Kapitel 4: Erfindungen der Neuzeit

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Wenig später befand ich mich vor dem großen Gebäude und trat ein. Es gab hier wirklich viele interessante Bücher, aber der Großteil war mindestens genauso langweilig wie Briefmarken sammeln. Nach ein wenig Sucherei schien ich mich endlich entschieden zu haben Nach der "Kunst des Krieges" greifend brach ich ein Stück Bambus ab und legte beides auf den Tisch. Eigentlich saß hier Wangji sonst immer, allerdings ist der ja in dem Moment noch im Unterricht. Somit hatte ich das ganze Haus für mich. Ich schnappte mir ein kleines Messer und begann am Bambus herum zu schnitzen.

Es dauerte ein wenig, bis ich etwas geschaffen hatte das einem Füller glich, es fehlte nur noch der Kanal von Tintenschacht zu Feder. Aber dafür brauchte ich einen Draht oder so. »Wo bekommt man denn im alten China Drähte her?«, fragte ich mich und dachte an sämtliche längliche und spitze Gegenstände, die es vielleicht um diese Zeit geben könnte. Es dauerte ein wenig, bis mir der Gedanke kam, Nie's oder Jiang's Haarnadel auszuleihen. Sicher haben sie mehrere davon dabei.
Vorbei an Zierahorn und Farnen lief ich zur Jungen-Unterkunft und öffnete die Tür zu meinem Nachbarn. Huaisang war nicht da, und so ist es ein leichtes gewesen eine seiner Nadeln zu stibitzen. Auf dem Weg zurück zum Bibliotekspavillon fiel mir wieder ein, das man in der Wolkenvertiefung eigentlich gar nicht rennen durfte. So lief ich also zügig zurück.

Allerdings stellte ich enttäuscht fest, das Wangji das Buch, welches ich später noch lesen wollte, und meine Konstruktion bei Seite geschoben und am Tisch Platz genommen hatte. Ich war wohl nicht mehr alleine, aber groß stören ließ ich mich daran auch nicht. Vorsichtig bohrte ich mit der Nadel durch das Bambussegment. Es schien fast so, als ob Lan Zhan sich für mein kleines Experiment interessierte, denn auch wenn er immer in sein Buch zu schauen schien bemerkte ich seine ab und zu passierenden Seitenblicke. Neugierig kippte ich ein wenig Tinte in den Füllerschacht und testete meine provisorische Dichtung. Nichts tropfte und ich feierte stumm meinen ersten Triumph. Als ich dann noch ein Blatt zur Hand nahm und der Füllfederhalter bis auf ein leichtes Kratzen reibungslos funktionierte, war ich fast außer mir vor Freude. »Bye bye, Handkrämpfe!«, dachte ich überlegen und beseitigte den Müll, den ich hinterlassen hatte. Anschließend nahm ich ein Blatt zur Hand und begann, wirklich gelangweilt, die Passage "Rechtschaffenheit" aus dem Regelwerk der Lan Sekte zu kopieren. Es war ein leichtes, die Wörter lesen zu können; auf magische Art und Weise übersetzten sie sich ins Englische. Doch warum Ausgerechnet Englisch war ein mindestens genauso großes Rätsel, wie eben auch jenes, welches es mir möglich machte diese komplizierten Schriftzeichen zu entziffern. »Wie öde.«, dachte ich, mich nicht weiter um die seltsamen Geschehnisse scherend, und atmete schwer. Der provisorische Füller kratzte über die Papierfasern und ich schaute kurz aus Gewohnheit zu Wangji hinüber. Als ich sah das er mich auch anblickte Sekte ich meine Augen wieder auf das Blatt hinab. Er hatte mich ziemlich erschreckt. „Was ist das?", fragte er dann. Ich grinste: »It's Showtime Baby.« „Das, mein lieber Herr Lan Wangji, ist ein Füller.", präsentierte ich das Schreibgerät und hielt es ihm zwischen zwei Fingern vor die Nase. Ich fuhr fort: „Ich finde es komfortabler als mit Pinsel zu arbeiten und man ist auch schneller. Leider sieht es auch nicht so schön aus, aber das macht ja nichts so lange es leserlich ist. Zahlen lassen sich auch besser schreiben." Er schaute noch immer ein wenig Neugierig. „Willst du mal testen?", bot ich also an, aber er lehnte höflich ab. Ein typischer Lan Zhan Move. Ein wenig zufriedener summte ich vor mich hin und schrieb weiter. »Es tut gut weiter Voraus zu sein als andere. So fühlen sich also immer die Hochbegabten in meiner alten Klasse.«, stellte ich fest und gähnte kurz.

Es waren bestimmt schon ein paar Stunden vergangen, und ich hatte "Rechtschaffenheit" bereits einmal abgeschrieben, als ich mich dazu entschied das Abschreiben auf den nächsten Tag zu verlegen. Den Stift auf den Tisch bei Seite legend und mich an das Möbelstück lehnend griff ich nach der "Kunst des Krieges" und begann zu lesen. Aber es stellte sich als absoluten Reinfall heraus: „Den Feind da angreifen wo er nicht ist... ich versteh das nicht.", murmelte ich. „Du hast dir ein schwieriges Werk ausgesucht.", berichtete Wangji mir. Neugierig drehte ich mich zu ihm um: „Verstehst du es denn?" Er schwieg. »Das werde ich mal als nein.«, kam es mir in den Sinn und ich räusperte mich. „Okayyyy... kannst du mir dann ein zugänglicheres Buch empfehlen?", fragte ich zögerlich. Und er wies in eines der linken Regale. „Die Reise nach Westen.", sprach er ohne wieder aufzuschauen und ich folgte seinem Rat.

Danmei, but you know the plot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt