Wiedersehen macht Milchshake

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"...eigentlich ist es ganz cool hier. Bin froh dass das Schuljahr noch etwas auf sich warten lässt aber ich hab nen Nebenjob als Kellnerin bekommen... und dann sind mir ein paar echt schräge Leute über den Weg gelaufen... total verrückt!"
Auf dem Rücken liegend hielt ich mein Handy vor mein Gesicht und sprach per Videochat mit Nath, der an seinem Schreibtisch saß und nebenbei einen Aufsatz für die Schule schrieb. Nun sah er direkt in die Kamera und ein müdes Lächeln lag auf seine Lippen. Keine Ahnung wie spät es gerade in London war, aber bei ihm war es auf jeden Fall dunkel.

"Schräge Leute?", fragte er und ich versuchte mich genau an alle Details von gestern zu erinnern. Im Nachhinein war das schon echt verrückt was da passiert war. Ob ich denen in der Schule häufiger über den Weg laufen würde? Oder vielleicht waren es auch wirklich Verbrecher gewesen, die überhaupt nicht zur Schule gingen und vor dem Jugendamt flüchteten oder so... "Ja! Die sind vor nem Wachmann davongelaufen und haben sich plötzlich alle hinter mir versteckt. Gefährlich sahen sie nicht aus... aber bestimmt geraten die häufiger mit dem Gesetzt aneinander... weißt du zufällig was ein Pogue ist?"

Nath schien über meine Frage nachzudenken und antwortete dann: "Pogies? Ich glaube das sind Köderfische... Pass bitte auf dich auf süße. Mit Leuten die es nicht so genau mit dem Gesetz nehmen hattest du schon immer zu viel zu tun!" Bei diesen Worten musste ich grinsen und verdrehte spielerisch die Augen. "Wenn das eine Anspielung darauf sein soll, wie wir zwei versucht haben den Greenwall Park zu retten, kann ich nur lachen! Ich glaube die Cops in London haben uns wirklich gehasst", zog ich ihn auf und ließ meinen Kopf in das Kissen fallen. Am liebsten würde ich mich jetzt in seine Arme verkriechen und den ganzen Tag gar nix machen. Leider verabschiedete er sich kurz nach diesem Gedanken um schlafen zu gehen und ich fühlte mich nun genötigt meinen Tag zu beginnen.

Ich schlüpfte in frisch gewaschene Shorts und ein altes T-Shirt mit einem Wombat darauf (eine Anspielung auf die Band The Wombats) und schlurfte in die Küche. Mom saß bereits auf einem Stuhl im Essbereich und arbeitete offensichtlich an ihrem neuen Buch. Sie hatte alte Landkarten vor sich aufgeschlagen und bemerkte mich erst, als ich ein Glas mit Orangensaft vor ihre Nase stellte.

"Guten Morgen Philly! Erstaunlich, dass du bereits vor 8 Uhr auf den Beinen bist. Steht heute was Besonderes an?", fragte Sie ohne wirklich den Blick von ihren Notizen lassen zu können. Wenn Mom in einem neuen Projekt steckte war das so. Die Welt um sie herum schien kaum noch zu existieren und häufig saß sie stundenlang dort und führte hin und wieder Selbstgespräche.
Ich ließ sie meistens in Ihrer Blase und achtete darauf, dass sie genug Nahrung zu sich nahm.

"Hi Mom. Ich wollte gleich runter zum Strand und dann mal schauen was hier sonst noch so in der Nähe existiert bevor die Hitze wieder unerträglichwird", antwortete ich gähnend und warf neugierig einen Blick auf die Landkarte, die mir am nächsten war. Ein wirklich altes Ding, doch da war ein merkwürdiges Symbol unten rechts in der Ecke, dass ich schon mal irgendwo gesehen hatte... Aber wieso sollte mir etwas bekannt vorkommen, dass ich auf einer alten Landkarte von den Outer Banks sehe?

Misstrauisch drehte ich die Karte in meinen Händen hin und her, bis mich Mom ermahnte, dass ich unvorsichtig mit ihren Unterlagen umging. Ich ließ also meine Finger zögerlich von der Karte aber versuchte mir das komische Zeichen so gut es ging einzuprägen. Es sah ein wenig aus wie ein Blitz, der in einem Kreis eingefangen wurde. Nicht so einer wie auf der Stirn von Harry Potter, sondern die dünnen Linien verzweigten sich überall und ergaben ein ungleichmäßiges Muster. Da ich allerdings keinen Anhaltspunkt in meinen Gedanken ausfindig machen konnte, woher ich das zum Teufel noch mal kannte, zuckte ich schließlich mit den Schultern und schnitt mir zwei Scheiben Weißbrot ab, die ich mit Erdbeermarmelade bestrich und dann mit hinter das Haus auf die Veranda nahm.

Ich glaube seit wir auf dieser Insel angekommen sind hatte ich noch nicht eine einzige Wolke gesehen. Das Wetter war perfekt um sich umzuschauen doch ich wusste nicht, wie lange ich dieses ganze ‚das Wetter ist doch viel zu schön um hier drinnen vor deinem Rechner zu hängen' Ding noch aushielt. Da ich mich nun allerdings erneut mit einem strahlend blauen Himmel konfrontiert sah, ergab ich mich meinem Schicksal und schlenderte gemütlich Richtung Strand, während ich immer wieder in mein Brot biss. Ich ließ meine Schuhe beim letzten Rest des Grünstreifens stehen und atmete ruhig die klare Luft ein, als meine Füße das Wasser erreichten. Um diese Uhrzeit an einem Freitag war kaum jemand am Strand anzutreffen.

P4L - Yeah... it's that easy! [Outer Banks Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt