PART 1

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Abgehoben. Das sagen sie über mich. Woher sollen sie es auch wissen? Ich laufe herum mit einer 'idgaf'- Einstellung, schminke mich stark und Menschen in meiner Umgebung beachte ich nicht. Einfach komplett abgehoben. Zum Glück können sie in mich hinein sehen, kennen meinen Charakter, meine Familie, mein Leben, meine Probleme. Und mit Sicherheit wissen sie auch, dass ich durch das alles von Tag zu Tag mehr verrecke.
Die Menschen sind falsch. Einfach die ganze Welt ist falsch. Das bekomme ich immer wieder zu spüren. Ich werde gehasst. Von jedem. Von meiner zerbrochenen Familie, Freunde habe ich nicht. Alle Jungs halten Abstand von mir. Ich werde weder irgendwann einen Freund haben, noch Freundinnen oder eine Familie.

Mein Vater trennte sich von meiner Mutter als ich vier war. Und ja, meine Mutter. Es stellte sich heraus dass sie stark drogensüchtig war. Sie ging immer mehr kaputt und so konnte sie nicht für mich sorgen. Mein Vater ließ mich sitzen, ich kam ins Kinderheim, währenddessen prostituierte sich meine Mutter. Sie hatte schließlich weder einen Job, noch Geld, denn das hatte mein Vater mitgenommen.
Ich litt stark in dem Heim, war die meiste Zeit zurückgezogen und hatte keine Freunde. Jeder ging mir aus dem Weg wegen meiner Mutter, sie wussten ja alle bescheid. Ich musste eine lange Zeit dort leben. In der Zeit besuchte meine Mum eine Klinik für Drogenabhängige und bekam die Sucht zum Teil in den Griff. Inzwischen lebe ich wieder bei ihr, doch sie ist immernoch stark alkoholsüchtig und raucht. Ich komme einigermaßen mit ihr klar. Jedoch muss ich immernoch ständig an ihre Prostitution denken und bei diesem Gedanken kommt immer wieder ein Schamgefühl in mir hoch. Aber egal.
Gehasst werde ich jetzt wie damals. Werde stets mit Beleidigungen konfrontiert. Was will man auch erwarten? Jeder in der Schule schaut mich angewiedert an und durch meine unglaublich schlechten Noten hassen mich sogar die Lehrer. Was soll man da noch sagen? Ich sollte diese blinde Welt verlassen, doch warum tu ich es nicht? Warum spüre ich ein kleines Fünkchen Hoffnung, obwohl weit und breit nichts davon zu merken ist?
Ich halte es nicht mehr aus. Ich denke, ich wäre stark, doch innerlich zerbreche ich unbewusst immer mehr.
Der Haufen meiner Probleme wird von Tag zu Tag größer. Alles was meine Seele am Leben hält... sind die Tabletten und Spritzen, denen auch ich leider seit etwa einem Jahr nicht wiederstehen kann.

A D D I C T E DWo Geschichten leben. Entdecke jetzt