Es lebte einmal in einem Schloss ein junger Prinz, der Robert hieß. Robert hatte eine Freundin, Prinzessin Mila. Die beiden hatten schon vor einigen Jahren geheiratet und lebten nun glücklich in ihrem großen Märchenschloss.
Ein paar Jahre nach ihrer Hochzeit bekamen die beiden eine kleine Tochter, die sie Sophia nannten. Sophia war schon als kleines Baby bildhübsch gewesen und ihre Eltern waren sehr stolz auf ihr wunderschönes Kind. Um ihr Glück mit der ganzen Welt zu teilen, luden sie jeden Bürger ihres Landes in ihr Schloss ein um mit ihnen zu feiern.
Sie luden alle ein – außer eine alte Hexe, die im dunkelsten Wald lebte. Sie hatte kein Postfach, also kam die Einladung leider nicht bei ihr an. Die Hexe erfuhr trotzdem von dem Fest, zu dem sie nicht eingeladen war. Sie beschloss, trotzdem mal vorbei zu schauen und die Feier ein wenig aufzumischen.
Die Gäste tanzten ausgelassen im Ballsaal, gingen im Garten umher und bewunderten das Schloss. Mila und Robert sahen dem bunten Treiben glücklich zu und stießen ab und zu mit ihren Sektgläsern an. Ihre Tochter, die in einem Bettchen neben ihnen lag und schrie, ignorierten sie völlig.
Als das rauschende Fest seinen Höhepunkt erreicht hatte, flogen die Türen des Ballsaals plötzlich auf und die alte Hexe kam herein. »So, so«, krächzte diese, »Hier wird also ohne mich gefeiert. Das geht ja gar nicht.« Sie hob ihre Arme und begann einen Zauberspruch zu murmeln. Alle standen wie erstarrt da und starrten sie an.
Der König fasste sich als erstes und wollte gerade nach den Wachen schreien, als die Zauberin ihren Spruch beendete. Sofort erstarrten alle in genau der Position, in der sie vorher gewesen waren. Die Hexe kicherte fröhlich und schlenderte beschwingt aus dem Ballsaal.
Kaum hatte sie das Schloss verlassen, begannen dornige Rosenranken mit rasendem Tempo aus dem Boden zu wachsen. Innerhalb weniger Minuten war das ganze Schloss mit Ranken überwuchert. Einige Rosenknospen begannen sogar schon, sich zu öffnen.
16 Jahre später
Ein weiterer junger Prinz, der ebenfalls Robert hieß, lief eines Tages an dem zugewucherten Schloss vorbei. Seit dem Attentat vor sechzehn Jahren war dieses Königreich nur noch als »Das tote Reich« bekannt und so kam kaum jemand hier vorbei. Als Robert jedoch an dem Bauwerk vorbeiging, spürte er ein seltsames Ziehen im Bauch, das ihn direkt ins Schloss zog.
Er stolperte und fiel hin, während ihn das unsichtbare etwas direkt auf das Schloss hinzog. Während seiner Fahrt durch den Dreck bekam gelangte ihm auch einiges in den Mund und er verschluckte sich. Robert bekam einen schlimmen Hustenanfall und bemerkte gar nicht, wie die Kraft ihn durch die Rosenranken in das Schloss zog.
Nachdem er sich wieder von seinem Anfall erholt hatte (Er hatte auch noch Asthma und sein Asthmaspray hatte er zuhause vergessen) sah er sich konzentriert um. Er war in demselben Ballsaal, in dem auch Sophia war. Das unsichtbare Etwas zog ihn genau auf das Bettchen zu, das mittlerweile zu einem richtigen Bett gewachsen war.
Wenn man genau hinschaute, konnte man sehen, dass alle Menschen in dem Saal um sechzehn Jahre gealtert waren. So lag eine wunderschöne, sechzehnjährige Prinzessin in diesem Bett. Direkt auf den ersten Blick verliebte sich Robert in das hübsche Mädchen, das dort wie tot lag. Super, eine Leiche als Freundin, meldete sich seine innere Stimme zu Wort.
Robert ignorierte sie und betrachtete ihre langen, braunen Haare, die sich sich auf ihrem Kissen ausbreiteten und in die Rosen hineingeflochten waren. »Dornröschen«, dachte der Prinz sich im Stillen.
»Was guckst du so, küss mich endlich!«, hörte er dann eine fordernde Stimme in seinem Kopf. Perplex starrte er die Schönheit an. Hatte sie etwa mit ihm geredet? (Die bessere Frage wäre gewesen, ob sie überhaupt geredet hatte? Schließlich war sie tot.) »Natürlich, wer sonst?!«, erklang die genervte Stimme wieder.
Der Prinz beugte sich also nach vorne und küsste die erstarrte Prinzessin. Kaum hatten seine Lippen ihre berührt, erwachte diese und erwiderte seinen Kuss. Nach und nach lösten sich auch alle anderen Gäste aus ihrer Starre und gingen verstört nach Hause.
Der König und die Königin dankten dem jungen Mann dafür, dass er sie von dem schrecklichen Zauber bewahrt hatte. Er verbeugte sich vor ihnen und bat gleich darauf um die Hand ihrer Tochter.
Der König schien zuerst etwas skeptisch, doch nachdem Sophia ihn flehend angesehen hatte und er erfuhr, dass der Prinz ebenfalls Robert hieß, erlaubte er die Hochzeit sofort.
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So, jetzt würde ich von euch gerne wissen, ob ihr Dornröschen oder Rotkäppchen besser fandet?
Habt ihr Parallelen erkannt? Ich versuche, Verknüpfungen zwischen den einzelnen Geschichten herzustellen :).
Natürlich gibt es eine kleine *Belohnung* für die, die es erkannt haben... War hier auch noch nicht besonders subtil.
Trotzdem, hier, ein ⭐. Sammelt schön weiter :).Wünscht euch btw gerne Märchen, zwei habe ich noch in petto, dann muss ich mir etwas überlegen.
Schönen Tag euch noch :).
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Märchen mal Anders
Humor»Super, eine Leiche als Freundin, meldete sich seine innere Stimme zu Wort.« ~Robert Hänsel und Gretel, Rotkäppchen und Dornröschen sagen dir etwas, oder? Und was hat Robert mit all diesen überaus bekannten Personen zu tun? Nun, wenn du es rausfinde...