5 Hours

Nach dem Spiel

Nancy und ich warten vor den Umkleiden auf Marcus.

Als er herauskommt, läuft er so langsam, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern lasten. Marcus trägt immer noch seinen Quidditch Umhang. Seine Haare sind verstrubbelt und seine Wangen rot. Er ist völlig verschwitzt.

Wäre ich nicht so wütend auf ihn könnte er mir fast Leid tun.

,,Marcus." Rufe ich.

Er sieht auf und bemerkt mich und Nancy.

Stöhnend wendet er sich ab. ,,Oh Nein, y/n. Nicht jetzt! Mir geht's schon dreckig genug!"

Ich laufe auf ihn zu. ,,Was machen wir jetzt?" Verlang ich zu wissen.

Ich meine natürlich die Wette. Slytherin hat gewonnen, aber wird Marcus wirklich zulassen, dass ich Nott für fünf Stunden ausgeliefert bin?

Er zuckt mit den Schultern, die auf einer Linie mit seinem, auf die Brust gestickten Hufflepuff Abzeichen liegen, so sehr lässt er sie hängen. ,,Ich weiß nicht."

Nancy stemmt die Hände in die Hüften. ,,Wie du weißt nicht?! Du hast ihr die ganze Sache mit der Wette eingebrockt, also lass dir gefälligst was einfallen!"

,,Ist schon gut, Nancy." Besänftige ich sie. Obwohl sie Recht hat möchte ich nicht dass Marcus in seiner Verfassung noch angeschrien wird. Wir werden uns gemeinsam eine Lösung überlegen.

Marcus sieht müde zu mir auf. ,,Was soll ich denn machen, y/n? Wette ist Wette."

Ich will zu einer Antwort ansetzen, als hinter uns ein Geräusch ertönt.

Verdutzt fahren wir herum.

Das gesamte Slytherin Team steht dort, geduscht und wieder in ihre Hogwarts Uniformen gekleidet. Sie strotzen vor Arroganz. Der Kleine O'Leary trägt stolz den silbernen Quidditch Pokal.

,,Stören wir?" Höhnt einer der Treiber. ,,Hat das verliebte Ehepaar grade etwa einen Streit? Wie untypisch für euch Hufflepuffs! Neigt ihr nicht sonst eher dazu jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen und alle über euch drübertrampeln zu lassen?"

,,Halt die Fresse, Murfin!" Sagt Nancy wütend. ,,Für's Konflikte vermeiden seit ihr ja nun nicht bekannt!"

Murfin öffnet den Mund um zu antworten, aber ein Blick von Nott und er ist still.

Nott tritt vor. Seine Haare sind noch feucht vom duschen. Auch sein weißes Hemd ist feucht und klebt ihm an der Brust. Die oberen Knöpfe sind offen. Seine grün gestreifte Krawatte ist nachlässig geknotet und hängt ihm locker um den Hals. Das gewinnen steht ihm gut.

,,Wie es aussieht haben wir gewonnen." Sagt er ruhig. ,,Du weißt was das heißt, Catterick."

Marcus antwortet nicht.

Nott stellt sich dicht vor mich und sieht auf mich runter. Ich lege den Kopf in den Nacken und erwider seinen Blick. Seine Augen faszinieren mich. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, dass sie so besonders macht, aber ich bin mir sicher, dass es kein zweites Paar Augen auf der Welt gibt, die so sind wie seins.

Villeicht liegt es an ihrer Form, oder an der Platzierung der Pupillen, die ein bisschen was von dem unteren weiß im Auge freilassen. Es lässt ihn gefährlich aussehen, auf eine Weise. Irgendwie Unberechenbar.

,,Wirst du uns nicht zu unserem Sieg gratulieren, y/n?" fragt er, ein großspuriges Funkeln in den Augen.

,,Glückwunsch." Murmel ich wiederwillig.

Er lächelt. ,,Gutes Mädchen."

Ich lasse es zu, dass Nott mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Seine großen Hände sind überraschend sanft. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich nicht rühren können.

,,Warte nach dem Abendessen einfach vor der großen Halle. Ich hol dich um acht Uhr ab." Sagt er leise zu mir.

Ich nicke und merke wie sich mein Atem beschleunigt.

Nott tritt zurück, Marcus noch einen letzten triumphierenden Blick zuwerfend. Seine tanzenden Augen scheinen meinen Freund auszulachen.

,Keine Sorge, Catterick. Um Punkt Mitternacht kriegst du sie wieder. Unversehrt. Obwohl... " Nott grinst dreckig. ,,Es könnte schon sein, dass sie danach nicht mehr laufen kann."

Das Slytherin Team lacht höhnend und haut ihm auf die Schulter. Die Arme umeinander legend und Siegeslieder anstimmend hauen sie ab.