24 - [Gute Frage]

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Mir war es völlig egal gewesen, dass mein tropfenden Haar eine nasse Spur aus Regenwasser im Hausflur hinterließen.

Meine Gedanken drehten sich schließlich nur um eine Sache: Evette und der Kuss.

Noch fühlte sich der Kuss so surreal an. Detailgenau konnte ich das Gefühl ihrer Lippen auf meinen wiedergeben. Sowas konnte doch nicht real sein.

Völlig verträumt Schritt ich durch die Haustür und schmiss mich zu Owen auf die Couch.

,,Du machst alles nass" Quietschte er auf, als meine Haare ihn versehentlich berührten, da ich mich wortwörtlich auf die Couch einfach schmiss.
,,Genau deswegen habe ich dir den Regenschirm angeboten" Nuschelte er ganz mürrisch.

Genervt griff seine Hand zum Sessel, der neben der Couch stand und zog unter dem Haufen an Kissen eine alte Decke hervor, die er mir auf dem Kopf warf.

Normalerweise hätte ich dagegen protestiert, aber ich hatte zu gute Laune, um mich jetzt mit ihm zu streiten.

Ich wickelte die Decke um meine Haare herum und konnte nur hoffen, dass Mom nicht zu Hause war, sonst hätte sie Owen und mir wohl gewaltig in den Hintern dafür getreten.

Ihr hätte es nämlich gar nicht gefallen, dass ich die Decke als Handtuch nutzte.

,,Wie war dein Date?" Fragte er mich sofort mit gehobenen Augenbrauen aus, als ich mich endlich vernünftig hinsetzte.

Völlig in Erinnerungen schwelgend lehnte ich mich mit einem Lächeln zurück, dabei fiel jedoch sofort die Decke von meinem Kopf.

Hätte ja auch niemand ahnen können, dass die Decke, die halb so groß wie ich war, mir auch vom Kopf fallen könnte.

Aber ich wollte mich jetzt nicht mit solchen Gedanken rumplagen.
,,Das Date war toll, genauso wie Evette" Trällerte ich tiefenentspannt.

Wenn Owen es nicht besser gewusst hätte, hätte er wahrscheinlich gedacht, dass ich high wäre.

So wie er mich allerdings von der Seite aus betrachtete, dachte er es wahrscheinlich trotzdem. So verurteilend sah er mich an.

,,Is' was?" Fragte ich ihn doch etwas genervt, denn sein Blick gefiel mir nicht.
,,Schön das du mich dran erinnern musst, dass ich damals nicht mit meinen Cupid zusammengekommen bin" Jammerte er neidisch, dass es schon fast wieder lustig war.

Ich musste mir wirklich mein Lache verkneifen, bis mir nur noch eine Sache durch den Kopf ging: waren wir nun eigentlich zusammen?

Wir hatten zwar händchengehalten und uns geküsst, aber wir hatten nicht wirklich darüber gesprochen, wo wir nun standen.

War sie meine Freundin? Waren wir noch in der Kennlernphase? Man küsste sich doch oft auf Dates, oder etwas nicht? Hatte das alles vielleicht gar nichts zu bedeuten?

,,Deinen Gesichtsausdruck zu sehen, lässt mich glauben, dass du keine Ahnung hast, ob ihr nun zusammen seid" Ich konnte hören, wie Owen mich auslachte.

Aber schlimmer fand ich trotzdem, dass er recht hatte. Was bildete er sich eigentlich ein recht zu haben?

Das war einer dieser Momente, in denen ich mich hätte entscheiden können, ob ich ein ehrliches Gespräch mit ihm führen wollte oder nicht, aber das hätte an meinem Ego nur geknabbert, also entschied ich mich dagegen.

,,Wir lassen es langsam angehen" Gelogen. Vielleicht auch nicht. Ich hatte keine Ahnung.

Alles was ich wusste, war, dass mich sein Gesichtsausdruck nervte. Selbstsicher nickte er langsam, während er seine Augen geschlossen hielt und besserwisserischen mich angrinste.

Ich hätte mit Leichtigkeit ihn ein Kissen ins Gesicht schmeißen können, nur leider musste er seine Augen wieder öffen.

,,Elodie" Sagte er meinen Namen, als wollte er mir eine Lehre erteilen.
,,Du kannst Mom so verarschen. Du kannst deinen Vater so verarschen. Du kannst auch meinen Vater so verarschen" Sprach er und legte seine Stirn beim letzten Satz in Falten.
,,Mich aber nicht"

Überzeugend war er schon und recht hatte er leider auch. Owen und ich hockten vor Langeweile aufeinander.

Jede Lüge, jede Veränderung und jede andere unwichtige Kleinigkeit hätte er bemerkt.

Lustig, vielleicht waren Evette die unscheinbaren Kleinigkeiten deshalb so wichtig: weil sie am meisten zur Persönlichkeit mit bei trugen.

,,Wir waren einfach so sehr im Moment vertieft" Seufzte ich ergeben, denn es machte keinen Sinn zu lügen.
,,Ich hatte einfach alles andere vergessen"
,,Du hast vergessen sie zu fragen, ob sie deine Freundin sein möchte?" Hakte er nach, doch streute er mir nur extra Salz in meine Wunde der Dummheit.

Ich konnte mir schon sein dummes Grinsen vor meinen geschlossenen Augen vorstellen, wie er mich glücklich auslachte.

,,Mach dir nichts draus" Wollte er mich aufmuntern und streichelte mir zu meiner Überraschung sogar sanft über den Rücken.
,,Das passiert den schlechtesten"
,,Meinst du nicht eher den besten?"
,,Nein, mir ist das noch nie passiert"

Angespisst schlug ich seine Hand von mir und nahm doch noch eines der Kissen, um ihn endlich sein verdammtes Lachen von den Lippen zu schlagen.

Ich dachte, er würde endlich leise sein und mir endlich einen nützlichen Ratschlag als mein älterer Bruder geben, nur wurde sein Lachen leider Gottes nur lauter.

,,Du Arsch" Nuschelte ich wütend
,,Tut mir leid, aber der musste sein" Vor Lachen hielt er sich schon eine Hand auf seinen schmerzenden Bauch.

Wenn die Rollen vertauscht gewesen wären, dann hätter er es sicherlich nicht so lustig gefunden... Ich hätte ihn dafür aber wahrscheinlich doppelt so doll ausgelacht.

Genervt lehnte ich mich vor, ich war schon bereit von der Couch aufzustehen und wütend in mein zimmer zu stürmen, bis ich die Nässe meines Haars wieder im Nacken spürte. Selbst mein Rücken war komplett durchgenässt.

Hinterhältig grinste ich ihn an und legte meine Arme um Owen.
,,Ihh!" Quietschte er auf, als meine Haare in seinem Nacken lagen.

Triumphierend sah ich zu ihm auf, als er angeekelt von der Couch aufstand.
,,Was hab ich dir getan?" Begann er sofort mir die Ohren voll zu jammern.
,,Ahm" Überlegte ich sarkastisch.
,,Du hast dich die ganze Zeit lustig über mich gemacht. Ich hätte tatsächlich mal einen guten Rat gebraucht können!"

Augenrollend entfloh im ein Seufzer, während er sich gleichzeitig kopfschüttelnd an seinen Nasenrücken fasste.

Nun fühlte ich mich irgendwie dumm.

,,Was erwartest du nun von mir?" Fragte er mich mit gehobener Augenbraue.
,,Das ich die Antwort für dich herausfinde?" Ich schwieg, denn offensichtlich war er noch nicht fertig gewesen mit reden.
,,Ich weiss das kling scheiße, aber du bist die einzige, die das herausfinden kann"

Ich hasste es, wie recht er doch hatte. Das einzige was ich machen konnte, war Evette zu fragen.

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