Ich bin dein Sandwich

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Die Sonne hing wie ein riesiger orangener Luftballon tief am Himmel, als ich frustriert vor meinem Kleiderschrank stand und einen Pullover über meine Schulter auf mein Bett schmiss. Seit wir hier wohnten war ich noch nicht dazu gekommen mir neue Klamotten zu kaufen und die paar sommertauglichen Stücke, die ich aus London mitgebracht hatte, hingen mir bereits jetzt schon zum Hals raus. Am Ende entschied ich mich für einen dünnen Pullover in der Farbe von Lavendel, dessen Saum ich unter meinen BH schob um den Eindruck von einem kurzen Oberteil zu erwecken und bei der Hitze nicht draufzugehen. Dazu kamen kurze Shorts aus Jeansstoff und witzige Socken mit Affen darauf, die man über dem Rand meiner Turnschuhe gut sehen konnte.

Da meine Mutter nicht Zuhause war, schnappte ich mir die Schlüssel aus dem Schuhschrank und verließ dann unser neues Zuhause. Mit dem Rad ging es ein ganzes Stück in der ruhigen Abendstimmung am Strand entlang, ehe ich in einiger Entfernung Musik hörte und die ersten Jugendlichen mit roten Plastikbechern am Meer sitzen sah. Mein Herz schlug ein wenig schneller, denn ich hatte kaum Erfahrung mit Partys im Allgemeinen. Mit meinen Freunden in London hatten wir uns getroffen um einen Filmmarathon zu machen bei dem alle nach dem zweiten Film am Schlafen waren... oder um Brettspiele zu spielen.

Ich schloss mein Rad ab und trat einige Schritte in Richtung der kleinen Traube aus Menschen, konnte aber weder einen der Pogues sehen noch Sarah. Na super... PJ unter Fremden ist wie ein Stein im Wasser... stumm. Ich versuchte meine Schultern zu straffen und ein wenig größer zu wirken als meine 167cm es zuließen und stand trotzdem genauso hilflos in der Gegend rum wie zuvor schon. Mein Blick blieb kurz an einem schlanken und ziemlich großen Typen hängen, der etwas älter wirkte und dessen harte Gesichtszüge fast ein wenig unheimlich wirkten. Als würde mein Blick in physisch berühren, drehte er sich in diesem Moment zu mir um und sah mich fragend an. Super peinlich... So schnell es mir möglich war drehte ich mich weg und stieß fast mit demjenigen zusammen, der sich unbemerkt neben mich gestellt hatte.

Verdattert stolperte ich einen Schritt zurück und wollte gerade den Mund öffnen um mich zu entschuldigen, als ich erkannte um wen es sich bei dem Eindringling meiner persönlichen Zone handelte. JJ stand grinsend vor mir und hielt mir irgendetwas entgegen. Seine Haare wurden durch die falschherum aufgesetzte Cap einigermaßen gebändigt und eine große schwarze Sonnenbrille saß auf seiner Nase. Mit dem Tanktop, welches unter den Armen bis zu den untersten Rippen ausgeschnitten war und der verwaschenen kurzen Cargohose sah er aus wie der Idealtyp eines Surfer Boys. Das einzige was dieses Bild ein wenig zerstörte war die dunkelblaue Färbung der Haut rund um seinem linken Auge, die man trotz der Sonnenbrille noch erkennen konnte. Vielleicht ein Unfall beim Surfen oder Skaten? Gestern war das jedenfalls noch nicht da gewesen.

„PJ! Willkommen auf der ersten Party deines Lebens!", grinste er mir entgegen und hielt mir eine mittlerweile als Bierdose identifizierte Begrüßung entgegen. Ich nahm ihm das Bier ab und antwortete: „Wie kommst du darauf, dass ich noch nie auf einer Party war?" Hielt er mich für so verklemmt? Ich beschloss diesem Vorurteil entgegenzuwirken und öffnete die Dose in meinen Händen und nahm einen großen Schluck daraus. „Du warst noch nie hier auf einer Party. Alle anderen zählen nicht... ey da weiß jemand ja wie man Spaß hat!" Er beobachtete mich dabei wie ich das Bier in wenigen Zügen leerte und ließ sich nicht darum bitten dasselbe mit seiner Dose zu tun. Es war nicht so, dass ich ihn beeindrucken wollte oder einen Hang zum Alkoholismus hatte, doch ich war so nervös aufgrund der vielen Menschen, dass ich mir erhoffte, dadurch ein wenig lockerer werden zu können. „Mir ist gestern nachdem du weg warst aufgefallen, dass ich mich gar nicht richtig vorgestellt habe. Ich schwöre auf alles was ich besitze, dass ich eigentlich ein Gentleman bin!", hörte ich ihn als nächstes sagen und erneut war seine Hand in meine Richtung ausgestreckt. „Ich bin JJ. JJ Maybank", stellte er sich nun bei mir vor und sein Blick erinnerte mich an einen Hund, der wirklich unbedingt ein Leckerli bekommen wollte.

P4L - Yeah... it's that easy! [Outer Banks Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt