Kapitel 1

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K: „Vani komm schon. Alle sind hier, Du verpasst was!"

V: „Ich bin gerade erst nach Hause gekommen, Klara. Ich bin einfach fertig, ich war gestern erst um 4 Uhr im Bett."

K: „Du bist so selten dabei....komm schon. Tue es für mich"

Ich überlege eine Weile und vertröste meine beste Freundin auf später. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen von einem Job in Köln. Meine Freunde sind alle in einer Bar in der Münchener Innenstadt und eigentlich habe ich nicht wirklich Lust oder Energie dafür. Aber Klara hat Recht. Ich bin sehr selten dabei und mein Freund Timo wird wahrscheinlich auch da sein. 

Ich mache mir also einen schnellen Espresso, frische mein Make-Up auf und ziehe mir ein Kleid aus dem Schrank. Dann steige ich in meinen bestellten Uber. 

In der Bar angekommen begrüße ich meine Freunde glücklich. Gerade bin ich froh über meine Entscheidung. Ich habe sie doch ziemlich vermisst. Als letztes begrüße ich noch Timo. Wir sind seit ca 3 Jahren zusammen und haben uns über unsere Freunde kennengelernt. Unser Freundeskreis ist also sehr gleich. Würde ich so auch nicht nochmal machen. Unsere Freunde haben uns immer als das absolute Traumpaar gesehen. Das haben wir auch, bis es irgendwann gekippt ist. Die Traumbeziehung wurde schnell zu einem kleinen Albtraum und mir ist eigentlich mehr als klar wie toxisch das alles ist. Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich Timo noch wirklich liebe und ich denke das beruht auf Gegenseitigkeit. Eine Trennung schafft dennoch keiner von uns. Unsere Freunde haben das natürlich längst mitbekommen. Timo ist nicht gerade der leiseste, sodass schnell klar ist, wenn etwas nicht stimmt. Er möchte schon seit längerem mit mir zusammenziehen, aber ich wimmle ihn ständig ab. Er wird finanziell nichts beisteuern können und ich bin mir mit dieser Beziehung nicht sicher genug, um ihn auch noch zu finanzieren. 

Unsere Begrüßung fällt erwartungsgemäß etwas kühl aus. Ein schneller Kuss und ein kurzes „Hallo". Keine weiteren Fragen. „Willst Du gar nicht wissen wie mein Tage oder mein Job war?" Frage ich ihn. „Warum? Machst das doch irgendwie immer ganz gut. Ich bin hier außerdem mit meinen Freunden. Mega nervig, wenn ich mich dann die ganze Zeit um dich kümmern muss. Ich will die Zeit mit denen verbringen". Fassungslos schaue ich ihm hinterher, wie er wieder an den Tisch läuft. Wir sehen uns wirklich nicht sehr oft. Und mal wieder habe ich das Gefühl, dass alles andere auf dieser Welt wichtiger ist als ich. Dass das zufällig auch meine Freunde sind, mit denen er da Zeit verbringen will ist an der Stelle wohl egal. 

Ich bin gerade dabei mir einen Havanna Cola zu bestellen, als Klara zu mir kommt. Sie alle haben mitbekommen was Timo zu mir gesagt hat. Als ich mein Getränk bekomme zieht mich Klara auf die Tanzfläche. „Vani mach dir nichts draus. Er ist ein Idiot und wir feiern uns jetzt den Abend schön". Na gut. Wir haben wirklich einen tollen Abend. Wir tanzen viel und trinken auch ein bisschen was, in meinem Fall hält es sich jedoch sehr in Grenzen. Ich mag es nicht betrunken zu sein. Mittlerweile stehen unsere Freunde mit uns auf der Fläche und tanzen. Timo sitzt mit einem der Jungs alleine am Tisch, alle anderen sind einfach nur noch genervt von seiner Art und seinem Umgang mit mir. Ständig fragen sie mich, was mich noch in dieser Beziehung hält. Was mich noch an ihm hält. 

Um halb drei morgens laufe ich auf Timo zu. Ich bin mittlerweile ziemlich platt und befürchte wirklich demnächst im Stehen einzuschlafen. „Timo können wir heim gehen? Ich bin super fertig und will nur noch in mein Bett." „Dann geh doch nach Hause und schlaf. Ich bleibe noch hier." sagt er emotionslos. „Ich will aber nicht so gerne alleine gehen. Was wenn was passiert? Ich muss noch durch die ganze Stadt und nachts laufen da doch nur komische Leute rum." Ich habe wirklich Angst. Man hört so viele Horrorgeschichten und als Frau alleine nachts durch die Stadt zu laufen ist da ganz sicher nicht die beste Idee. „Und wenn schon." sagt Timo. „Ich will hier Spaß mit meinen Freunden haben, ich hab keinen Bock immer auf dich Rücksicht zu nehmen". Geschockt schaue ich ihn an. Hat er das gerade wirklich gesagt? Es ist ihm egal wenn mir was passiert? Hauptsache er hat Spaß mit seinen Freunden? Ich suche gerade noch nach Worten, als ich von hinten eine Stimme höre: „schon gut, ich bringe Dich nach Hause." Ich schaue in Eisblaue Augen, welche meinen Blick direkt einnehmen. „Ehm..okay...danke?" reagiere ich leicht überfordert. „Auf keinen Fall!" Springt Timo dazwischen und greift mich am Arm. Ich kann einen schmerzvollen Laut nicht unterdrücken, doch Timo denkt nichtmal dran loszulassen. Er drückt noch fester zu. Der Eisblaue Blick verfinstert sich „Alter, lass sie los okay?" sagt der fremde. „Das ist meine Freundin. Die fasse ich an wie ich will" sagt Timo. Daraufhin schubst der fremde ihn unsanft auf seinen Stuhl zurück und zieht mich aus der Bar. 

Felix P.O.V.

Nach meinem Auftritt in München haben Julian und ich noch beschlossen in eine Bar zu gehen. Wir unterhalten uns viel und tanzen auch ein bisschen. Wir trinken beide nichts, da wir morgen direkt weiter fahren müssen. Den ganzen Abend schon fällt mir dieses wunderschöne Mädchen ins Auge. Sie ist mit ein paar Freunden auf der Tanzfläche und scheint viel Spaß zu haben. Ich zwinge mich immer wieder wegzuschauen, aber ich bin viel zu verzaubert. Dieses Mädchen hat eine Ausstrahlung, die mich wahnsinnig macht. Und einige andere anscheinend auch, denn so gut wie jeder Typ hier schaut sie so an. 

„Ich gehe da jetzt hin, Julian" sage ich selbstbewusst zu meinem Bruder. Ich bin Felix Lobrecht. Was soll schon passieren? Ich gehe also in ihre Richtung, als sie zu einem Tisch läuft. Ich stehe gerade hinter ihr, als sie einen der Typen anspricht. Was ich da höre verschlägt mir kurz die Sprache. Was ist das denn für ein Typ? Anscheinend ihr Freund. Er sitzt mit einem großkotzigen Grinsen da auf seinem Stuhl und spricht mit ihr wie der letzte Mensch. Als ich mich wieder gefangen habe klinke ich mich ein „schon gut, ich bringe Dich nach Hause". Sie dreht sich erschrocken um und zum ersten Mal sehe ich dieses wunderschöne Gesicht von Nahem. Es sieht einfach so verboten perfekt aus. Ihre vollen, langen, blonden Haare umrahmen es perfekt und diese Augen sind noch blauer und stechender als meine eigenen. „Ehm...okay...danke?" holt mich die unbekannte Schönheit aus meinen Gedanken. Ich lächle sie warm an, als sie plötzlich etwas weggezogen wird. „Auf keine Fall!" schreit mich der komische Typ an. Er hat seine Freundin am Arm gegriffen und sie stöhnt schmerzvoll auf und verzieht das Gesicht. Ich schaue ihn finster an und versuche so freundlich wie möglich zu sagen „Alter, lass sie los okay?" „Das ist meine Freundin. Die fasse ich an wie ich will" sagt der schmierige Typ. Ich kann nicht anders als ihn auf seinen Stuhl zu schubsen und seine Freundin sanft Richtung Ausgang zu ziehen. 



Unexpected (Felix Lobrecht / Wincent Weiß FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt