In der großen Halle

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Ein wolkenloser, strahlend blauer Himmel spannt sich über der großen Halle, die vor Aufregung und Leben gradezu vibriert.

Die Schüler tragen Schals in den Farben ihrer Lieblingsmannschaft und haben zahlreiche Fahnen und handgemalte Plakate neben ihren Tellern abgelegt.

Selbst die Lehrer haben jedes Bisschen gespielte Neutralität verworfen und sind entweder völlig in gelb oder völlig in grün gekleidet.

Der alles entscheidende Tag war gekommen! Heute würde das Quidditch Finale stattfinden.

,,Ich kann dir versprechen, dass du den vollen Support von allen Gryffindors hast, Marcus." Sagt Elliot und beäugt den Slytherin Tisch gehässig. ,,Wir hoffen doch alle, dass diese arroganten Schweine verlieren!"

,,Das werden sie auch!" Bringt Marcus zwischen zwei Bissen Toast überzeugt hervor.

Elliot nickt ernst. ,,Gut so. Viel Glück!"

Er haut seinem Kumpel auf die Schulter und geht zum Gryffindor Tisch zurück, der, völlig in gelbe Dachsbanner gehüllt, kaum von unserem Hufflepuff Tisch zu unterscheiden ist.

Marcus ist der Kapitän unserer Hausmannschaft und seit fast zwei Jahren mein Freund. Er spielt auf der Position des Suchers, obwohl er eigentlich nicht die typische leichte Statur dafür hat.

Trotzdem ist er gut, schließlich ist es zu einem großen Teil sein Verdienst das Hufflepuff es bis ins Finale geschafft hat. Das ist seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen. Deswegen ist der Wunsch dieses Spiel zu gewinnen natürlich umso größer.

Ich betrachte Marcus von der Seite. ,,Bist du denn gar nicht aufgeregt?"

Sein Mund ist zu voll um zu reden, aber er schüttelt energisch den Kopf.

,,Nein. Warum sollte ich?! Ich weiß, dass wir gewinnen werden!" Sagt er siegessicher, nachdem er fertig gekaut hat.

Ich lächel und lehne mich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

,,Gute Einstellung!"

,,Uh Oh! Nein! Sei besser vorsichtig damit!" Meint meine beste Freundin Nancy, die auf Marcus' anderer Seite am Frühstückstisch sitzt. ,,Hochmut kommt vor dem Fall."

,,Quatsch-" Marcus setzt zu einer Antwort an, wird aber von lauten Buh - Geräuschen unterbrochen.

,,Oh Nein, da sind sie." Murmle ich und starre in meine Teetasse.

Von lautem Jubel und noch lauteren Buh-Rufen begleitet stolziert das Slytherin team in die Halle. Allen voran der Kapitän und Jäger Theodor Nott.

Sie tragen bereits ihre Handschuhe und grünen Quidditch Umhänge und scheinen die Aufmerksamkeit zu genießen.

,,War ja klar, dass die bis zum letzten Moment damit warten zum Frühstück zu kommen! Ich wette die wollten nen richtigen Auftritt hinlegen!" Knurrt Marcus.

Er starrt die Slytherin Mannschaft unentwegt an.

Nott bemerkt es. Ein herausforderndes Lächeln umspielt seinen linken Mundwinkel.

,,Marcus." Flüster ich nervös. ,,Guck nicht so da rüber."

Ich lege ihm eine Hand auf den Arm und versuche ihn dazu zu bringen sich wieder seinem Teller zuzuwenden.

Erfolglos.

,,Hey, Slytherins!" Brüllt er. ,,Wir ziehen euch heute die Schlangenhäute über die Ohren, hört ihr?!"

Alle Köpfe in der Halle drehen sich zu uns um. Ich schließe kurz die Augen.

,,Marcus, was machst du da, lass das." Murmel ich und will seine Hand nehmen. Er weist mich ab.

,,Was ist los? Hat's euch die Sprache verschlagen? Sind eure Parselzungen eingefroren?"

In der großen Halle könnte man eine Stecknadel fallen hören, so leise ist es.

Das Slytherin Team wechselt ein paar Blicke, dann schlendert es langsam zu uns hinüber. Die Sache ist mir ziemlich unangenehm. Ich würde am Liebsten im Erdboden versinken.

Marcus ist eigentlich ein sehr friedfertiger Typ, aber die Leute vom Slytherin Team hasst er. Er hat schon öfter Streits mit denen gehabt, die in Duelle ausgeartet sind.

Obwohl ich das nicht gut finde misch ich mich da meistens nicht ein. Die Betonung liegt auf meistens, denn wenn Marcus jetzt etwas anfängt und die Lehrer davon merken, lassen sie ihn villeicht nicht spielen!

,,Ihr denkt auch ihr würdet gewinnen!" Spottet Marcus weiter. ,,Wir sollten das Quidditch Feld mit Matratzen auslegen, damit ihr nicht ganz so hart von den Besen fällt, wenn ich den Schnatz vor euch fange!"

,,Hey, Schluss jetzt! Du kannst denen gleich auf dem Feld zeigen wer der Boss ist, aber nicht jetzt!" Zische ich ihm energisch zu.

,,Hör auf deine Freundin, Catterick!" Höhnt Ian McCartney, einer der Treiber.

Die Slytherins stehen jetzt direkt hinter uns.

Wütend springt Marcus auf, doch bevor er Ian zu nah kommt, stellt sich Nott vor ihn und versperrt ihm den Weg.

,,Hey, Hey, Hey..." macht er leise.

Nott überragt meinen Freund um fast eine Kopfhöhe. Sein schwarzes Haar ist perfekt gestylt, ein schiefes Lächeln liegt auf seinem Gesicht und er scheint das Ganze zu genießen.

,,Warum setzt du dich nicht wieder hin, Catterick," er nickt zu Marcus' Stuhl ohne Blickkontakt zu brechen. ,,und wir reden. Hmm? Wie klingt das?"

Hätte nicht in diesem Augenblick der gesamte Lehrertisch mit gezückten Zauberstäben zu uns hinüber gestarrt, ich bin überzeugt Marcus hätte Nott hier und jetzt die Nase gebrochen.

Da aber auch er langsam einsieht wie unklug seine Provokationen an einem Tag wie heute sind, lässt er sich schließlich schnaubend auf seinen Stuhl fallen.

,,Gut." Nott lehnt sich gegen die Tischkante und senkt das Kinn, so dass er auf Marcus hinutersieht.

Nott hat sehr auffällige Augen. Es ist schwer zu beschreiben, aber sie sind schmal und kühl und grau-blau und beinahe hypnotisch. Man kann sich ihnen nicht entziehen.

,,Du bist dir so sicher, dass ihr gewinnt hm?" Fragt er leise. Seine Stimme ist tief und rau. Es liegen eine Menge finsterer Warnungen darin. Ich bekomme eine Gänsehaut.

Marcus hebt trotzig das Kinn. ,,Ja!"

,,Dann..." Nott holt seinen Zauberstab hervor und lässt ihn beiläufig in seinen Fingern kreisen. ,,Hast du doch bestimmt nichts gegen eine Wette."

5 HoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt