Unter der großen Eiche hatte sie mich geführt und legte sich wiedereinmal in das weiche Gras.
Oh, wie gern ich ihre Hand nehmen wollte, die einfach mit den Grashalmen spielte.
Aber Evette blieb ganz still und sah zur Baumkrone hoch. Sie wartete. Sie wartete auf meine Erklärung.
,,Ich hab immer gedacht, dass alle mich hassen würden, wenn sie es wüssten"
Selbst wenn man nie viel mit queeren Personen zutun hatte, hat man doch immer von der Gewalt gegen sie gehört.
Selbst wenn meine Familie und Freunde nie negativ über queere Personen gesprochen hatte, hat man trotzdem immer die Angst gehabt, dass sie einem nicht akzeptieren würden
Evette sah nicht zu mir, sturr hang ihr Blick in der Luft, aber trotzdem schien sie meine Worte aufzunehmen und darüber nachzudenken.
,,Ich war so neidisch auf dich, als du einfach mit einem Lächeln allen von deiner Sexualität erzählten konntest. Etwas, dass ich nach drei Jahren nicht konnte, ich konnte es nicht einmal beim Namen benennen"
Ich lachte leicht. Meine Finger griffen nach den herausgerissenen Grashalmen, die Evette einfach liegen ließ. Ich dachte mir, dass ich ihr so eventuell näher sein könnte, in dem ich sie selber berührte.
,,Es tut mir leid, falls ich dir diese Projektwoche ruiniert habe. Ich weiss wie sehr dir dieses Projekt bedeutet, so wie du über deinen Ex gesprochen hast"
Ich hasste es, dass nun ich dieses Mal von ihrem Ex anfing, aber seinetwegen wollte sie erst hier mitmachen. Vielleicht hätte ich ihm dankbar sein sollen, ohne ihn hätte Evette dieses Jahr vielleicht gar nicht mitgemacht, dann hätte ich sie erst gar nicht kennengelernt.
,,Ich muss dir wirklich danken, Evette" Mein Blick lag nur auf ihr. Vereinzelt schien Sonnenstrahlen auf ihr und ließen ihre Augen leuchten.
,,Wenn es nicht für dich wäre, dann könnte ich eventuell noch immer nicht akzeptieren, dass ich lesbisch bin"Mit einmal sah sie mir in die Augen. Schock, Verwirrung, Stolz, Freude und noch mehr Verwirrung, spielten sich auf ihren Gesicht ab. Sie ließ von dem Grashalmen ab und setzte sich gerade auf.
Nun wollte sie endlich ein Gespräch auf Augenhöhe mit mir führen. Lächelnd setzte ich mich hin. Ihre Lippen zitterten, sie wollte etwas sagen.
,,Du - du hast gerade" Stotterte sie, aber so wirklich schien Evette selbst nicht zu wissen, was sie eigentlich sagen wollte.
,,Du bist lesbisch"Sie ließ mich auflachen. Aus ihrem Mund klang es eher wie eine Frage, als eine Antwort.
,,Es musste wirklich erst mein Bruder ins Zimmer laufen und mit ansehen, wie ich das schönste Mädchen der Welt küsse, um mir das einigermaßen eingestehen zu können"
Sie lachte. Es waren nicht einmal 24h vergangen, aber langsam wurde mit bewusst, dass ich an Entzugserscheinungen litt, als ich ihr Lächeln sah.
Gott, Evette wurde zu meiner Droge, die ich täglich konsumieren musste. Ein Kuss war nicht genug, ich wollte tausende.
,,Was hat er dazu gesagt?" Fragte sie mich, als sie sich vor Lachen beruhigt hatte. Ich konnte in dem Moment nicht anders, als angestrengt mit den Augen zu rollen.
,,Zu erst meinte er, dass er mich nicht lieb hat" Ihre Augen weiteten sich, aber nicht in Schock, dafür war meine Stimme zu gelassen.
,,Dann meinte er, dass ich hässlich in Kleider ausseh" Da war wieder ihr breites Grinsen auf den Lippen.
,,Daraufhin sagte er zu mir, dass er mir die Haare im Schlaf schneiden würde" Auch ich musste mir langsam mein Lachen verkneifen.
Jetzt schien ich erst zu bemerken, weshalb er genau diese Worte wählte. Nichts davon war ernst gemeint, genau wie diese Situation auch nicht für ihn ernst war.
Ich war einfach lesbisch, dass war ich schon immer. Nichts hätte etwas daran geändert, da Owen mich nur auf diese Weise kannte.
Ich war immer noch ich.
,,Dann meinte er, dass er meine Freunde absichtlich beim falschen Namen nennen würde" Evette legte ihre Stirn in falten. Ob sie sich nun fragte, ob er sie auch beim falschen Namen nannte.
,,Und zu guter letzt sagte er, dass er nicht zulassen würde, dass ich meine Lieblingsserie gucken darf"
,,Was hat das damit zu tun?" Wollte Evette wissen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
,,Er wollte damit sagen, dass sich niemals etwas zwischen uns ändern wird"Sichtlich spiegelte sich Erleichterung auf ihren Lippen ab. Ihre Lippen... Noch war ich nicht fertig gewesen.
,,Der Kuss, Evette" Wieder fühlte es sich verboten an, ihr in die Augen zu sehen, trotzdem sah ich nicht weg.
,,Nie hatte ich mich so lebendig gefühlt"Gespannt hörte sie mir zu, dabei rückte sie ganz still und heimlich einige Zentimeter auf mich zu.
,,Mein Herz schlug wie wild. Mein gesamter Körper steckte in Brant. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein"
Ich hätte ewig so weiter reden können, nur sah ich Evette nicht mehr an, sondern starrte träumend in den Himmel herauf.
Mit roten Wangen sah ich wieder zu ihr. Es musste ein Spiegel vor mir stehen, denn Evette trug die selbe Farbe auf ihren Wangen wie auch ich. Auch ihre Lippen waren so geformt wie meine.
,,Elodie" Wisperte sie meinen Namen. Wie sehr ich ihr Worte hören wollte. Wie sehr ich mich meiner Sucht nach ihr hingeben wollte, aber wollte sie es denn auch?
Evette war ein Porträt, dass ich studieren wollte. Sie war eine Kunst für sich. Etwas, dass man nur in einem Museum betrachten konnte.
Trotzdem saß sie lebendig vor mir.
Und trotzdem konnte ich ihre Lippen auf meinen spüren. Ohne Vorwarnung hatte sie einfach ihren Mund auf meinen gedrückt, doch hätte ich niemals im Traum darüber nachgedacht, mich auch nur ansatzweise darüber zu beschweren.
Sie war ein Kunstwerk, dass mir auf meiner trostlosen Leinwand Farbe einhauchte. Und ich wollte ein Teil ihrer Perfektion sein.
Gierig umschlossen meine Hände ihre Wangen und ließen es einfach passieren - draußen, wo uns jeder hätte sehen können.
So abhängig war ich schon von ihr.
Trotz meiner Angst ließ ich es zu und trauerte darum, als sie unsere Lippen wieder trennte.
Schnell hob sich ihre Brust, als hätte ich ihr den gesamten Atem geraubt, dabei war sie doch diejenige, die so atemberaubend schön war.
,,Wolltest du mich nicht noch auf ein Date einladen?"
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Stupid Cupid
Romans➵ 𝐄𝐥𝐨𝐝𝐢𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐄𝐯𝐞𝐭𝐭𝐞 | 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Elodie und die Liebe sind wie Feuer und Wasser. So harmlos die Liebe auch sein mag, sie fürchtet sich zu verbrennen. Als ihre Freunde sie auch noch dazu überredeten, an der jährliches Tradition ihr...