Kapitel 13
Ashton
Er zu sehr damit beschäftigt diese Männer die Leviten zu lesen und diesen Zack davon abzuhalten, Sereny weiter zu bequatschen, um wirklich den Auslöser ausmachen zu können.
Doch es war egal, warum Sereny plötzlich anfing zu weinen. Sie tat es und sofort war Ashton bei ihr, schirmte sie bewusst vor den Blicken der anderen Leute ab und umfing ihr Gesicht mit beiden Händen.
Er wollte nicht, dass sie weinte, Angst bekam oder sonst etwas empfand, was zu diesem Gefühlsausbruch führte. Er war nicht immer der perfekte Bruder gewesen, hätte sich früher noch viel mehr um Sereny kümmern müssen. Doch jetzt war er da und ihr Leid würde ein Ende haben. Das schwor er sich!
"Eny?", fragte er sanft und benutzte bewusst die vertraute Anrede, die normalerweise nur Wesley verwendete, weil... Ja, warum eigentlich? Ashton versuchte darüber nachzudenken, warum er selbst nie diesen Spitznamen verwendet hatte, doch als sich eine Antwort darauf in ihm manifestierte, drängte er diese Frage schnell beiseite.
Das konnte nicht sein.
Er durfte nicht eifersüchtig darauf sein, dass Sereny und Wesley sich schon immer etwas näher gestanden hatten als mit ihm und durfte jetzt auch nicht den Drang erliegen, diesem Schönling Zack hinter sich das Gegenteil zu beweisen. Denn so war es nicht, er hatte kein Recht sie so zu nennen und dennoch wollte er sich und der Welt um sich herum das Gegenteil beweisen.
"Tut mir leid, ich bin nur total übermüdet und ich hab hunger und ich wirklich aus diesem Kleid heraus", flüsterte sie ihm so leise zu, dass nur er es hören konnte.
Fast hätte Ashton erleichtert sein können, dass sie sich weder bedrohen noch bequatschen ließ und Ashtons Meinung darüber teilte, dass es besser war, dieses Shooting abzubrechen. Aber diese Freude ging in der bloßen Gewissheit unter, dass sie es getan hätte. Trotz ihrer Müdigkeit, ihres knurrenden Magens und diesem ihr wohl unangenehmen Kleides, hätte sie mit einem Lächeln vor der Kamera gestanden und dieses Shooting durchgezogen, wenn er das hätte mit der Zahlung klären können. Sie hätte gelitten für ein beschissenes Bild.
Es war gut, dass Feras Habgier zugeschlagen hatte. So blöd, wie es ihm jetzt kurz vorgekommen war.
Sereny gehörte ins Bett und das so schnell wie möglich!
Ashton strich mit den Daumen über ihre Wange und tieb die Träne fort, die ihr wohl einfach wegen des ganzen Stresses entkommen war und rieb dann beruhigend über ihre Oberarme.
Die Paletten, aus denen dieses weiße Kleid als einziges zu bestehen schien, fühlten sich unangenehm auf seiner Haut an und er wollte sich nicht einmal vorstellen, wie furchtbar es war, es tragen zu müssen. Unfassbar, dass so viele Jahrhunderte, in denen so viel Gesellschaftlich passiert war, diese Industrie irgendwo am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stecken geblieben war und darauf pfiff, ob sich die Werbegesichter wirklich wohlfühlten, der nicht.
Dafür war die Branche auch regelmäßig in der Kritik, doch die Reformen hatten es schwer sich durchzusetzen, wenn Geld und Rum Frauen und Männer dazu verlockte, das alles einfach zu ertragen.
"Dann lass dich da mal heraus pellen, es wirkt wirklich nicht sehr bequem", meinte Ashton und Sereny sah lächelnd zu ihm herauf und drängte sich dann an ihm vorbei zu einer der notdürftig abgetrennten Umkleidekabinen. Der Mann, der immer noch dabei war, vorsichtig die Fänden herauszuziehen, folgte ihr gezwungenermaßen und kaum war Sereny verschwunden, begann der Designer damit, dem Mann im Anzug Vorwürfe zu machen.
Damit richtete sich seine Wut zum ersten Mal zumindest an die richtige Adresse und Ashton hatte kein Interesse daran, sich da einzumischen oder auch nur zuzuhören.
Alles, was er im Auge behielt, war dieser Zack, der jeden von Serenys Schritten mit den Augen verfolgte und man wirklich schon sehr blind sein müsste, um nicht zu erkennen, dass dieser Kerl mehr von Ashtons Schwester wollte als er preisgab.
Vielleicht dachte dieser Typ, dass niemand es bemerkte, aber als Ashton sich direkt in sein Blickfeld bewegte, riss Zack kurz ertappt die Augen auf, bevor seine Miene wieder einen neutralen Ausdruck bekam-
"Wie schade. Ich hätte sehr gerne wieder einmal mit ihr geshoutet. Sie sieht in dem Kleid traumhaft aus", meinte er und das Lächeln, das er enthüllte, sollte wohl charmant wirken, aber Ashton war in diese Branche hineingeboren. Er erkannte einen scheinheiligen Ablenkungsversuch, wenn er ihn sah.
"Sie steht nicht mehr zur Verfügung", kommentierte Ashton und war selbst überrascht, wie zweideutig das klang.
Sereny war nicht mehr auf dem Markt, weder als Model, noch als Frau. Genau danach klang dieser Satz und obwohl Ashton ahnte, dass er damit etwas implizierte, was ihm nicht zustand, würde er sich lieber die Zunge abbeißen, als sich zu korrigieren. Sollte dieser Hampelmann doch alles so interpretieren, wie er wollte.
"Ist das so? Das letzte Mal meinte Sereny, sie hätte ihre Brüder seit Jahren nicht mehr gesehen", meinte Zack und am liebsten hätte Ashton ihn am Kragen gepackt und so lange geschüttelt, bis diesem Typen sogar sein eigener Name entfallen war. Wie kam der Kerl dazu, mit Sereny überhaupt solche privaten Gespräche zu führen? In welchem Kontext ist das passiert? War doch etwas zwischen den beiden gewesen und Sereny hatte es ihm nur verschwiegen?
"Jetzt sind wir wieder da und sie wird keine Zeit mehr für einen weiteren Mann in ihrem Leben haben", hielt Ashton dagegen und der Moment als Zack ganz leicht die Maske vom Gesicht bröckelte und tatsächlich so etwas wie Eifersucht hervorblitzte, ging Ashton hinunter wie Öl. Doch weiter wollte er über seine eigene Motivation nicht nachdenken. Er war hier, um Sereny zu helfen, nicht um mehr zu sein oder mehr von ihr zu wollen.
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Sereny - A Woman's World Tale - Leseprobe
RomantizmIn einer Welt von genetischer Perfektion und der Vorherrschaft der Frau lebt die junge Sereny Sinclaire ein eigentlich perfektes Leben. Zusammen mit ihrer Mutter treibt sie ihre Model-Karriere an und versucht, alles um diese Stolz zu machen. Bis zu...