Ashton

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Kapitel 4

Ashton

Niemand von ihnen sagte ein Wort, während sie eine Fahrzeggondel bestiegen und dann mitten in der Nacht in ein Viertel fuhren, dass nicht mal ansatzweise, der Schicht entsprach, aus der sie einst kamen.
Ashton war sich sicher, dass es eine riesige Umstellung für seine kleine Schwester sein würde bei ihm zu leben. Zumindest für die kurze Zeit, die sie bleiben würde.
Er lebte in einem der eher zwielichtige Gegenden, genauso wie der Großteil seines Kundenstamms, obwohl er sich etwas Besseres leisten könnte. Doch er mochte es, dass sein Weg in seiner Undergroundbar nur zwei Treppenstufen überspannte und würde das auf keinen Fall für irgendein Luxusappartment eintauschen.
Sereny aber war ihre Modelwelt aus Perfektion und Schönheit gewohnt. Sie gehörte nicht in diesen Club und Ashton würde froh sein, wenn sie wieder ging.
Und sie würde wieder gehen!
Nicht unbedingt, weil er sie tatsächlich loswerden wollte, sondern weil sie keine andere Wahl hatte als ihre Modelkarriere weiterzuverfolgen. Und wenn sie das tat, würde sie in kürzester Zeit so viel Geld verdienen, dass sie sich das leisten konnte, was sie gewohnt war. Im Idealfall ohne diesen Blutsauger von Mutter.
Er rechnete mit Wochen, die seine Schwester bei ihm verbringen würde. Vielleicht auch wenige Monate, je nachdem, wie viel Ärger Fera Sinclair machen würde, wenn diese kapierte, dass sie kein Kind mehr hatte, das sie ausbeuten konnte.
Dabei war Ashton noch gut weggekommen.
Zwar hatte seine Mutter ihn einige Male um Geld angebettelt, aber meistens hatte sie sich an das gehalten, von dem sie etwas verstand: Das Modelbusiness. Sie hatte erst Wesley auf diese Art verkauft und zum Schluss, als dieser volljährig wurde und sich weigerte seine Narben entfernen zu lassen, an ihre zweite Wahl: Sereny.
Ashton hatte die Karriere seiner Schwester verfolgt, versucht sie im Auge zu behalten und immer wenn er neue Aufnahmen von ihr erhalten hatte sich gefragt, wie lange es dauern würde, bis sie verstand, dass sie in einem Spinnennetz saß und bei lebendigem Leibe ausgesaugt wurde.
Ashton hätte gedacht, dass es länger dauern würde. Vielleicht bis sie in der Mitte ihrer zwanziger war oder einen Mann kennenlernte, der ihr die Augen öffnete. Nicht so früh dafür war ihre Bedürftigkeit nach Liebe und Zuneigung zu groß gewesen. Scheinbar hatte er sie unterschätzt, oder es war etwas vorgefallen, dass ihr Weltbild verändert hatte.
Aber egal was es auch gewesen ist gut so. Umso eher, umso besser.
Sereny hatte die Schule für ihre Karriere abgebrochen und würde dieses Leben leben, wohl weiter leben müssen, aber dann würde es zumindest ihr zugutekommen und nicht nur Fera.
"Es tut mir leid", entfuhr es ihr plötzlich und Ashton spürte, wie sich etwas in ihm regte, als er ihr in diese traurigen grünen Augen blickte, die aufgrund der vergossenen Tränen noch wässriger wirkten, als zuvor.
Sie war schön. Daran gab es absolut kein zweifle, obwohl ihre übertrieben weiblichen Attribute so gar nicht zu ihren eher einfältigen Charakter passen wollten. Ashton war schon immer der Meinung gewesen, dass dieses selbstbewusste, sexy Image, dass ihre Agentur Sereny auferlegte, einfach falsch war. Aber seine Schwester entsprach eben nicht dem Bild von niedlich und puppenhaft.
Sie hatte diese mörderische Sanduhrenfigur, mit vollen Brüsten und ausladenden Hüften gepaart mit einem Gesicht, das jeden Mann zum Sabbern, nicht zum Schmachten brachte. Aber wer passte schon in Klischee Schubladen? Die Sinclairs sicher nicht.
Er war ein Unternehmer der beim Gedanken Anzüge zu tragen, das Gesicht verzog und sein Bruder zog sich nach seinen Kampfrunden im Ring wieder sein Flanellhemd über, womit er immer wie Schwiegermuttersliebling wirkte.
Wären da nicht die Narben in seinem Gesicht, würde niemand glauben, dass er ein ziemlich brutaler Bastard konnte.
Zumindest so lange bis er ausholte und einen einfach K.O schlug.
"Warum bist du nicht zu diesem Zack gegangen, wenn es dir so leid tut?", fragte Ashton und ließ nicht zu, dass in diesen Worten auch nur irgendeine Emotion mitschwang. Sie sollte nicht glauben, dass es ihm etwas ausmachte, denn das tat es nicht. Er erkannte seine Pflicht an, ihr zu helfen, mehr durfte er nicht zulassen.
"Zack? Du weißt von Zack?", fragte sie verwirrt und er nicht stoisch.
"Er ist nur ein Freund, da läuft nichts", meinte Sereny sofort, aber seine Schwester war eine schlechte Lügnerin. Das war sie schon immer gewesen, zudem hatte Ashton den Blick ihres Moddelkollegen gesehen, als er in einem Interview zugab, wie überaus reizend er Sereny fand.
Diese Aussage hatte dazu geführt, dass auch Sereny eine Weile extrem viel Aufmerksamkeit bekommen hatte. Es hatte ihre Karriere definitiv beflügelt, von einem so berühmten Mann wie Zack Limes auf diese Weise erwähnt zu werden. Aber dann war es wieder schnell still um Sereny geworden.
Sie war nicht so berühmt, dass sie auf Schritt und Tritt von Paparazzi verfolgt wurde, aber bekannt genug, dass Leute sich auf der Straße die Frage stellten, wo sie dieses Gesicht schon einmal gesehen hatten.
"Bist du sicher? Dass hatte bei ihm anders geklungen", hackte Ashton nach, denn er musste wissen, auf was er sich hier einließ.
Wenn Zack was von Sereny wollte, und er wurde definitiv auf Schritt und Tritt beobachtet, würde das zwangsweise auch ungewollte Aufmerksamkeit auf Ashton selbst und seine Bar lenken. Aufmerksamkeit, der eher unschönen Art und Weise, denn die Gesellschaft verachtete das, was er tat.
"Ja, bin ich. Du musst keine Angst haben in unliebsamen Artikeln erwähnt zu werden", meinte Sereny und Ashton war erstaunt, dass sie seine Motivation dahinter erkannte. Sie war alles andere als dumm. Das war gut, denn das würde noch ein anderes Problem leichter machten:
"Wesley wohnt in einem Apartment neben meiner Bar. Er ist oft bei mir und benutzt das Gästezimmer, deswegen wirst du in meinem Büro schlafen müssen. Bitte versuch ihm aus dem Weg zu gehen."
Sie schluckte, nickte aber ohne ein Einwand zu erheben.
Es wäre Ashton lieber, sie könnte ein Zimmer für sich haben, in dem sie herunterkommen und sich sammeln kann, aber Wesley würde ausrasten, wenn er sie sah. Er reagierte auf 'Eny', wie er sie immer genannt hatte, wie ein Stier auf ein rotes Tuch.
"Er weiß vermutlich, dass ich komme, die Familienbehörte hat es erst bei ihm versucht. Erst als er gleich im ersten Satz sehr deutlich gemacht hatte, dass er von mir nichts wissen will, haben sie es bei dir probiert. Ich schwöre, dass ich versucht habe sie zu überzeugen, gleich dich anzurufen, aber sie hatten Bedenken,"
Natürlich hatten sie das. Ashton war der zwielichtige Undergoundbar-Besitzer wo sich Männer die Schädel einschlugen. Natürlich hatten sie es erst bei Wesley versucht. Dennoch schloss Ashton kurz resigniert die Augen, bevor er sich dazu durchringen konnte, ruhig zu nicken.
Er hätte es wissen müssen und dennoch hatte er die Hoffnung gehabt, dass das ein Problem werden würde.
Wesley war zu empfindlich, wenn es um Sereny ging und auch wenn er sich dem vermutlich selbst nicht bewusst war: Er war nie über sie hinweggekommen. Denn er hatte Sereny mehr geliebt als jeder andere und sich definitiv Hoffnungen gemacht, dass, eines Tages, wenn sie beide alt genug waren, sie mehr sein könnten als nur Geschwister.
Ashton konnte das nicht einmal verurteilen.
Jeder Mann, der eine Schwester hatte, dachte irgendwann einmal darüber nach. Frauen waren selten, eine in seine unmittelbare Nähe zu haben ein Glücksfall, den man nutzen sollte, aber Ashton selbst hatte den Gedanken fast sofort wieder verworfen. Vor allem, weil er es nie geschafft hatte, sie als Frau zu sehen.
Kein Wunder. Das letzte Mal als er ihr persönlich begegnet war, war sie gerade einmal fünfzehn gewesen.
Und auch jetzt sah Ashton nur das verzweifelte, kleine Mädchen, das trotz ihres Geschlechtes nie auch nur ansatzweise die Aufmerksamkeit in der Familie erhalten hatte, die ihr zustand und so mit einer ganzen Ladung Selbstzweifel groß geworden war.
Sereny war zu bedauern, vor allem, weil Ashton ahnte, dass er ihr nicht wirklich würde helfen können, weil auch in ihm eine gewisse Wut brodelte. Auch wenn er rational wusste, dass er einer fünfzehnjährigen keine Vorwürfe dafür machen konnte, dass sie sich nach der Liebe ihrer Mutter gesehnt hatte. So war doch auch er enttäuscht worden, weil er sich mehr von ihr erhofft hatte.

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So jetzt sind die 3 Vorgestellt. wie gefallen sie euch?^^

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Sereny - A Woman's World Tale - LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt