3...oder als ich Farbe in mein graues Leben bekam

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Es ist doch immer das Gleiche oder? Man steht jeden Morgen auf, um am selben Abend wieder ins Bett zu fallen. Zumindestens ist dies bei mir der Fall.
Ich habe viele Marotten und leider hat meine Mutter es seit dem Tod meines Vaters nicht immer leicht mit mir. Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.
Dad starb vor 3 Jahren und doch wache ich jeden Morgen mit der Hoffnung auf, ihn am Frühstückstisch auf seinem Stuhl sitzen zu sehen. Selbst jetzt im neuen Haus noch. Ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken, wenn ich an meinen Vater zurückdenke.
Er hatte immer eine Tasse, gefüllt mit Kaffee und Schokomilch. Er war stolz auf seine eigene Kreation und ich habe sie ihm gerne nachgemacht.
Somit lebt er ja trotzdem irgendwie weiter oder? Und wenn ich dann hier so liege, mit dem Blick in den Himmel gerichtet, dann bin ich ihm wenigstens etwas näher.

Wieso denke ich überhaupt über soetwas nach? Naja es ist Samstagabend und ich befinde mich vor dem Haus auf unserer großen Veranda und beobachte die Sterne. Ich liege in meiner riesigen Hängeschaukel, mein Buch auf meinem Schoß gelegt und den Kaffee auf dem kleinen Tisch neben mir. Weit genug entfernt, um es nicht umzuschmeißen, wenn ich mich etwas anschaukel. Bei meinem Glück würde ich es wirklich schaffen und müsste dann alles von den Holzdielen aufwischen.
Beim hochschauen kann ich nicht eine einzige Wolke entdecken und da es schon weit nach Mitternacht ist, wirkt der Himmel schon fast schwarz.
Würden wir direkt in der Innenstadt von Seattle wohnen, so würde mir dieser schöne Anblick erspart bleiben. Doch ich bin sehr dankbar, dass dem nicht so ist.

Andere Teenager in meinem Alter sind um diese Uhrzeit bei Freunden oder auf Party's. Langweilige schlafen vielleicht auch schon. Doch ich kann mich mit so etwas nicht anfreunden. Anders als Lilo, mit der ich nun seit Mittwoch immer zu Mittag esse. und ich gebe zu, ich mag sie wirklich. Sie ist lustig und unheimlich klug, was Mathematik und Physik angeht. Noch dazu scheint sie in der Schule nicht so viele Freunde zu haben, was mir nur sehr zugute kommt.
Denn das heißt, ich muss nicht mit mehreren Menschen reden. Und in ein paar Kursen ist auch mit dabei, wie zum Beispiel Physik.
Dort will sie mir helfen, da ich eine wandelnde Katastrophe bin.
Sie wollte mich heute sogar mit auf eine Party schleppen. Denn sie ist so ein Teenager, wie die meisten. Aber zum Glück konnte ich mich schnell genug herausreden.

Aber worauf ich bei meinem Gedankengang überhaupt hinaus wollte, ich bin nicht wie die anderen Teenager und auch wenn meine Mom immer sagt, dass es gut so ist, so lange ich ich selbst bleibe, fühle ich mich oft unwohl in meiner Haut. Vor allem aber einsam.
Auch wenn ich an meiner alten Schule gut mit meinen Mitschülern auskam, hatte ich kaum Freunde. Es ist mir nicht wichtig überall dabei zu sein oder mich mit jedem auszutauschen.
Im grunde habe ich eine recht schwierige Zeit hinter mir, doch ich glaube es geht voran.

Also nehme ich mit einem leicht melancholischen Seufzen mein Buch wieder hoch und schlage es auf der markierten Seite auf. Richte meine Kopflampe auf die beste Position und schalte sie wieder ein.
Es geht um einen engstirnigen Geschäftsmann, der in einer verrückten und süßen Frau die Liebe seines Lebens findet. Ich weiß, sag nichts. Wie Klischeehaft ist das denn bitte? Aber ich liebe solche Romane eben. Und dieser wurde vor knapp einer Woche erst veröffentlicht, also musste ich ihn haben.

Gerade als ich das nächste Kapitel beginnen will, höre ich wie sich unser Gartentor öffnet. Es quietscht recht laut und schrill und durchfährt damit die schöne Stille der Nacht.
Ich hieve mich etwas aus der Schaukel, um erkennen zu können, wer da ist.
Meine Mom kann es nicht sein, sie kam vor einer Stunde von ihrer Spätschicht und ist schon zu Bett gegangen.
Mein Lichtstrahl von der Stirnlampe fällt auf einen Jungen, der auf dem Kiesweg steht und sich das Gesicht mit seiner Hand abdeckt.
,,Wer ist da?'' frage ich vorsichtig mit zittriger Stimme und lenke das Licht etwas von seinem Gesicht ab.
,,Oh, ich ham...nicht richtig...'' nuschelt er und dreht sich einmal um seine eigene Achse. Ist das nicht?
,,Arwed?'' frage ich laut und drehe meine Schaukel nach vorne um ihn richtig sehen zu können. ,,Ich bin aber Arwed!'' ruft er und kommt auf mich zu gestolpert.
,,Bist du etwa betrunken?'' frage ich und versuche aufzustehen, was bei der Schaukel echt kniffelig ist. Ich komme eh nicht weit, denn er schleicht die 3 Stufen der Veranda hoch und lässt sich zur Hälfte neben mir und zur Hälfte auf mir fallen. Die Schaukel schwingt dadurch leicht unkontrolliert in alle Richtungen.
Ich versuche zwar zur Seite zu rutschen, doch schaffe es nicht mal annähernd. Er ist riesig und warm noch dazu.
,,Liege ich im Himmel?'' fragt er mit geschlossenen Augen. ,,Nein, eher in meiner Hängeschaukel.'' antworte ich ihm und will mich weiter zur Seite drehen. Doch ich schaffe es einfach nicht.
,,Auch nicht schlecht. Komm her!'' Warte was? Wohin? Ehe ich reagieren kann, legt er einen Arm um mich und zieht mich auf sich. Ich fühle mich in seinen Armen wie ein klines Kind. Und das nicht nur, weil er sicherlich doppelt so groß ist wie ich .
,;Was denkst du, was du da tust?'' frage ich ihn immer noch leicht gequetscht und panisch.
,,Es ist schwierig in so einem Beutel zu zweit zu liegen.'' nuschelt er und zieht sich wieder ein Stück an sich heran. Ich liege nun fast komplett auf seiner Brust.
,;Deshalb lag ich auch bis jetzt hier alleine.'' protestiere ich und will mich hoch hieven, doch er hält mich fest an seine Brust gedrückt. Was ist denn nur plötzlich los mit ihm?

Behind my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt