Giftiges Rendezvous

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Früh am Morgen taperte ich auf leisen Sohlen zu Poppys Schlafsaal. Ich hatte nach meinem Ausflug zwar versucht schlaf zu finden, aber bis auf äußerst penetrante Albträume und unruhiges hin und her wälzen fand ich keine ruhe. In meinem Kopf jagten sich die Gedanken. Irgendwann hatte ich es schließlich aufgegeben. Die Geschehnisse wollte keine ruhe geben und es brannte mir auf der Seele Poppy vor meinen Mitschülern darüber zu unterrichten, was mit den Mondkälbern passiert war.

Also stand ich nun um kurz vor sechs Uhr vor ihrem Bett und kam mir vor wie ein Stalker. Kurz haderte ich mit mir. Das Süße und friedliche Gesicht von Poppy machte es mir schwer. Sie würde vermutlich in Tränen ausbrechen. Ich wusste wie sehr sie an den Schuleigenen Tierchen hing.
Auf der anderen Seite nagte Ungeduld an meinem Nervenkleid. So präsent, das mir schon schwummrig wurde. Ich gab mir daher einen Ruck und rüttelte sacht an Poppy. Ein verstimmtes grummeln erklang, doch sonst regte sich nichts bei ihr.
Ich spürte meine aufkeimende Unruhe weiter wachsen. Meine Finger begannen kalt und taub zu werden. Adrenalin, wie ich es sonst nur beim Fliegen verspürte durchdrang meine Blutbahnen.

Ich wurde nachdrücklicher bei meinem Versuch Poppy zu wecken. Ihr Gesicht zog sich mürrisch zusammen, sie brabbelte unverständliches und drehte sich auf die andere Seite. Ich seufzte, lief bedacht auf die andere Seite und packte beherzter an ihren Arm.
Bei Merlin so tief konnte doch keiner Schlafen!

„Poppy?", fragte ich halb flüsternd und beugte mich über meine schlafende Freundin. „Komm schon, ich muss mit dir reden!"
Leises Deckenrascheln ließ mit in meinem tun innehalten.
Eines der anderen Mädchen wälzte sich gerade geräuschvoll um. Dann wurde es wieder still. Einige Sekunden verstrichen ehe ich es wieder wagte meine liebe Freundin vor mir aufzuwecken.

Ich rüttelte wieder an ihr, rief mehrfach ihren Namen und endlich schien sie aus ihrem Traumreich zu erwachen. Einige male blinzelte sie, sah mich verklärt an, während ich weiterhin halb über sie gebeugt hockte und erwartungsvoll drein schaute. Ich kam mir wie ein Hund vor, der unbedingt mit Frauchen spielen wollte.
Poppy dagegen schien nur schleppend zu realisieren, was vor sich ging. Ich Blick lag noch immer trübe und es hatte den Anschein, sie wäre gedanklich noch Meilen entfernt.
Dann allerdings kam die Information bei ihr an. Sie fuhr hoch, saß nun kerzengerade in ihrem Bett und starrte mich aus erschrockenen Augen an. Ich fuhr dabei etwas zurück.

„Lyn! Was in Merlins Namen machst du hier?", rief sie unter stoßweisem Atem. Hinter mir raschelte es wieder und ich gebot Poppy mit meinem Zeigefinger an den Lippen still zu sein.
Jetzt, wo sie endlich wach vor mir saß brandete meine Unruhe wieder auf und ich hätte sie am liebsten aus dem Bett gezerrt. In ihren Augen spiegelte sich aber neben Verwirrung durchaus etwas Unmut. Daher wagte ich es nicht. Ich wollte die anderen nicht wecken.

„Entschuldige bitte", flüsterte ich. „Aber es eilt!", warf ich knapp hinterher und griff aus einem nicht zu kontrollierenden Impuls heraus ihre Decke beiseite. Entrüstet und mit einem kurzen aufjapsen taktierte sie mich.
„Und das kann nicht warten?", fragte sie, gähnte und schielte zu ihrem Wecker. „Lyn, es ist viertel nach sechs!, entfuhr es ihr dabei und ich grinste wie ertappt schief.
„Ich weiß, aber ich kann nicht schlafen! Ich platze sonst", gab ich zurück, trat einen Schritt von ihrem Bett und sah sie erneut an wie ein kleiner Welpe, der unbedingt spielen gehen wollte.

„Muss wirklich dringend sein, wenn du dich nicht mal anziehen konntest", gluckste Poppy nun und musterte mich, schwang dabei ihre Füße auf dem Bett und streckte sich. Ich sah verlegen zur Seite. Daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht.

„Nein, also ja...", sagte ich schnell und versuchte ruhig durchzuatmen. „Ist doch aber auch völlig unwichtig. Es gibt wichtigeres zu bereden. Aber nicht hier."
Flehend sah ich sie an, knibbelte aufgeregt am Saum meines Morgenmantels. Dann drehte ich mich um und sah zu den anderen Betten hinüber. Glücklicherweise schienen hier alle einen besonders tiefen Schlaf zu besitzen, denn sie schlummerten noch genauso friedlich wie zuvor.
„Wir gehen in den Raum", sagte ich trotzdem. Dort war es sicher. Keine unerwünschten Ohren, die evtl doch etwas hörten. Das wäre viel zu riskant.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2023 ⏰

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