Stimmungsschwankungen

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Am nächsten Tag tauchte Remus nicht zum Frühstück aus. „Fangt ihr ruhig schon an, ich hol ihn", erklärte Sirius verwirrt. Der Schwarzhaarige verließ die große Halle und bog wie ferngesteuert in Richtung Astronomieturm ab. Er wusste bereits aus Erfahrung, dass dies Moony's liebster Rückzugsort war. Als er den Gang etwas weiter hinunterging, ertönte ein leises Schluchzen. Nachdem er um eine weitere Ecke bog, erkannte er vor dem Loch, das sie einmal Ausversehen in die Wand gesprengt hatten, eine zusammengekauerte Gestalt sitzen. Langsam näherte er sich seinem Freund. Noch bemerkte Moony ihn nicht. Sirius beugte sich hinunter, streckte vorsichtig seine Arme aus und umarmte den Werwolf von hinten. Ohne etwas zu sagen, blieben sie in dieser Position, bis Sirius merkte, dass Remus sich entspannte. Er stand auf und reichte dem Werwolf unsicher lächelnd seine Hand. Remus ergriff sie mit einem fast unhörbaren „Danke". Währenddessen holte Sirius mit der anderen Hand eine Tafel von Moony's Lieblingsschokolade aus seiner Tasche, die er aus Gewohnheit immer bei sich trug. „Hier, iss das hilft", meinte er. "Was ist los, Moony? Ist es wegen gestern? Es ist doch alles gut gegangen." Das schien Remus aber nicht zu besänftigen, er schwieg weiterhin.

Den restlichen Tag über, sogar während des Unterrichts, sagte Remus höchstens einzelne Wörter, obwohl er sonst recht aufgeschlossen und redsam war.

|Sirius|
"Keine Ahnung, was mit Remi los ist, aber ich glaube es liegt an der Verwandlung gestern.", meinte ich, als ich mit Krone und Wurmschwanz im Gemeinschaftsraum saß. Moony konnten wir bisher noch nicht finden, obwohl wir alle seine Lieblingsplätze abgeklappert hatten. "Glaubt ihr, er erinnert sich noch an irgendwas?", fragte Pete besorgt. "Glaub nich, dass kann er normalerweise nicht, außer er verheimlicht uns was, aber das glaub ich auch nicht.", kam es von Krone zurück. In diesem Moment kam Lily durch das Portrait geklettert. Krone Gesichtsausdruck veränderte sich sofort von -meinemFreundgeht'sscheiße- zu -IchwilleinDatemitdir-. "Hey Evans, Lust auf ein Date?", fragte der Vollidiot die Rothaarige zum bestimmten vierten Mal diese Woche, wobei wir erst Montag haben. "Die Antwort lautet Nein, du Möchtegern-Macho!", erteilte ihm Evans erneut eine Abfuhr. "Und jetzt hör auf zu fragen, sonst wechsel ich das Haus."

Fast in derselben Sekunde unterbrach ich die beiden: "Ey ihr Turteltauben, hört mal auf zu flirten! Evans, hast du ne Ahnung wo Mo... ich meine Remi steckt?" Lily, die gerade dabei war, die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinaufzusteigen, drehte sich abrupt um und klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich Idiot! Das hab ich voll vergessen", stöhnte sie und zog mich mit sich zurück durch das Bild, das den Eingang zum Gryffindor-Turm bildete. "Könnt ihr nicht aufhören, wie Idioten rein und raus zu rennen?!", wurden wir prompt von der fetten Dame angemeckert. "Ich möchte lesen!" Genervt verdrehte ich die Augen, bevor ich von Evans um die Ecke in eine Besenkammer geschupst wurde. Ich hab in dem Moment das Gleiche gedacht, wie ihr jetzt wahrscheinlich. "Evans, wenn du rummachen willst, ist das ein ziemlich klischeehafter Ort", meinte ich lachend, woraufhin ich erstmal eine Ohrfeige kassierte. "Wofür", meinte ich gespielt entrüstet. "Bild dir nicht immer soviel drauf ein, bloß weil du reinblütig bist und nicht unbedingt hässlich bist, heißt es nicht, dass jeder hier an dieser Schule was von dir will", schnauzte sie mich beleidigt aus. "Verrat Remus ja nicht, dass ich dir das erzählt hab,", fuhr sie fort, "aber er hatte vorher nen kompletten Nervenzusammenbruch, weil er sich Sorgen um dich gemacht hat, Er kann sich ja normalerweise an Nichts erinnern, was passiert, wenn er ein Werwolf ist, aber gestern war das anders: Er weiß noch genau, dass der Baum dich erwischt hat, und er hat mitgekriegt, dass dir anscheinend irgendwas wehtut." Fast automatisch griff ich mir an mein linkes Handgelenk, das mir die Peitschende Weide verstaucht oder gebrochen hatte. Wurmschwanz hatte mir zwar geraten, in den Krankenflügel zu gehen, aber dann hätte ich erklären müssen, wie ich das geschafft hatte und ich war ein mieser Lügner. "Remus wird mich aber umbringen, wenn er weiß, was du weißt. Er ist übrigens unten am See.", endete Lily ihren Bericht.

|Remus|
Ich habe keine Ahnung, warum ich mich auf einmal an so viele Details erinnern konnte, aber auf dem hölzernen Steg zu sitzen, war irgendwie beruhigend. Vor ca. einer Stunde hab ich aus der Ferne meine Freunde nach mir rufen hören, aber ich habe nicht die Kraft aufgebracht, ihnen zu antworten. Kurze Zeit später war Evans aufgetaucht, worüber ich mich gefreut hab, weil ich mit ihr besser reden konnte, als mit meinen Freunden. Zusätzlich mach ich mir jetzt auch noch Vorwürfe wegen Tatze, weil mir heute morgen im Astronomieturm und auch im Unterricht aufgefallen ist, dass ihm offensichtlich seine linke Hand wehtut. Das hat er ja auch wieder mir zu verdanken, weil ich ihn zum Einen gebissen, dann durch die Gegend geworfen habe. Am Ende hat ihm dann der Baum den Rest gegeben.

Plötzlich hörte ich in zögerliches "Rem?" hinter mir und stutzte. Das ist eindeutig Tatzes Stimme, aber so unsicher kenne ich den Mädchenschwarm eigentlich nicht. Außerdem frage ich mich, warum er noch was mit mir zu tun haben will. "Ich hab eine Neue", gestand ich dem Hunde-Animagus, der das aber falsch versteht. "Warte, du hast ne Freundin?! Wieso weiß ich das nicht?!", fragte er entrüstet woraufhin ich die Tränen zurückhalten musste. "Schön wärs", murmelte ich leise, "eine neue Narbe triffts eher", gab ich zu. "Och ne, wo?", bekam ich als Antwort. ich zog mein T-Shirt an meiner rechten Seite hoch und offenbarte dem Schwarzhaarigen eine lange Schürfwunde die sich über meinen halben Oberkörper zog. Zerknirscht erklärte Sirius: "Das ist glaub ich meine Schuld. Ich hab dich ziemlich grob in den Gang geschubst." Daraufhin musste ich tatsächlich ein wenig schmunzeln.

"Kommst du jetzt wieder zurück in den Gemeinschaftsraum?", fragte Sirius, "James kriegt die Planung von dem neuen Streich für Schniefelus nicht allein hin, dafür braucht's schon ein Superhirn wie dich." So, das klang schon eher nach Tatze, wie ich ihn kannte.

-990 Wörter

The real reason the shrieking shack got its nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt