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"Endlich!", reißt Rimurus Stimme die Weißhaarige aus ihren Tagträumereien und macht sie auf den Ausgang direkt vor ihm aufmerksam. Vor ihnen thront eine große Tür aus massivem Holz und verstärkt durch einige Elemente aus Metall. Sie sieht aus wie ein Ticket in die Freiheit. Erleichtert atmet Amaya aus und teilt ihre Freude mit einem Lächeln auf den Lippen mit Rimuru.
"Aber wie sollen wir durch diese Tür kommen? Ich denke, mit meinem neuen Skill Wasserschwert sollte das kein Problem sein", überlegt Rimuru laut, während sein Blick fest auf der Tür verharrt. Amaya schüttelt den Kopf: "Ich denke, das ist keine gute-" Ihre Worte werden unterbrochen, als sich die Tür mit einem lauten Knarren öffnet. Schnell nimmt sie den kleinen Schleim auf den Arm und versteckt sich hinter einem der vielen Felsen.
Durch die geöffnete Tür treten eine junge blonde Frau und zwei Männer an ihrer Seite. Neugierig linsen Amaya und Rimuru hinter ihrer Deckung hervor und beobachten, wie einer von ihnen einen Skill aktiviert, der ihre Erscheinungen unsichtbar werden lässt. Lediglich ihre Fußabdrücke und kleine Streitereien verraten ihre Position. So atmet die kleine Sylphe erleichtert aus, als ihre Stimmen nicht weiter in Hörweite waren.
Gemeinsam mit Rimuru tritt sie durch die noch geöffnete Tür und legt zunächst die Hand vor die Augen, um sich vor der hell scheinenden Sonne zu schützen. Tagelang hatte sie lediglich die dunklen Höhlen gesehen, die nur an einigen Stellen von Magieerzen beleuchtet wurden. Und so ist die Freude umso größer, endlich an die Freiheit zu kommen.
Sie atmet die frische Waldluft ein, lauscht den Geräuschen einiger Vögel, die sich im Dickicht der unzähligen Bäume aufhalten, und öffnet zuletzt wieder die Augen, um sich an dem satten Grün und den unzähligen Blumen und Gewächsen des Waldes zu erfreuen. Sie wusste nicht, ob sie sich schon immer so wohl in der Natur gefühlt hatte, doch in diesem Moment fühlt es sich unglaublich richtig an.
Der Blick der Sylphe wandert zu dem kleinen Schleim, als sie beobachten kann, wie auch er sich an seiner Umgebung erfreut. Auch ihm hatte sie die Vorfreude, endlich die endlosen Höhlen verlassen zu können, angesehen, doch schien er dabei deutlich besser zurechtzukommen.
"Rimuru." Die Worte, die zu diesem erfreulichen Zeitpunkt mit ihrer ernsten Tonlage völlig fehl am Platz wirken, lassen den Schleim schnell in Richtung der Weißhaarigen blicken. "Ich werde mich verabschieden", fährt Amaya fort, als der Schleim bei diesen Worten erstarrt.
"Ich danke dir vielmals, dass du mich aus diesen Höhlen geführt hast." Ein dankbares Lächeln macht sich auf ihren Lippen breit, doch erreicht es den Rest ihrer Züge nicht. Der Schleim erkennt den Schmerz in ihren Augen und fragt sich, warum sie ihn dennoch verlassen sollte. War er zu voreilig gewesen zu denken, dass sie ihn auch weiterhin zur Seite stehen würde? Für Rimuru war unklar, wie er in dieser neuen Welt zurechtkommen würde, doch der Gedanke, dass sie dabei an seiner Seite sein würde, hatte jede Unsicherheit ein wenig erträglicher gemacht.
Für ihn war das Gefühl, mit jemandem auf einer Wellenlänge zu sein, etwas Unbekanntes. In seinem vorherigen Leben hatte er sich der Arbeit gewidmet und dabei nur gelegentlich Freunde getroffen, um den Kopf frei zu bekommen. Das Treffen mit Amaya hatte ihm gezeigt, was es bedeutet, sich in Anwesenheit eines anderen wohl zu fühlen. Es war erst einige Tage her, dass er sie getroffen hatte, und doch fühlte es sich an, als hätte er die Weißhaarige schon immer gekannt.
Wenn ihm etwas durch den Kopf ging, hörte sie zu, und auch wenn sie wegen ihrer Amnesie nicht viel dazu beitragen konnte, war sie da. Wenn er einen neuen Skill erlernt hatte, erzählte er ihr davon und konnte beobachten, wie die kleine Sylphe sich aufrichtig für ihn freute. Auch Momente, in denen überhaupt nicht gesprochen wurde, hatte er zu lieben gelernt, auch wenn das bedeutete, sich lediglich der Anwesenheit des Gegenübers bewusst zu sein.
"Weißt du denn, wohin du gehen wirst?", fragt Rimuru und beobachtet, wie die Blicke seines Gegenübers durch den Wald schnellen, in einem verzweifelten Versuch, eine Antwort auf seine Frage zu finden. Ergeben schüttelt sie lediglich den Kopf.
"Aber dann-" Rimuru stockt, auf der Suche nach den passenden Worten. Hätte er noch immer die Gabe, menschliche Emotionen zum Ausdruck zu bringen, hätte er wohl die Stirn verständnislos in Falten gelegt.
"Nun ja", Amaya beginnt zu reden, während sie unsicher die Finger ineinander verschränkt, "an deiner Seite werde ich nicht viel mehr als eine Last sein. Ich bin weder stark, noch könnte ich dir mit Wissen zur Hand gehen." Verbittert lässt sich die kleine Sylphe ihre eigenen Worte auf der Zunge zergehen. Sie ärgert sich, dass sie dank ihrer Unwissenheit so machtlos ist und zur selben Zeit den Entschluss gefasst hatte, sich von Rimuru zu verabschieden. Zwar würde sie ihn liebend gerne auch weiterhin begleiten, doch gerade weil sie den blauen Schleim so lieb gewonnen hat, würde sie ihm nicht zur Last fallen wollen.
Aufgebracht hüpft der blaue Schleim auf und ab: "Red doch nicht so einen Unsinn! Wer weiß, wohin es dich führen wird, wenn du planlos drauflos läufst. Und hatte nicht Veldora irgendetwas von der letzten deiner Art gesagt? Er würde nicht wollen, dass ich dich alleine lasse, auch wenn wir den Ausgang aus diesem Labyrinth gefunden haben."
Etwas überrumpelt gelingt es der Weißhaarigen nicht mehr, als ein lautloses "Oh" über die Lippen zu bringen. Sie hatte die Tatsache, dass sie eine Sylphe ist, beinahe vergessen oder vielmehr verdrängt. Es bereitet ihr Unbehagen, so angesehen zu werden, wie der Drache es getan hat. Es wäre sicher in vielerlei Hinsicht erstrebenswert, als etwas Seltenes, Ungewöhnliches, als etwas, das beschützt werden muss, angesehen zu werden, doch nicht als die letzte ihrer Art und wenn sie zu allem Überfluss jede ihrer Erinnerungen verloren hat.
"Rimuru", mit einem Lächeln auf den Lippen nimmt sie den Schleim auf den Arm und drückt ihn fest an ihre Brust, sodass sich auf den Wangen des Schleims beginnt eine unübersehbare Röte zu bilden, "ich würde nichts lieber, als dich auch weiterhin zu begleiten."
Sie erinnert sich, dass Rimuru sie nicht so angehen hat. Er war immer ehrlich zu ihr und hat sie behandelt, wie sie es von einer Freundschaft erwünschen würde. Umso größer ist die Freude, dass seine Pläne nicht ihr Auseinandergehen beinhalten.
Amaya vermutet zwar, dass Rimuru sie nur als Begleitung akzeptiert, weil es Veldoras Wunsch gewesen ist, aber das würde ihr fürs Erste egal sein. Sie würde alles daran setzen, diese Schuld irgendwann zu begleichen und eines Tages mehr als nur ein Anhängsel für ihn zu sein.
*
Magst du den Geruch der Freiheit? Genieße ihn, erfreue dich an ihm, verinnerliche ihn. Eines Tages wird es dir entzogen und du wirst wissen, wann es soweit ist.
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TenSura - Charmed to Fail
FanfictionAls die Letzte deiner Art, ist der Ärger auf dieser Welt praktisch schon vorprogrammiert. Und so ziehst du schon von Anfang an die Blicke auf dich, sei es von Drachen, Menschen, Monstern oder Dämonen. Sie werden dich finden, sie werden dich holen...