Köln, 1474
Ein Glück das ich ein Haus habe das etwas Sonne abbekommt. So fällt mir das aufstehen im Sommer immer etwas leichter.
Mein Blick glitt nach rechts zu meinem Tisch auf dem meine Kerze stand. Seit die Sonne früher wie mein Aufwecker aufgeht lasse ich sie aus. Erst im Winter werde ich wieder die Nadel mit der Kugel dran befestigen so das diese laut aufkommt, wenn das Wachs um die Nadel geschmolzen ist.
Kerzen sind sehr teuer und seit ich Witwe bin kann ich sie mir nur noch seltener leisten.Um nicht zu spät bei Fygen aufzutauchen schnappte ich mir meine Sachen für die Arbeit und richtete mich in der Badestube her.
Nachdem ich die Felle und den Kamin für die kommende Nacht wieder hergerichtet habe zog ich mir meine Schuhe an und verlies meine kleine Wohnung im Dachgeschoss. Auf dem Weg runter zur Haustüre grüßte ich meine Nachbarn die mir entgegen kamen und trat dann schlussendlich in den Sonnenbeschienen Hof.
Naja.
Das wäre dann auch schon das einzige schöne hier. Die Sonne.
Genauso wie der Rest der Stadt stinkt es hier nach Mist und Fäkalien. Der Boden besteht aus reinem Matsch und die vereinzelten Blüten des Löwenzahns die am Rande stehen bessern den Anblick auch nicht gerade auf.
Wie jeden Tag folge ich dem Kleinen Pfad durch das Tor hinaus direkt auf die Hauptstraße und folgte dieser bis zum Seidmachergässchen. Geradewegs lief ich auf den Eingang der Seidenspinnerinen zu und bemerkte in meiner Eile nicht das die Türe von innen aufgezogen wurde und stieß direkt mit dem Unbekannten zusammen.
„Pass doch auf!" rief der Mann schon aus bis er mich am Boden erblickte „Ein Weib! War doch klar. Ich verstehe bis heute nicht wie man euch ein Handwerk ausüben lassen kann! Und dann noch in einer Zunft!" Wütend schnaubte er und knallte hinter sich die Tür zu.
Mit einem letzten Verachteten Blick ging er Richtung Hauptstraße zurück und verschwand dann hinter der Häuserecke.Was für ein toller Start in den Tag!
Ich rappelte mich auf und Klopfte mir den Schmutz vom Rock und den Händen bevor ich den kleinen Laden von Fygen betrat.
„Da bist du ja, pünktlich wie eh und je" begrüsste Fygen mich ermunternd. Sie hat den Zusammenstoß vor dem Laden wohl mitbekommen und schaute mich mitleidig an. „Wenn du möchtest kannst du kurz hinten in meine Stube gehen und dir die Hände säubern, der nette Herr von eben hat eine Bestellung für Maulbeerseide aufgegeben, ich weist das nur du das spinnen kannst, also gib dein bestes, es bringt viel Geld ein."
Augenverdrehend ging ich nach hinten in ihre Kammer.
Maulbeerseide ist eines der Empfindlichsten Seidenarten die es gibt, Kokons davon zu bekommen ist äußerst Schwer. Zu meinem Beileid sind wir die erste Anlaufstelle für diese besondere Seide.
Fygen hatte bei den Verhandlung alles gegeben um den Zuschlag für den Handel der seltenen Kokons zu bekommen.
Zum einen ist es ja gut so, so musste ich nicht aus der Wohnung meines alten Herren ausziehen, da ich sie durch die Maulbeerseide die ich spinne gut bezahlen kann. Aber andererseits braucht es meine volle Konzentration um keinen Fehler zu machen und die teure Ware nicht zu verderben.
Das wird die nächsten Tage eine sehr anstrengende Arbeit werden der ich nachkommen muss.
Wieder mit sauberen und Trockenen Händen ging ich also vor in die Lagerkammer des Ladens und legte mir vorsichtig die Kokons in den Korb und ging vor zu meiner Werkbank.
Dort setze ich zuerst Wasser auf den Herd und stellte die Schüssel in die die Kokons hineinkommen daneben.
Um den Kleber der Kokons zu lösen ohne die Seide zu beschädigen muss ich sie mit heißem Wasser übergießen und sie langsam abwickeln. Erst dann kann ich sie mit den anderen Fäden verspinnen.
Voller Tatendrang es schnell hinter mich zu bringen begann ich also den Faden von den heißen Kokons abzuwickeln.
Möglichst ohne mich zu verbrennen.„Anna!" hörte ich Fygen aus dem vorderen Bereich des Ladens rufen. Ich legte den Angefangenen Kokon zur Seite und lief eilig nach vorne.
„Was ist Fygen? Du weist das ich mich mit dem entwickeln der Seide beeilen muss." sagte ich etwas eilig.
Nicht das sie mir noch reist.
„Ja ja ich weis Anna, nur steht hier ein Kerl vor der Tür den ich nicht abwimmeln kann! Er verlangt vehement nach dir!" erklärte sie mir mit einer leicht erhöhten Stimme.
„Ich kümmere mich darum, danke fürs Bescheid geben Fygen." gab ich ihr Bescheid und schob mich schnell raus vor die Türe.
„Colin! Was machst du den hier?" Überrascht ihn hier zu sehen starrte ich ihn ungläubig an.
Mit seinen Sommersprossen um der großen Nase und den kurz geschorenen Braunen Haaren hätte man meinen können das er sehr attraktiv ist, aber leider ist dem nicht so, seine kleine Größe und die schon krummen Nase gaben ihm leider kein gutes Aussehen.
Das er kaum etwas auf dem Leibe hatte gab seinem Erscheinungsbild noch den Rest. Leider kam er aus einer sehr Wohlhabenden Familie und dachte somit das er alles haben konnte was er wollte.
Das dem nicht so ist musste er wohl schon mit seiner Nase bezahlen.Ob er daraus gelernt hat bezweifle ich aber.
"Ich habe mitbekommen das vor einiger Zeit Bertold dein Gatte von uns gegangen ist. Mein herzliches Beileid." teilte mir Colin mit. "Vielen Dank Colin." antwortete ich ihm gelassen. Das sein Tod mich traurig stimmte sah man mir glücklicherweise nicht an. Ich wollte keine Zielscheibe für irgendetwas werden.
"Du Colin, Ich muss jetzt wieder ziemlich dringend zur Arbeit, sonst geht mir die Seide kaputt." Sagts ich im Umdrehen zu ihm da mir seine Stille zu unangenehm wurde.
Doch kaum öffnete ich die Tür packte er mich plötzlich am Arm.
"Ich wollte dich eigentlich noch was anderes Fragen, ob du mit zum Mittagessen kommst, Eine Pause von der anstrengenden Arbeit. Bitte komm doch mit!" bat er mich eilig.
"Tut mir leid Colin, aber ich habe keine Zeit und kein Interesse daran." teilte ich ihm mit und wollte meinen Arm aus seiner Hand ziehen.
Jedoch hatte das zur Folge das er nur noch kräftiger zudrückte.
"Bitte!" sagte er mir ausdrücklich und schaute mir fest in die Augen.
"Na gut, Na gut! aber bitte zum Abendessen, sonst verliere ich meine Arbeit!" antwortete ich leicht in Panik.
"Na gut. Ich hole dich hier direkt nach Feierabend ab." und ließ dabei meinen schon schmerzhaften Arm los.
Mit einem kleinen Seitenblick bedankte ich mich noch gespielt höflich bei ihm und rannte förmlich durch die Tür."Anna alles in Ordnung?" Fygen sah mich besorgt an. Augenverdrehend ging ich zurück zu meiner Seide und setzte meine Arbeit fort. "Es hat wohl schon die Runde gemacht das Bertold von uns gegangen ist, jetzt hab ich wohl das Problem von jungen Männern am Hals die denken mich jetzt haben zu können."
"Oh, ich dachte es schreckt sie ab das du mit so einem alten Mann verheiratet warst. Obwohl es jeden gewundert hat wie er an so eine junge schöne Frau wie dich kam." kam es nachdenklich von Fygen.
"Du kennst die Geschichte ja wie ich zu Bertold gekommen bin. Er war mein Retter in der Not. Ohne ihn wäre ich vermutlich schon unter der Erde." Gab ich traurig von mir. "Hätte er es nicht auf sich genommen und gesagt das er meine Ehre beschmutzt hat dann wäre ich mit Hartmut verheiratet. Er hatte in der Gegend den Ruf nur so die Frauen zu schlagen und schlussendlich zu töten. Ich wäre seine vierte Frau geworden!"
"Ich frage mich wie dein Vater das nur zulassen konnte!" rief Fygen wütend aus. "Ihm muss doch etwas an seiner eigenen Tochter gelegen haben!"
"Leider nein, doch für Bertold war ich wie seine eigene Tochter. Ich half ihm in meiner Kindheit und späteren Jugend viel da er es einfach nicht mehr geschafft hatte. Ohne mich wäre er wohl verhungert und hätte nicht einmal ein schönes Grab bekommen wie er es jetzt hat." Sprach ich reumütig aus.
"Ich habe es gesehen, du hast es wunderschön dekoriert, so wie er es verdient hatte." Lächelnd drückte Fygen mich und lies mich dann weiter Arbeiten.
Vorne warteten wohl bereits neue Kunden auf sie, um Bestellungen aufzugeben. Ich lächelte bei dem Gedanken wie Glücklich Fygen doch ist. Sie hatte eine eigene Werkstatt, war Mitglied in der Zunft und musst kaum ihren Grummeligen Ehemann sehen da er viel lieber Trank und sich an jüngere Weiber ranmachte. Solange sie Das Geld heimbrachte und ihn durchfütterte war ihm alles egal.
Ich hoffte für sie das es so blieb.Für mich hoffte ich das ich die anstehende Zeit hoffentlich gut überstehe... Allein wenn ich an Colin denke dreht sich alles in mir um.
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Alles und Nichts
FantasyTextausschnitt: „Connie! Nicht so schnell! Warte doch auf mich!" verwundert über die Rufe schaue ich den Hang hinauf und sehe Ronja den Waldweg runter schlittern. „Mein Gott Ronja! Mach langsam! Der Weg ist verdammt Glatt!" rufe ich noch bevor ich s...