebig und zog mir anschließend eine beige, lange Stoffhose an und streifte mir ein weites T-Shirt über den Kopf. Meine Haare band ich mit einer Haarspange zusammen, sodass mein Gesicht von ein paar lockeren Strähnen umrandet war. Das Tau und der restliche goldene Schmuck den ich trug, passten perfekt zusammen. Um während des Gottesdienstes meine Arme zu bedecken und der kühlen Luft in der Basilika zu entkommen, legte ich mir noch ein beiges Tuch um. Als ich in den Spiegel sah, lächelte ich.
Ich sah schon fast zu brav aus.
An einem Verkaufsstand am Straßenrand verspeiste ich ein Panino Classico. Die Sonne ging schon leicht unter und nur noch einige Touristen waren unterwegs. Ich wollte nach dem 2 stündigen Gottesdienst heute auf jeden Fall noch in eine kleine Bar, in der Nähe des Hotels, denn dort wurde heute Live Musik angeboten. Entweder konnte ich dort den Abend mit einem Glas Wein ausklingen lassen oder mich direkt mit einer Flasche betrinken. Nur für den Fall, der Gottesdienst würde zum Albtraum werden.
Die Basilika erstrahlte in einem weich ummantelten Glanz, der von Scheinwerfern an den Wänden erzeugt wurde. Es tummelten sich bereits einige Touristen vor dem Haupteingang, als ich eintraf. Dort wurden sie von Soldaten durchsucht und anschließend in gewisse Reihen gewiesen, um dann von einer Security in kleinen Gruppen in die Basilika geführt zu werden. Vermutlich bekam jeder einen entsprechenden Sitzplatz, um den Gottesdienst nicht zu stören.
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Die Suche nach Dir
RomanceWarum musste er sterben? Warum konnte nicht stattdessen ich tot sein? Nach einem turbulenten Winter, welcher für Jenna schon seit 2 Jahren andauerte, erhoffte sie sich die Fragen die sie quälten in der Klosterstadt Assisi, hoch oben in der Toscana...