PART 4

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"Mama? Bin da." sagte ich nur und erhielt ein "Hm." aus der oberen Etage als Antwort. Ich zog mich in mein Zimmer zurück. Ich war so fertig.

Selbst wenn ich versuche sie zu ignorieren höre ich die Beleidigungen trotzdem und jedes einzelne Wort bringt mich innerlich um.
Der Gedanke, von jedem gehasst zu werden obwohl ich nicht im Geringsten etwas für meine Vergangenheit kann, quält mich jeden Tag aufs Neue. Noch bleibe ich stark. Doch was ist wenn ich irgendwann schwach bin, wenn ich zusammenbreche, wenn alles zu viel wird? Diesen Tag muss und wird es geben und ich fürchte mich sehr vor ihm. Wenn dieser Tag kommt werde ich mich selbst erlösen. Dann werde ich im Himmel mein Leben glücklich und ruhig weiterleben, zumindest hoffe ich das sehr.

Ich ging die Treppe hoch zum Schlafzimmer, wo wahrscheinlich meine Mum drin war, denn ich wollte ihr richtig "Hallo"sagen.
Ich öffnete die Tür und erschrak, genau wie sie. "Mama, das ist jetzt nicht dein Ernst?!" schrie ich wütend und erschrocken. Auf dem Nachttisch lag Bargeld und meine Mutter trug Sexunterwäsche. "Cara... Es musste sein." sagte sie still, denn sie schämte sich. "Sowas muss nie sein! Aber mach doch was du willst. Das ist einfach nur widerlich was ich für eine Mutter habe. Du machst sowas und dir ist es ganz egal wie es mir damit geht! Ich werde nämlich täglich runtergemacht, angestarrt oder ausgelacht in der Schule. Und warum? Wegen dir! Ich habe wirklich gedacht es wäre Vergangenheit.. Ich habe wegen dir keine Freunde, nicht einen einzigen. Nichtmal du bist für mich da. Du bist das Allerletzte!" schrie ich erneut, ziemlich verletzt. Ich hatte Tränen in den Augen. Meine Mutter jetzt auch. "Aber warum hast du mir das nie gesagt? Also wie es dir geht." fragte sie. Daraufhin antwortete ich: " Weil ich dir das ersparen wollte. Ich dachte dein Leben wendet sich endlich zum Guten. Du hast, oder hattest sogar einen normal bezahlten Job. Ich dachte wenigstens wir beide können zusammen glücklich werden. Da habe ich offensichtlich falsch gedacht. Ganz ehrlich, dich jetzt so zu sehen, das ist das Schlimmste und Erschreckendste das ich je erlebt habe!"
"Es tut mir leid." sagte sie nur. Alles was ich noch zu ihr sagte bevor ich das Zimmer verließ und die Tür hinter mir zuknallte war: "Schlampe."

Ich beschloss abzuhauen. Ich musste hier einfach weg. Ich konnte nicht mit ihr hier leben. Ich nahm mein Messer mit, alle meine Ersparnisse, ein paar meiner Joints und Marihuana, eine Wasserflasche, einen Apfel, mein Handy, ein Kissen und eine Decke. Hier würde ich auf keinen Fall schlafen. Ich verließ leise das Haus und rannte einfach weg.

Es war inzwischen dunkel und ich lief immernoch. Ich hatte keinen Plan, wo ich hinlief und was ich suchte. Ich war etwa 3 Stunden gelaufen und war müde und hungrig. Jetzt sah ich Lichter und lief auf sie zu. Dann war ich angekommen in einem kleinen Dorf, dass ich glaube ich garnicht kannte. Ich wollte jetzt einfach nur noch einen Platz zum Schlafen, mir war egal wo. Ich setzte mich auf eine der Bänke, die um einen kleinen Brunnen herum standen, nahm meinen Apfel aus der Tasche und aß ihn. Ich wollte noch mehr essen aber ich hatte ja nichts anderes mitgenommen. Zum Glück hatte ich Geld mit. Morgen kauf ich mir was leckeres, dachte ich, nahm mein Kissen und die alte Decke und legte mich auf die Bank. Sie war hart und unbequem, aber das interessierte mich jetzt nicht mehr. Mein Leben war mir jetzt egal, genau wie das meiner Mutter. Trotz der Härte der Bank schlief ich ein...

A D D I C T E DWo Geschichten leben. Entdecke jetzt