44| Sumi

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Nachdem Bit-na, Hana und Yoon-gi sich endlich für ein Restaurant entschieden haben troten Dal und ich ihnen schweigend hinterher. Schlussendlich kommen wir zehn Minuten später an einem Koreanischen Restaurant an, gehen rein und setzen uns an einen Tisch, welchen uns eine Mitarbeiterin zugeteilt hat. Während ich mich mit Hana und Bit-na auf die Bank an der Wand setzte, setzten sich die zwei Jungs uns gegenüber. Neben Hana, Dal und Yoon-gi ist jeweils noch ein gedeckter Platz frei, wobei ich verwundert die Stirn runzle. Ob noch jemand kommt? Heesung vielleicht? Wohl eher nicht...oder? Hätte Bit-na dann nicht auch etwas gesagt, wenn noch jemand kommt? Verwundert darüber greife ich nach meinem Handy und öffne Line und schaue, ob Heesung mittlerweile meine Nachrichten gelesen hat. Fehlanzeige. All meine Nachrichten, die ich ihm geschrieben habe sind ungelesen. Ob Minjun seinem Bruder überhaupt sein Handy gegeben hat? Ich aktualisiere die App nochmal und sehe eine Nachricht von Minjun, in welche er schreibt, dass er nichts neues zu seinem Bruder weiß. Ich weiß nicht was es ist. Wieso ich mich so fühle, wie ich mich fühle. Doch eins weiß ich, dass ich Heesung vermisse. Das ich verzweifelt bin und ich ihn einfach nur Wiedersehen möchte. Ihn umarmen möchte. Ihn küssen möchte. Ihm nahe sein möchte. Mein Herz zieht sich bei dem Gedanken zusammen und Augenblicklich habe ich das Gefühl wieder, wie all die Tage davor auch, weinen zu müssen. Durch Heesung habe ich mich in Korea wohl gefühlt. Wirklich angekommen. Schon unsere erste Begegnung im Supermarkt war prägend gewesen. Ich vermisse dieses Gefühl von Fröhlichkeit und Geborgenheit so sehr, dass ich das Gefühl habe zusammenzubrechen. Tränen brennen sich in meine Augen, weshalb ich schnell aufstehe und zur Toilette renne. Dort gehe ich sofort in eine Kabine, lehne mich an diese und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Ich kann mit niemanden darüber reden, wie ich mich fühle. Meine Eltern würden sich nur Sorgen machen und verlangen, dass ich zurück nach Deutschland komme. Diana hat momentan zu viel Prüfungsstress, sodass wir kaum miteinander telefonieren und wenn doch dann nur ganz kurz. Mit Bit-na oder denn anderen möchte ich ehrlich gesagt auch nicht darüber reden, da ich nicht genau weiß, wie sie genau darauf reagieren, wenn sie herausfinden, wie sehr ich Heesung wirklich mag. Immer mehr Tränen rinnen meine Wange entlang, weshalb ich mich auf den Boden rutschen lasse und mein Gesicht auf meine angewinkelten Beine lege. Wenn ich doch nur wüsste, dass es ihm gut geht, dass er sicher irgendwo ist. Doch ich weiß nichts. Weiß nicht was vorgefallen ist, wo er sich befindet, ob es ihm gut geht. Nichts. Rein gar nichts. Bei dem Anblick wie er einfach abgehauen ist, zerbricht mein Herz immer und immer mehr. Dann noch meine Schulische Leistung, welche unter all dem leidet. Eine Zeit lang bleibe ich an Ort und Stelle sitzen und lasse meinen Gefühlen freien Lauf.

Erst nachdem ich mich beruhigt habe stehe ich langsam auf und verlasse die Kabine. Stelle mich ans Waschbecken und starre in den Spiegel, in welchem eine Person steht, die ich nicht mehr wieder erkenne. Gerötete Augen, blasse Haut und einen ausdruckslosen Blick. Sofort wende ich meinen Blick vom Spiegel ab, Stelle das Wasser an und wasche mir mit dem kalten Wasser die Hände und spritze mir davon auch etwas ins Gesicht. Ich trockne danach mein Gesicht und meine Hände ab, ehe ich in meine Jackentasche greife und etwas Puder auf mein Gesicht auftrage. Auch wenn dies nicht viel bringt ist es tausendmal besser als davor. Ich packe die Dose Puder wieder weg, schaue mich nochmal im Spiegel an und gehe in Gedanken nochmal kurz durch, was ich als Entschuldigung sage, weshalb ich nach Hause gehen muss. Nachdem ich eine einigermaßen glaubwürdige Ausrede gefunden habe, streiche ich mir ein letztes Mal durch die Haare, atme tief durch und trete aus der Toilette raus. Ich mache mich auf den Weg zu unserem Tisch, wo plötzlich zwei Personen stehen, welche herzlich von den anderen begrüßt werden.

Wie erstarrt bleibe ich mit einem Mal stehen, als ich erkenne, wer da steht. Tränen steigen mir Augenblicklich wieder in die Augen, welche ich krampfhaft versuche zu unterdrücken. Er sieht gut aus. Die Hälfte seines Gesichtes, welches ich sehen kann ist wieder wunderschöne und nicht mehr mit Wunden übersehen. Wie immer sieht er atemberaubend aus. Während er vor dem Tisch steht unterhält er sich angeregt mit den anderen, ehe er seinen Mantel auszieht, ihn über den Stuhl hängt sich umdreht und in meine Richtung läuft. Sein Blick ist dabei nach unten gerichtet und kurz überlege ich, ob ich flüchten sollte. Jedoch verwerfe ich den Gedanken sofort, als er hoch schaut und seine schwarzen Augen auf meine blauen treffen. Augenblicklich bleibt er stehen und schaut mich etwas überrascht an. Immer mehr Tränen sammeln sich in meinen Augen, meine Beine fangen an zu zittern und ich habe somit das Gefühl jeden Moment zusammenzubrechen. Heesung scheint zu merken, dass es mir nicht gut geht, weshalb er schnellen Schrittes auf mich zu kommt, mich sanft am Arm packt und mich um die Ecke zu den Toiletten zieht. Er drückt mich etwas an die Wand hält mich fest und fixiert mich mit seinen Augen. Mein ganzer Körper führt sich wegen seiner Berührung unter Strom gesetzt. Meine Augen fixieren seine, versuche meine Tränen nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Jedoch kann ich es nicht länger aufhalten, weshalb eine Träne nach der anderen meine Wangen herunterlaufen. Sofort löst Heesung seinen Griff um meinen Arm und zieht mich an seine Brust. Eng umschlungen stehen wir an der Wand gelehnt da und nur mein schluchzten ist zu hören. Mein Kopf an seiner Brust höre ich sein Herz schnell und laut schlagen. In Trance schlinge ich meine Arme um seine Hüfte und halte mich an ihm fest. Ich atme seinen Duft ein und vergesse für einen Bruchteil der Sekunde, was zwischen uns vorgefallen ist. Seine eine Hand um meine Taille geleckt, die andere in meinem Nacken, welche mich beide liebevolle streicheln und beruhigen. Ich bin ihm endlich wieder so nahe, kann ihn fühlen und riechen. Trotz das ich mich mittlerweile etwas beruhigt habe, zieht Heesung mich noch etwas enger an sich und legt seinen Kopf auf meinem ab.

In spite of everythingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt