Die Suche nach Dir

Tag 1

Liebes Tagebuch,

ich weiß nicht, warum ich das hier überhaupt anfange zu schreiben. Laura meinte, es wäre eine gute Idee um meine Gedanken zu sortieren. Ich bin nicht sicher was ich davon halten soll. Gedanken sortieren? Mach ich das nicht schon ganzes Leben? Nur eben in meinem Kopf, statt auf einem Blatt Papier. Entschuldige, ich meine in ein Buch.

Wir haben Tag 1 meiner Reise und ich sitze bereits im Taxi vom Flughafen Perugia, in der Toskana, zu meinem Hotel nach Assisi.

Dort, hoch oben in dieser Klosterstadt umgeben von Unmengen an Kirchen, Gläubigen und viel Pasta, erhoffe ich mir Antworten auf meine Fragen.

Warum er? 

Wieso nimmt er mir alles, was mir wichtig war?

Ich klappte das Buch zu und sah aus dem Fenster. Olivenbäume soweit das Auge reichte. Satte Farben, die mein Herz erhellen sollten. Eigentlich liebte ich den Sommer, doch mein Herz war noch immer in tiefes Grau getaucht.

Ich öffnete das Fenster ein Stück und  lies die warme Luft durch meine Lunge strömen. Vielleicht konnte ich somit mein Herz nur 2% in ein helleres Grau getaucht.

,,Grazie mille.'', ich bedankte mich beim Taxifahrer und gab ihm sein Geld. Er händigte mir meinen Rucksack aus und ich schwang ihn mir über die Schultern. Es war viel los auf den Straßen, Kirchenglocken klangen in unterschiedlichen Melodien und ich sah auf meine Armbanduhr. Punkt 12 Uhr. 

,,Benvenuta signora.'', ein Türsteher des Hotels, an dem mich der Taxifahrer rausgelassen hatte, kam auf mich zu. ,,Hotel Sole?'',fragte ich und er nickte. Ja, vielleicht hatte ich das Hotel extra ausgewählt, damit etwas mehr Sonne in mein Leben tritt.

Hotel Sole erstrahlte in einem alten, rustikalen Ambiente und hatten den perfekten alt romantisch-italienischen Charme. Die Wände waren aus alten kalten Mauern und doch war es drinnen nicht kalt. Die gelb und rot getauchten Kissen, Vorhänge und Dekorationen, verpassten dem Hotel eine besondere Wärme.

,,Hello. I'm Signora Edwards. I made a reservation-'' ,,Oh willkommen Frau Edwards. Das Sole Hotel freut sich, Sie als Gast zu haben. Hatten Sie eine gute Anreise?'', fragte mich die braunhaarige Schönheit hinter der Rezeption.  ,,Sie sprechen meine Sprache?'', fragte ich sie ungläubig und sie lachte. ,,Ich komme ursprünglich aus Hamburg. Aber die Liebe hat mich hier her ins Hinterland verschlagen.'', sie grinste und ich setzte mir ein leichtes Lächeln auf. ,,die Liebe'', murmelte ich vor mich hin und sie nickte. ,,Sind Sie auch wegen der Liebe hier? Ach, ich bitte um Verzeihung, das ist natürlich ihre private Angelegenheit. Aber lassen Sie sich gern von der Stadt verzaubern. Assisi ist magisch.'', erzählte sie und ich sah sie verwirrt an. ,,Magisch?'' ,,In der Tat, hier sind schon einige Wunder geschehen. Ob nun durch Gottes Hand, Zufall oder durch tollpatschige Touristen. Sie werden es selbst noch spüren. Ich kann Ihnen die Abendmesse in der  Basilika Santa Chiara empfehlen. Dort ist man denen ganz nah, die weit entfernt scheinen.'', sie flüsterte den letzten Satz und ich sah sie erstaunt an. 

Das könnte mein Ticket zu ihm sein.

,,Anna erzählst du unseren Gästen wieder irgendwelche Märchen?'', fragte ein junger großer Mann mit italienischem Akzent, welcher auf einmal ebenfalls hinter der Theke erschien. Anna kicherte. ,,Entschuldigen Sie bitte. Sie neigt dazu die Geistergeschichten dieser Stadt zu erzählen.'', erklärte er sich und ich sah nun ihn ungläubig an. ,,Also ist es nicht wahr?'', fragte ich und er lachte. Sein lachen war angenehm tief und seine Augen strahlten eine wohlige braune Wärme aus. ,,Nein.''

,,Wer weis das schon.'', entgegnete Anna und zuckte mit dem Schultern. Mein kleinen Hoffnungsschimmer erlosch schneller als ich Spagetti sagen konnte. Ich atmete tief durch. Das hier war noch nicht das Ende. Rückschläge hatte ich gelernt einzustecken und damit umzugehen. Das hier war nichts im Vergleich zu den letzten 2 Jahren.