1...oder als ich in einen Neuanfang gedrängt wurde

1 0 0
                                    


Ich bin mir immer noch nicht so wirklich sicher, ob es für eine 17 - Jährige das Beste ist noch einmal die Schule zu wechseln. Ein Jahr vor meinem Abschluss sollte ich eigentlich andere Probleme haben, als mich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden und neue Kurse zu belegen. Aber ändern kann ich es nun leider auch nicht mehr.

Meine Mutter und ich brauchten einen dringenden Tapetenwechsel und immerhin sind wir in einem gemütlichen Haus mit einer großen Veranda und einem süßem Vorgarten gelandet. Aber das ist offen gesagt nichts im Vergleich zu unserem altem Haus. In dem ich seit meiner Geburt gelebt habe.
Mit der Garageneinfahrt in der ich Fahrrad fahren lernte, der Reifenschaukel, die mein Dad für mich an der rießigen Eiche anbrachte und Mom's großen Blumenbeete im hinteren Bereich des Gartens.

Und nun, mit einem tränengefüllten Wimpernschlag, gehören diese Augenblicke der Vergangenheit an. Ein Anflug von Traurigkeit überkommt meine kleine kaputte Seele, doch ich schlucke sie schnell hinunter und stehe nun doch langsam aus meinem Bett auf. Ich glaube meine Mutter hat mich schon vor ungefähr 10 Minuten zum Frühstück gerufen.
Heute ist mein erster Schultag in der Farnswhile Highschool in Seattle. Dort werde ich die 12. Klasse besuchen, ein Jahr vor meinem Abschluss. Aber dass hatte ich ja bereits erwähnt.

,,Na endlich Spatz, komm beeile dich sonst kommst du noch zu spät. Und das an deinem ersten Tag!'' ruft meine Mom während ich die Treppe in meiner verwaschenen Lieblings-Jeans und einem viel zu großem Shirt mit einem Aufdruck einer Band, hinunter schleiche.
Ich nicke nur kurz und setze mich an die Theke in der Küche. Ich beobachte Mom dabei wie sie mir mein Sandwich zubereitet und in meine Richtung schiebt. Sie haucht mir einen Luftkuss zu ehe sie sich weiter an einen Karton zu schaffen macht auf dem sie mit einem Marker ,Küche' geschrieben hatte. ,,Danke Mom.'' sage ich schnell und nehme einen Bissen. Es ist mit Tomate und Cheddar belegt und schmeckt einfach köstlich. ,,Bist du schon aufgeregt?'' fragt sie ohne den Blick zu heben. ,,Ja Mom. Aber das wird schon.'' antworte ich ihr fest, um sie etwas aufzumuntern. Flink esse ich auf um endlich los zu können.

Das letzte was Mom gerade gebrauchen kann, ist eine Tochter, die eigentlich an der ganzen Lage leicht kaputt geht. Ich sage damit nicht, dass es nicht so ist, sondern nur dass sie es nicht unbedingt wissen muss.
Schnell schnappe ich mir meine Tasche und meine Jacke und eile nach draußen. Zu meinem Glück liegt die Bushaltestelle nur circa 50m von unserer Einfahrt entfernt. Rechtzeitig erwische ich den Bus und lasse mich auf einen der braunen Ledersitze fallen. Er ist recht leer. Lediglich ein paar jüngere Kinder sitzen mit ihrem viel zu großen Rucksäcken mit drin. Naja gut, ich bin anscheinend auch die Einzige, die nicht mit ihrem eigenen Auto zur Schule kommt. Ich habe zwar einen Führerschein vor einem halben Jahr gemacht, aber ein weiteres Auto können wir uns derzeitig wirklich nicht leisten.
Es gibt nun wirklich schlimmeres als das, zumindestens in meinen Augen.

Vor dem riesigen backstein-roten Gebäude bleibe ich einen kurzen Augenblick stehen, um es auf mich wirken zu lassen. Diese Schule ist beinahe doppelt so groß wie meine ehemalige Schule. Ich spüre wie meine Handflächen beginnen zu schwitzen und mein Herz eine Frequenz schneller schlägt.
Ob ich aufgeregt bin? Ich glaube ein bisschen schon.

Viele Schüler stürmen an mir vorbei, hinein in das große Haus. Gruppen stehen herum und Gelächter erfüllt den kahlen Schulgang, als ich mich durch die schwere Metalltür schiebe. Es ist inne gar nicht so angsteinflößend wie ich es mir vorgestellt habe. Ich war noch nie die Neue und wollte es eigentlich auch nie sein.
Naja, aber anscheinend soll ich wohl auch in den Genuss kommen. An meiner ehemaligen Schule hatten wir einmal einen neuen Mitschüler in unserem Kurs, er war sehr aufgeweckt und hatte dadurch keine Schwierigkeiten sich bei uns einzufügen. Ich bezweifle stark, dass es mir auch so schnell klappen wird.

Mit dem Rucksack an mich gedrückt, suche ich den Flur nach einem Schild oder einen Hinweis ab, der mich zu dem Raum führt in dem ich jetzt zur ersten Stunde habe.
Frühe amerikanische Geschichte.
Ich stöhne innerlich vor Frustation auf. Auch ein zweites Mal, beim wiederholtem lesen dieses Kurses, denn leider durfte ich mir diesen nicht aussuchen. Denn sonst hätte ich nicht so etwas langweiliges gewählt. Aber so ist die Highschool eben. Raum 10-3. Na endlich.

Behind my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt