In der Pause

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Im Unterricht kann ich mich nicht konzentrieren und denke abwechselnd an Nott und an Marcus.

Ich beschließe meinen hoffentlich-bald-Exfreund in der Pause zu suchen und ihm zu erzählen was letzte Nacht wirklich mit Nott passiert ist. Nicht um grausam zu sein, sondern um ehrlich zu sein. Marcus und ich haben unsere guten Zeiten miteinander gehabt und er verdient diese Ehrlichkeit. So ungewöhnlich die Umstände auch gewesen sind, ich bin Marcus fremdgegangen und er sollte davon wissen.

Endlich klingelt es zur Pause.

Mit gesenktem Kopf stolpere ich aus dem Klassenraum und direkt gegen etwas breites, hartes. Ich sehe auf. Ein wohlbekanntes Paar graublauer Augen begegnet meinem Blick. Mir bleibt die Luft weg. Bei der Erinnerung an letzter Nacht überzieht Schamesröte meine Wangen. Gerne würde ich wegsehen, doch Nott hat bereits seine Hände auf meine Schultern gelegt und fixiert mich.

,,Hallo y/n." Ein leichtes Grinsen überzieht sein Gesicht, eines das davon spricht, dass er Pläne für diese Pause hat. Sehr besondere Pläne. Und Ich weiß ganz genau was für welche. Mir wird heiß.

,,Nott." Sage ich schwach. ,,Ich muss Marcus suchen gehen. Ich will mit ihm Schluss machen... Ich kann jetzt nicht... Mit dir-"

Er zieht abfällig den Mundwinkel hoch. ,,Marcus kann warten. Aber weißt du wer nicht mehr warten kann...?" Er senkt den Kopf zu meinem Ohr. Seine Stimme wird zu einem Flüstern. ,,Ich. Ich hab' schon kaum die ersten zwei Stunde ausgehalten. Ich muss nur an dich denken und schon werde ich horny."

Ein Kribbeln überzieht meinen ganzen Körper. Nott tritt näher an mich ran und versperrt mir den Weg.

,,Wie fandest du letzte Nacht, y/n?"

,,G...g- ganz gut."

Einen Schritt zurückmachend taumel ich gegen die Wand.

,,Nur ganz gut also?" Er tritt noch näher. Sein Geruch bringt die Ereignisse von letzter Nacht zurück in mein Gedächtnis. Die Party, der Kuss, der Raum der Wünsche.

,,So wie du letzte Nacht gestöhnt hast würde ich fast sagen es hat dir ziemlich gut gefallen. Villeicht sollte ich dein Gedächtnis auffrischen... " Nott hebt mit einer Hand mein Kinn an. ,,Bereit für eine Wiederholung?"

Gefangen zwischen einer jahrhundertealten Steinwand und Notts breiter Brust ergebe ich mich meinem Schicksal. Ich schlinge die Arme um Notts Hals und wir beginnen uns zu küssen. Ein Hauch von schlechtem Gewissen überkommt mich, wird aber sofort von Notts Lippen verscheucht.

,,Ich hab dich gar nicht beim Frühstück gesehen." Murmel ich während einer kurzen Atempause. Normalerweise ist er immer da. Nott ist an der Schule bekannt für die Art wie er morgens mit gelangweiltem Gesicht am Frühstückstisch sitzt und seine drei Tassen Kaffee trinkt. Das Mädchen von der letzten Nacht neben sich und den Kaffee schwarz. Ohne Milch, ohne Zucker, einfach schwarz.

Nott grinst neckend. ,,Hast du nach mir Ausschau gehalten?"

,,Quatsch." Murmel ich und weiche seinem Blick aus. ,,Aber wo warst du?"

,,Ich musste was klären." Liebevoll zieht er mich an sich und beginnt mich erneut zu küssen. ,,Aber jetzt bin ich ganz deins."

Ich kicher leise.

,,Das freut mich zwar, Nott, aber wie gesagt ich muss erst kurz mit Marcus reden gehen. Oder auch lange. Je nachdem wie gut er die Neuigkeiten aufnimmt. Ich möchte es ihm schonend beibringen, verstehst du." Plapper ich los.

Nott streicht mir über die Haare. ,,Du möchtest also mit ihm Schluss machen hm?! Hat ja lange genug gedauert."

Er lehnt sich vor, so dass wir auf Augenhöhe sind. Das Grinsen das in seinem Gesicht aufblitzt hat etwas psychotisches. ,,Weswegen denn? Wegen mir?"

Ich sehe weg. ,,Nein Nein. Nicht wegen dir. Also doch auch, aber hauptsächlich... Es hat einfach nicht mehr funktioniert. Schon lange nicht mehr. Marcus hat sich verändert, Ich hab mich verändert... Du weißt schon..."

Natürlich spielen Nott und seine Künste im Bett, eine weitaus größere Rolle in der Entscheidung meine Beziehung zu beenden, als ich mir eingestehe. Die Person die ich als meinen Freund will ist er, nicht Marcus, aber ich bin zu feige Nott das zu sagen. Zu groß ist die Angst das Nancy Recht hat und Nott mich als nicht mehr als einen seiner vielen one-night-stands ansieht.

,,Ich finde nicht, dass du dich verändert hast." Sagt Nott mit einem plötzlichen Anflug von Ernst.

,,Wie meinst du das?"

Er grinst. ,,Schau dich an. Immer noch die nette, kleine Hufflepuff die sich mit den falschen Typen abgibt."

Ich bin verwirrt. ,,Falsche Typen?"

Er schiebt die Hände in die Taschen seines Umhanges und weicht meinem Blick aus. ,,Typen die nicht gut für sie sind."

Sein Ton ist rätselhaft. Ehe ich fragen kann wie genau er das meint hat Nott schon das Thema gewechselt.

,,Genug von Marcus..." Langsam tritt er wieder näher und legt seine Arme um meine Hüfte. ,,Lass uns wieder auf uns zurückkommen."

Sein warmer Atem streicht meinen Hals. Er stöhnt als er beginnt mit den Fingern über meinen Körper zu streichen. Ich schließe die Augen. Die Erinnerungen an letzte Nacht werden wieder lebendig und mein Körper gibt mir zu verstehen, dass er mehr als bereit für eine Wiederholung ist.

,,Nott, was hast du vor?" Frage ich leise. Mehr oder weniger am Rande meines Bewusstseins wird mir klar, dass wir grade mitten im Korridor stehen. Jeder könnte hier vorbeilaufen und uns sehen. Auch Marcus.

,,Nott!" Zische ich. Er hört einen Moment lang auf meinen Hals zu küssen. ,,Ja?"

,,Nicht hier!"

Er richtet sich auf und ergreift mein Handgelenk. Sein linker Mundwinkel zieht sich nach oben in ein schiefes Grinsen. ,,Komm mit!"

5 HoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt