zehn hoffnungen

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"Hattest du all die Jahre solche Angst davor, es uns zu sagen?"

Ich nicke mit Tränen in den Augen. Hatte mindestens fünfmal wieder anfangen müssen zu reden.

Und nun habe ich es meinen Eltern gesagt. Endlich.

Sitze gegenüber von ihnen am Küchentisch ihres Hauses, in welchem ich aufgewachsen bin.

So unendlich viele Erinnerungen kommen stets in mir auf, wenn ich dieses Haus betrete.
Vieles, was ich vergessen möchte - vieles, welches ich vergessen habe.

Ich weiss nicht mehr, ob ich der kleine Junge auf den eingerahmten Fotos bin.
Ich bin es - und gleichzeitig nicht mehr.

Meine Eltern schweigen einen Moment, ehe mich meine Mutter umarmt.
Ich habe nicht damit gerechnet - weshalb ich unbeholfen meine Hände an ihren Rücken legte.

Sie flüstert mir ins Ohr, dass es total okay sei. Dass ich es ihnen schon viel früher hätte sagen dürfen.

Mein Vater schaut mich über den Tisch an. Er ist noch nie ein sonderlich körperlicher Mensch gewesen - deshalb bedeutet mir schon nur sein Blick viel.

Sie fragen mich, ob ich denn einen Freund habe. Ich nicke verlegen.
Ob sie ihn denn mal kennenlernen dürfen - fragen sie mich.

Lächle nervös und zucke mit den Schultern. Wenn es denn nicht komisch sei - antworte ich.

Meine Eltern lächeln und sagen, dass nichts komisch sei daran.

Dass ich nicht komisch sei.

Denn ich bin nunmal ich.

Und so bin ich - genau so.

Ja, so bin ich.

ich versinke nicht mehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt