Prolog

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  7 Monate nach der Beisetzung

Grün. Grün die Farbe der Augen seiner. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie unbeschreiblich vor mir zu haben. Wie sie mich anschauten.

Voller Verlangen, Leidenschaft, Liebe, Trauer und Glück.

Ich vermisse sie. So sehr.

Ich vermisse wie das Gift mich durchströmte als er mich jedes Mal musterte. Ich vermisse es wie mir die Sauerstoffzufuhr gekappt wurden ist, wenn wir uns gegenüber standen.

Ich vermisse es wie mir das Blut in den Aterien und Venen gefror, wenn wir uns küssten. Wie mein Herz schneller schlug, wenn er mich bloß berührte mit seinen sinnlichen Fingern.

Ich vermisse es ihn zu ärgern und zu provozieren. Ich vermisse seine süße Stirnader, die erschien, wenn er verärgert war.

Seine Lache, seine Berührungen, seine tiefe Stimme, seinen Körper, seine Gefühle, seine Aufmerksamkeit. Noch einfacher gesagt.

Ich vermisse sein Herz, das er mir anvertraut hat nicht zu brechen. Und ich tat das selbe.

Ich habe ihn angefleht nicht zu gehen und uns nicht alleine zu lassen, aber es war sein Schicksal. Unser Schicksal.

Mein Mig. Mi Coràzon. Hoffentlich hast du dein Frieden gefunden dort oben.

..........

„Mi Hermana, kommst du?"

Ich nickte ihm langsam voller Tränen im Gesicht zu.

Ich klappte das Buch zu und stand auf. Ich war mittlerweile im 9. Monat schwanger. Es wurde also immer schwerer mich zu bewegen.

„Warte ich helfe dir-"

„Ich schaffe das alleine Míro."

Alleine. Ich schaffe all dies alleine.
Denn ich bin es. Alleine.

Ich hörte ihn tief einatmen. Ich ignorierte es aber, da ich keine Lust hatte auf Diskussionen.

„Was machst du heute noch so Mi Hermana?"

„Ich fahre jetzt wieder nach Hause und koche mir irgendetwas. Ich möchte alleine sein Míro."

„Das verstehe ich, aber ich möchte dich bitte nach Hause fahren okay?"

Ich nickte nur langsam und vorsichtig.

Ich möchte einfach nur alleine sein, vor allem Heute. An unserem zweiten Hochzeitstag.

„Míro?"

„Hmm?"

„Ist es meine Schuld?", fragte ich unter Tränen.

„Was meinst du genau?"

„Der Tod von Mig.."

Ramíro kam augenblicklich zu mir und umarmte mich vorsichtig. Ich weinte ihm in die Brust. Ich will doch nur meinen Mig wieder zurück haben..

„Es trägt keiner die Schuld Mi Hermana. Okay?"

„Aber- Aber wenn ich ihm einfach verziehen hätte, wäre er nie auf diesen Auftrag gegangen und ich wäre nie angerufen worden..."

„Reyna. Er hat eigentlich unverzeihliche Dinge zu dir gesagt, wenn ich du gewesen wäre, hätte ich das gleiche getan. Hör auf dir die Schuld von Miguels Tod zu geben ja?"

Ich nickte zwar, aber im inneren tat ich es immer noch. Ich gab mir für alles die Schuld.

„Ich will doch nicht mehr alleine sein, könntest du?"

„Natürlich Mi Hermana. Natürlich."

Ich nickte ihm dankbar mit geschwollenen Augen zu und sah für heute noch ein letztes Mal zum Familiengrab der Serrános.

Wir lieben dich Mi Coràzon, mehr alles andere auf dieser Welt...

Ich setzte an zu gehen, doch Ramíro hielt mich nochmal auf.

„Reyna du musst nicht stark sein. Du darfst zusammenbrechen, jeder versteht das du es sehr schwer hast okay?
Du musst das aber auch nicht alleine mit dir selbst ausmachen okay? Versprichst du mir, das du mich immer anrufst, wenn du über irgendwas reden möchtest?"

Ich nickte.

„Okay, mach ich."

Ich habe wohl falsch gelegen. Ich bin gar nicht alleine. Ich habe nur all diese Leute die mich unterstützen wollen und wollten nicht wahr genommen. Ich. Bin. Nicht. Alleine.

Wir führten unseren Weg fort und setzten uns dann schließlich ins Auto.

„Danke Míro...", wisperte ich.

„Immer wieder."

Er startete den Wagen und fuhr dann los nach Hause. Nach ungefähr 20 min kamen wir dann auch an. Ramíro und ich haben tatsächlich über die Hochzeit geredet von mir und Miguel.
Wir haben sogar ein paar mal gelacht. Das Auto kam zum stehen und wir stiegen aus.

Ich schloss die Tür auf und wir gingen anschließend hinein. Rojana war gerade anscheinend in einem Meeting, denn hier waren sehr viele Geschäftsmänner im Wohnzimmer.

„Guten Tag die Herren.", sagte ich höflich und verschwand dann schnell mit Ramíro in der Küche.

„Was möchtest du essen Míro?"

„Keine Ahnung, kannst du Paella machen?"

Ich nickte.

Ich hatte dies zwar immer nur für Miguel getan, aber er war halt eben nicht mehr hier um diese zu essen.

„Mi Hija?"

Ich erschrak, weil ich Rojana nicht gehört hatte.

„Ja Madre?"

„Wir müssen uns kurz mal unterhalten ja?"

Ich nickte selbstverständlich und sagte Ramíro noch kurz Bescheid, das es etwas dauern würde.

Ich folgte Rojana in ihr Schlafzimmer und wartete darauf, dass sie anfing zu reden.

„Du darfst nicht ausrasten okay?"

„Was ist denn los?", fragte ich besorgt.

„Ich komm einfach zum Punkt. Ich habe grade einen Mann Namens Juan Romanito die Mafia und die Clubs überschrieben."

„Was..."

„Reyna. Eine Frau darf keine Mafia leiten, das ist das oberste Gesetz hier in Madrid. Aber da-da gibt es noch etwas..."

„Sag schon Rojana."

...

„Du musst ihn heiraten."

Mein Herz zerbrach in tausend kleine Teilchen.
Es schlug nicht mehr richtig und ich bekam höllische Angst. Ich starrte einfach nur vor mich hin. Ohne Emotionen.

Dear Gangstas Widow - Weil wir uns lieben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt