6...oder als wir doch Freunde wurden

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Ich atme tief ein und wieder aus, Müdigkeit überkommt mich so plötzlich. Ein kurzer Blick ins innere des Raumes lässt mich Lilo leider nicht finden.
Was solls. Er hat sich entschuldigt. Sei keine Bitch Phoebe.
Also gehe ich zu ihm hin, er flezt auf dem Polster und hat seinen Kopf in den Nacken gelegt. Seine Wimpern zucken, also hat er seine Augen nicht geschlossen. Ich stelle mich zwischen seine Beine und tippe leicht sein Knie an.

,,Begleitest du mich nach Hause? Ich bin müde und mir ist kalt.'' in sekundenschnelle sieht er mich an. Mir direkt in die Seele und steht auf. Er nimmt meine Hand und zieht mich mit sich.
Als ob er auf diesen Moment gewartet hätte. Als würde er nur auf mich warten.
,,Hast du alles?'' fragt er leise. ,,Ja, ich schreibe Lilo nur, dass ich gegangen bin.'' ich tippe mit einer Hand, denn die andere lässt er nicht mehr los.
Ein starkes Kribbeln geht von seinen Fingern aus, die meine umschlingen. Es heizt meinen ganzen Körper auf. Ich muss wirklich versuchen mich zu beruhigen.

,,Es wird sicher eine viertel Stunde dauern bis wir da sind. Ist das in Ordnung?'' ich nicke als antwort und laufe weiter neben ihm her.
,,Wo ist deine Jacke?'' fragt er nach ein paar Metern des stillen Schweigens. ,,Bei meiner Mom im Auto.'' ich muss lachen, über meine Schusseligkeit und über diese bekloppte Situation. Ich kann nicht mehr aufhören und merke schnell das Arwed mit mir zusammen lacht. Leise, aber ich kann seine Zähne sehen.

,,Das ist etwas, was ich vermissen würde.'' , ich schaue ihn fragend an. ,,Ich meinte das vorhin ernst. Es tut mir leid, ich werde mich nie wieder wie ein Idiot benehmen. Versprochen!'' er schaut verlegen auf den Boden und flüstert leise dazu: ,,Denn ich möchte dein Lachen nicht missen müssen Tink.''
Ich bleibe stehen. Weiß nicht ganz was ich dazu sagen soll. Ehe ich darauf reagieren konnte spüre ich seine Hand auf meiner Wange. ,,Ich hoffe dass ist eine Freudensträne, weil du nun einen besten Freund hast!'' flüstert er und streicht mir eine Träne von der Wange. Ich nicke, wie benommen.

Sein Blick ruht auf mir, genau wie seine Hand. Ich würde mich gerne auf Zehenspitzen stellen, einfach um ihn näher zu sein. Aber auch das wäre im Moment nicht nah genug. Seine Berührung schießt mir bis in meine kleine Zehe, alles in mir ist wie aufgeladen und ich würde es so gerne rauslassen. Ich könnte es auf den Alkohol schieben.
Ich schiebe die Gedanken schnell beiseite und räuspere mich kurz. ,,Mir wird kalt.'' , ,,Na dann mal los.'' er läuft kurz nach vorne und bückt sich vor mich. ,,Spring auf Tink.'' er lacht und deutet auf seinen Rücken. Ich lache mit ihm und klettere auf seinen Rücken. Er sieht nicht nur stark aus, er scheint es auch wirklich zu sein. Mit einer Leichtigkeit trägt er mich den ganzen Weg bis zu meinem Haus. Bis er mich auf der Veranda wieder absetzt.
Ich hole den Schlüssel raus und schließe auf. Erst als ich im Wohnzimmer stehe merke ich, dass er immer noch draußen steht. Ich gehe zurück um ihn die Tür aufzuhalten.
,,Magst du nicht rein kommen?'' frage ich und suche seinen Blick. ,,Bist du dir sicher?'' ich nicke und ziehe ihn an seinem Arm ins Haus.
,,Meine Mom kommt erst morgen Früh von der Schicht. Willst du noch was zu trinken?'' ich suche ihn, er steht im Flur und sieht sich um. Als ob er gerade wirklich das erste Mal hier im Haus steht. Er schaut sich die Bilder von mir und meinen Eltern an, die meine Mom im Wohnzimmer aufgehängt hat.
Er erschrickt leicht, als er mich im Türrahmen stehen sieht. Ich lache kurz ehe ich ihm eine Flasche Wasser hinhalte. Er nimmt sie und trinkt einen großen Schluck, wobei sein Adamsapfel auf und ab springt. Ich muss aufhören ihn zu beobachten, wenn ich will dass sich mein Herz auch mal wieder beruhigt.
,,Du warst schon immer sehr klein.'' , ,,Ja. Danke.'' ich schlage ihn leicht auf den Arm ehe ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch gehe. Ich zeige ihm das Badezimmer und mache mich nach ihm fertig zum schlafen.
Es läuft alles so automatisch, als hätten wir das schon hunderte Male gemeinsam gemacht. Als ich zurück in mein Zimmer komme steht er an meinem Regal und und liest den Buchrücken eines meiner Romane.
,,Ich wusste gar nicht, dass du Bibliothekarin bist.'' ich kicherte leise und nehme ihm das Buch aus der Hand und stelle es wieder an seinen Platz.
,,Das ist mein Hobby. Ich lese gerne.'' , ,,Na da wäre ich ja jetzt nicht drauf gekommen.'' er lacht und zieht mich zum Bett.
,,Wollen wir noch was schauen oder bist du zu müde?'' fragt er mich, ich weiß nicht genau, ich lege mich hin und sehe ihm dabei zu wie er es sich auf meinem Bett bequem macht. ,,Alles gut?'' er sieht mich wieder an. Ich nicke nur und richte meine Decke.
,,Kann ich dich was fragen?'' er kaut auf seiner Unterlippe, seinen Kopf auf der Hand aufgestützt. Es ist alles so still in diesem Moment.
,,Ja klar.'' flüstere ich , ,,Wo ist dein Vater?'' mir bleibt die Luft weg. ,,Ich...ehm, er...'' er rutscht näher an mich heran und zieht mich an seine Brust. ,,Schon gut, du musst es mir nicht sagen. Komm her, wir schlafen jetzt.'' sein Kinn ruht auf meinem Kopf und seine Hand streicht mir über den Rücken.
Ich kann nicht schlafen, seine Gegenwart lässt mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Immer mal wieder schiebt seine Hand mein Shirt leicht nach oben und streicht es wieder runter.
,,Er ist gestorben, vor ein paar Jahren.'' flüstere ich in seine Brust. Er sagt nichts, atmet tief ein und zieht mich noch weiter an sich.
Er hält mich. Hält mich fest und sagt nichts.
Er ist für mich da. Arwed.
Mit seinem Namen in meinem Verstand gleite ich langsam in den Schlaf.

Behind my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt