Unvewolltes Abenteuer

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Am nächsten Tag saß ich mit Poppy zusammen beim Frühstück. Nach kurzem Hadern, erzählte ich ihr schließlich von meinem abendlichen Spaziergang und das darauffolgende zusammentreffen mit Sebastian. Ich erzählte ihr auch von dem mehr als peinlichen Gespräch, wenn man es denn als ein solches betiteln konnte.

„Das hätte ich ja zu gern gesehen", kicherte Poppy, nachdem ich geendet hatte, woraufhin ich ihr einen vernichtenden Blick zuwarf.
„Ja, furchtbar witzig, ich weiß. Ich lach später", murrte ich und stierte wieder auf mein Toast.
„Entschuldige bitte", hauchte Poppy. „Es ist nur irgendwie komisch, wo ihr doch letztes Jahr so gute Freunde geworden seit."
Ein gequältes Stöhnen entwich mir und ich ließ die Schultern hängen. Ja, wir waren in Rekordzeit enge Freunde geworden. Sebastian, Ominis und ich. Verborgen vor allen Augen hieß es oftmals wir gegen jedes Hindernis, dass es zu überwältigen gab. Und nun? Nun warfen tiefe Schatten und Risse dunkle Flecken auf eine einst unzertrennliche Freundschaft.

„Hey, komm schon. Das Jahr hat gerade erst begonnen, das wird wieder", versuchte Poppy mich aufzumuntern und knuffte sanft gegen meinen Oberarm. Ein müdes Lächeln formte sich auf meinen Lippen, dann griff ich nach meiner Tasche und ging mit ihr zur ersten Unterrichtsstunde an diesem Tag.
Alte Runen, eines der Wahlfächer, das wir in diesem Jahr wählen konnten, interessierte mich wirklich sehr. Alles an der Geschichte der Zauberei weckte mein Interesse. Nicht zuletzt wegen meiner... Nennen wir es mal besonderen Begabung.
Poppy, die in Ermangelung an anderen Interessen fast den Fragebogen ins Feuer geworfen hätte, entschied sich nach ewigem Fluchen schließlich dafür, mich zu begleiten. „Ein breit gefächertes Wissen kann ja nicht schaden", hatte sie gesagt und feierlich ihre Kreuze gesetzt.

Heute war mir der Umstand ihrer fast schon wahllosen Entscheidung nur recht. Nicht allein im Unterricht sitzen zu müssen, schien mir eine willkommene Abwechslung.
Ich konnte in ruhe mit ihr zum Klassenraum laufen, mich ganz entspannt auf das Wesentliche konzentrieren und ganz ohne Zwischenfälle zum nächsten Programmpunkt meines Lehrplans übergehen.
Zaubertränke. Im Gegensatz zu gestern verlief auch diese Stunde für mich deutlich angenehmer. Für ordentlich aufsehen sorgte nicht ich, sondern Garreth. Offenbar hatte der wieder einen seiner brillanten Einfälle.
Gegen Ende der Stunde knallte es so laut, dass die Kellerwände wackelten, und einige Fläschchen aus ihren Regalen zu Boden fielen. Im hohen Bogen flog sein Kessel durch den Raum und landete ausgerechnet auf Professor Sharps Schreibtisch. Zu Garreths Glück saß der Professor gerade nicht am selbigen, sondern besah sich die Ergebnisse seiner Schüler. Unter verhaltenem Gelächter tobte Professor Sharp vor Wut, brummte Garreth Strafarbeit auf, verdonnerte ihn zum Reinigen des Klassenraumes und zog Gryffindor überdies eine ordentliche Menge an Punkten ab.

Am späten Nachmittag traf ich mich dann mit Poppy im Gemeinschaftsraum wieder. Unsere erste Stunde in Apparieren stand auf dem Plan.
Innerhalb des Schulgeländes selbst konnte und durfte man zwar nicht apparieren, aber die Aussicht bald nicht mehr nur auf Flohpulver und verdreckte Kamine angewiesen zu sein, hob meine Stimmung doch sehr. Auch wenn wohl niemals etwas an das Gefühl reichte, mit dem Besen durch die Lüfte zu fliegen.

Unweit vom Schlossgelände, auf einer der saftigen Wiesen zwischen Schloss und Hogsmeade, fanden sich all die Schüler ein, die an diesem Unterricht teilnehmen wollten. Und das zählte so ziemlich jeden Sechstklässler. Natty stand neben Garreth und winkte mir breit lächelnd zu, während Imelda angeregt mit einem anderen Slytherin plauderte. Und auch Sebastian und Ominis konnte ich unter dem kleinen Pulk ausmachen. Sie standen im gehörigen Abstand zueinander, zur Linken der noch recht jung aussehenden Hexe vom Ministerium.

Der Anblick der beiden schmerzte mich ungemein. Diese kalte und überdeutliche Distanz zwischen den zweien, die einst wie Brüder füreinander waren, brach mir das Herz.
„Sag mal, das ist mir schon gestern aufgefallen, aber hatte unser Dreamteam irgendwie streit?", fragte Natty mich leise, nachdem sie sich von Garreth loseisen konnte und nun bei mir und Poppy stand. Ich schluckte den aufkommenden Kloß hinunter. Mit Ominis eiserner Entscheidung musste es früher oder später ja auffallen. Nur zu gern hätte ich für sie und auch Poppy eine ehrliche Erklärung parat gehabt, doch ich brachte es nicht übers Herz, noch weiter zu lügen. Die Wahrheit konnte ich auch nicht sagen, das verbot mein Gewissen. Und meine Angst jemand würde Sebastian irgendwann doch ans Messer liefern.
Also zuckte ich nur mit der Schulter und zog es vor, den Mund zu halten. Dankenswerterweise meldete sich unsere neue Lehrerin in diesem Moment zu Wort und ersparte mir weitere Fragen von Natty. Vorerst, wie mir ihr Blick ganz klar zu verstehen gab.

Curse of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt