Annäherung

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Wochenende. Endlich. Die erste Woche lag offiziell hinter mir. Leider konnte ich diesen Umstand keineswegs wie alle anderen genießen. Im Gegensatz zu den meisten meiner Mitschüler durfte ich an diesem Morgen nicht ausschlafen. Zumindest nicht so, wie ich es gewollt oder sogar gebraucht hätte. Auf meiner nicht ganz freiwilligen Agenda stand nämlich Nachsitzen. Ausgerechnet heute. Nach der Flucht aus dem Schloss hatte ich mich spät abends zurückgeschlichen und gehofft niemanden anzutreffen, jedoch wartete schon in der Eingangshalle Professor Weasly mit verschränkten Armen und äußerst enttäuschter Miene.
Neben einer schier endlosen Belehrung, wie gefährlich es nachts doch draußen sein konnte und wie unverantwortlich Schwänzen sei, brummte sie mir Strafarbeit auf. Zum Glück nur bei Hecat.

Weniger glücklich: Es forderte meinen Samstagvormittag. Genau den Tag, den ich für mein Treffen mit Sebastian vorsah.

An dem Umstand war ich aber ganz allein schuld. Was musste ich auch wegen des Streits gleich das Weite suchen. Jetzt hingen mir nicht nur die Strafarbeit und das Gespräch im Nacken. Natty sprach überdies seither kein einziges Wort mit mir. Sie grüßte nicht fröhlich, wenn wir uns auf den Fluren trafen und im Unterricht tat sie so, als wäre ich Luft.

Tief in mir drin wusste ich, dass ich all das mehr als verdiente. Ich musste mich entschuldigen. Ich war zu weit gegangen und absolut unfair ihr gegenüber. Ich hätte mich nicht so von meinen Gefühlen leiten lassen sollen. Müde hin oder her.
Doch die Aussöhnung mit Natty schob ich vorerst nach hinten. Zuvor galt es an anderen Baustellen zu arbeiten. Und die duldeten keine weiteren Aufschübe. Ich musste meinen Kopf endlich freibekommen.

Nun also lief ich durch gespenstisch leere Gänge, wollte zumindest einen Versuch wagen, etwas zu essen. Ein Unterfangen, dessen Resultat ich schon jetzt kannte, aber ganz ohne etwas im Magen würde ich den Tag auch nicht überstehen.
Auf meinen Weg zur großen Halle begegnete ich sehr wenigen Schülern. Obwohl es nicht besonders Früh am Morgen war, wandelten neben mir nur eine Handvoll andere Schülern betriebsam durchs Gemäuer.

Die meisten schliefen aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich noch und ich hätte auch nichts lieber getan. Mich am liebsten den halben Tag im Bett verkrochen und dringend nötigen Schlaf nachgeholt.
Auch letzte Nacht bekam ich wieder fast kein Auge zu. Entgegen meiner naiven Annahme, ein bisschen Vorlauf würde die Nerven schon beruhigen, geschah genau das Gegenteil.

Den gesamten Abend über hing ich nervös an meinen Hausaufgaben und brachte nichts Gescheites zu Papier. Poppy, die neben mir an ihrem Aufsatz für Pflege magischer Geschöpfe arbeitete, hatte irgendwann entnervt die Feder beiseitegelegt. Mein Ständiges seufzen würde ihr den letzten Nerv rauben, hatte sie gemeint und war kurzerhand auf ihr Zimmer verschwunden.

Nachdem ich schließlich nicht minder frustriert den Aufsatz für Professor Binns erneut zerknüllt ins Feuer donnerte, lag ich zwar im Bett, konnte aber kein bisschen abschalten. Tausende Gedanken und Möglichkeiten, was alles schief gehen konnte, ließen mich nicht eine Sekunde zu Ruhe kommen. Spät in der Nacht, schlief ich dann endlich erschöpft ein, doch in meinem Träumen verfolgten mich meine Sorgen.

Jetzt saß ich am Tisch der Hufflepuff und blickte auf eine unheimlich leere Halle. Neben mir befanden sich nur noch drei weitere Schüler im Saal. Allesamt von Ravenclaw. Sie hingen mit den Köpfen tief in ihren Büchern.
Über mir erstrahlte die hohe Decke im kräftigsten Blau. Versprach einen wunderschönen Tag. Wenigstens regnete es nicht. Ein schmaler Lichtblick.

Das liebevoll hergerichtete Frühstück bekam ich deswegen aber auch nicht runter. Mein Magen spielte verrückt und drehte sich beim Anblick der wirklich köstlich duftenden Würstchen um. Wehmütig schob ich den Teller beiseite und aß zumindest ein paar trockene Scheiben Toast.
Nach dem zweifellos kargen Mahl stand ich auf und schlenderte zu Professor Hecats Klassenzimmer. Von ihr würde ich mir garantiert auch noch einen Vortrag anhören dürfen.
Ich seufzte.

Curse of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt